Vom Beginn des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.- (Geschichte der neueren deutschen Literatur in Tirol ; Abt. 1)
50 Bauernbühne vertraut, setzte er in großer Zeit kräftig mit der heimischen Mundart ein und trug zur Begeisterung seiner Landsleute bei. Er bildete das schon als Siegeslied des Tiroler Landsturmes nach zurückgewiesenem Einfalle der Franzosen im Spanischen Erbfolgekriege aus einem 'alten Wallfahrerliede in Südtirol umgeformte, rasch volkstümlich gewordene „Spin- geserlied" (1797) um und gab ihm am Schluffe die Beziehung auf den Grafen Lehrbach*). Beim Ausbruch des Tiroler Frei heitskampfes
im April 1809 amtete er in Brixen und dichtete gegen Bayern ein „satirisches Volkslied". (Anhang, Nr. 7). Als politischer Lyriker kam er jedoch, als Tirol mehrmals den Herrn wechselte, in eine schiefe Stellung, die er in seinen „Rück erinnerungen über meinen Lebenslauf" nicht völlig zu ver decken vermochte?). Zur großen ständischen Huldigungsfeier im Mai 1816 dichtete er das Volksstück „Der Tiroler Kirchtag", das jedoch von der Zensur zurückgehalten und erst 1819 bei Wagner in Innsbruck
als „Nationallustspiel mit Gesang in zwei Aufzügen" gedruckt wurde. Es ist in gereimten Alexandrinern geschrieben und bewegt sich je nach den auftretenden Personen zwischen Mundart und Hochdeutsch. Das Bestreben, die mund artliche Klangfarbe in Rede und Reim zu überwinden, tritt jetzt in den hochdeutschen Dichtungen der Tiroler klarer hervor. Patriotische Gedichte, meist im Dialekte, und da oft in An lehnung an I. F. Primisser, verfaßte 1796 bis 1797 auch der Chorregent P. P. Standacher in Schwas). Er steht weit
hinter Zoller zurück, seine Kriegslieder sind klobig und da und dort mit geschmacklosen Redewendungen gespickt, doch sinkt er nicht ins Gemein-Schmutzige, wie es manchmal bei andern i) Ludwig v. Hörmann, Das Schlachtlied vom Spinges, Festschrift des Tiroler Sängerbundes in Innsbruck 1898, S. 26. Vgl. die Xtpi* abbildvng in der Deutsch-österr. Lit.-Gesch. l. 759. Bauer a. a. £>., S. 104 fg. ») O. Schiffe! v. Fleschenberg, Zu Fr. C. Zollers politischer Lyrik, Uhls „Teutonia" (Arbeiten zur germanischen
Philologie, Leipzig, H. Haessel, 1915) 15, 51 fg. — Robert F. Arnold und K. Wagner, Achtzehnhundertneun. Die politische Lyrik des Kriegsjahres (Schriften des literarischen Vereins in Wien Xk. 1909), S. 22i, 228, 245, 424. ®) Goedekes Grundriß i) 2 , VI. 664. Reugedruckt sind seine Gedichte in der Sammlung von I. E. Bauer, Tiroler Kriegslieder, S. 10, 87, 96, uz, 121,134,141, Die Originalhandschrist (mit Noten) besitzt Regierungs- rat Dr. I, v. Hörmanu in Innsbruck.