.- (¬Der¬ fahrende Skolast ; 6 - 9. 1961 - 1964)
. Was soll ich dazu sagen? Ist dem denn nicht entgegen die Erfahrung deines alten Weisen: Ich richtete mein Herz darauf, Klugheit und Lehre, Irr tum und Torheit zu erforschen, und ich ward inne, daß auch darin Mühe und Geistesplage ist. Denn bei vielem Wis sen ist viel Mißmut, und wer die Kennt nis mehrt, mehrt auch das Leid (Eccl. 1, 17 f.)? Man sagt, daß Erkennen die innerlichste Weise sei, etwas zu besit zen und zu umfassen, und mir will scheinen, daß Erkennen nur die Ober fläche der Dinge eben anrührt
, daß sie nicht eindringt in mein Herz, in jene Tiefen meines Wesens, in denen ich wirklich ich bin, sondern nur eine immer neue Betäubung der Langeweile und der Öde meines Herzens ist, das nach wahrem Leben und wahrem Be sitz der Dinge hungert, nach dem Leben, in dem alle Wirklichkeit, nicht bloß ihre Begriffe und Worte, selbst wie in einer rauschenden Melodie in mein Herz strömt. Wahrhaftig, mein Gott, bloßes Wissen ist nichts, es wirkt nichts als das Leid der Erfahrung, daß man so die Wirk lichkeit nie zum eigenen
Leben machen kann. Nur die Erfahrung wissender Liebe läßt mein Herz an das Herz der Dinge rühren. Nur die Erfahrung wan delt mich selber um. Nur wenn ich sel ber ganz dabei bin — und nur in wis sender Liebe, nicht im bloßen Erken nen bin ich ganz dabei — wandelt die Begegnung mit der Wirklichkeit mich selbst ganz, und nur dann habe ich ein „Wissen“, das ich selber bin, das nicht bloß wie ein flüchtiger Schatten über die Bühne meines Bewußtseins zieht, sondern bleibt, weil und wie ich selber bleibe
. Nur ein Erfahrenes, ein Erleb tes und Erlittenes ist ein Wissen, das sich nicht am Ende enttäuscht in Lang weile und Vergessen, sondern das Herz erfüllt mit der wissenden Weisheit er fahrener Liebe. Dank deiner Barmherzigkeit, du un endlicher Gott, daß ich von dir nicht bloß weiß mit Begriffen und Worten, sondern dich erfahren, erlebt und er litten habe. Denn die erste und letzte Erfahrung meines Lebens bist du. Ja wirklich du selber, nicht dein Begriff, nicht dein Name, den wir dir gegeben
eine ferne undeutliche Kunde von dir in Menschenworten. Dich kann ich darum nicht vergessen, weil du ja die inner ste Mitte meines Wesens geworden bist. Wenn du ln mir lebst, geistern nicht bloß leere, blasse Worte von aller Wirk lichkeit in meinem Geist, die in ihrer Vielfalt und ihrem Durcheinander mein Herz nur verwirren und meinen Geist müde machen. In der Taufe hast du, Vater, dein Wort dürch mein Wesen hindurchgesprochen, das Wort, das vor allen Dingen war, wirklicher