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Author:
Entleutner, Anton / von Anton Entleutner
Place:
München
Publisher:
Comm.-Verl. des Literar. Inst.
Physical description:
173 S. : zahlr. Ill.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Trentino-Südtirol ; s.Immergrüne Pflanzen
Location mark:
II 109.756
Intern ID:
201919
ritzten Dornen die zarten Fusse der Liebesgöttin blutig, und das hervorträufelnde Blut röthete die bis dahin vveisse Rose. ?So viel Thränen vergisst die paphische Göttin als Tropfen Blutes Adonis: am Boden da werden sie alle zu Blumen, Rosen erwachsen dem Blut, Anemonen den Thränen der Göttin.s An diese Mythe, ausser der die Griechen noch einige andere erdichteten, Jehnt sich auch eine altiranische Legende an. Einer morgenländischen Tradition zufolge keimte die erste Rose aus Muhamed’s
Schweisstropfen. Wie es für den Muhamedaner Sünde ist, auf beschriebenes Papier zu treten, weil darauf der Name Allah stehen könnte, so darf er auch nicht auf Rosenblätter treten, da selbe nach dem Koran heiligen Ursprunges sind. Nach einer jüdischen Sage stammt die rothe Farbe der Rose von dem ersten Blute, das auf Erden vergossen wurde. Bei den Aegyptern finden wir die Rose in den ältesten Hieroglyphen, und beim Isis-Kultus kamen auch Rosen in Verwendung. Die indische Mythe lässt eine tausendblättrige Rose
erblühen, deren Kelch das schönste Weib umhüllte. Auch die Pagode Siri, die schönste Gemahlin des Wischnu und eine Hauptgottheit der Inder, wurde von einer Rose geboren. Eine indische Königstochter soll der Sage nach das Rosenöl entdeckt haben. In China wurde die Rose seit dem höchsten Alterthum mit grosser Vorliebe gezogen, und sie ist dort wie in Japan auf den ältesten Denkmälern genannt. Die chinesische kaiserliche Bibliothek enthält unter 1500 Werken über Pflanzenkunde allein 500 über die Pflege
der Rosen. Bei den Babyloniern stand die Rose zu Herodot’s Zeiten in hohen Ehren. Ihr Bild grub man auf den Knopf des Spazierstockes ein. ln Macédonien, wo Theophrast die Doppelrose wachsen lässt, erblühten in den Gärten des Midas die sechzigblättrigen, berauschend duftenden Rosen von selbst. Persien war von jeher das Vaterland der Rosen, woraus sich auch erklärt, dass gerade von persischen Dichtern die Rose am meisten besungen wird. Wer kennt nicht aus den Liedern von Hafis, des persischen Anakreon
, die Rosen von Schiras? Auch jetzt noch ist Persien ein Blumenländ und liefert Rosen von vollendeter Form- und Farbenschönheit sowie überaus feinem Dufte. Ueber Teheran lesen wir in Ritter’s Erdkunde: «Die Rose