Vom Beginn des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.- (Geschichte der neueren deutschen Literatur in Tirol ; Abt. 1)
129 eines Innsbrucker Arztes gewählt. Da mußte Beda Weber ^ 'den Widerstand der Mutter brechen und 1827 fand die Hochzeit •** statt. Durch diesen Freundschaftsdienst fühlte sich Streiter eng mit Beda verbunden, so daß sie nicht nur gemeinsam au den „Alpenblumen" teilnahmen, sondern auch im Privatleben zueinander hielten. Ms dann Streiter 1837 seine geliebte Frau durch den Tod verlor und mit sechs unmündigen Kindern trostlos aus Cavalese nach Bozen zurückkehrte, hier sogar in religiöse
Schwärmerei verfiel, war es abermals Beda, der ihn seelisch wieder auftichtete und ihm als zweite Frau seine Primiz- braut, das Fräulein Julie v. Gartenberg, empfahl. Inzwischen hatte Streiter zur Aufsicht über die Kinder eine Freundin seiner ersten Frau, das Fräulein Anna v. Kapeller, ins Haus ge nommen. Die Wirtschaft erheischte auch sonst Sorge. Auf seinem reizenden Ansitze zu Unter-Paiersberg in den Zwölfmal- greie» gingen berühmte Gelehrte und Künstler aus und ein. Hier besuchten ihn Gregorovius
, Sulpiz BoisserLe, Fallmerayer, Steub, auch Gilm und Adolf Pichler. Beda Weber verbrachte daselbst meist einen Teil seiner Ferien, hatte sein eigenes Zimmer und fühlte sich wohl in diesem Bozener Tusmlum. Th. Mommsen, der Germanist I. A. Schmeller, L. Tieck, D. Fr. Strauß, Hammer-Purgstall und Grillparzers gehörten zu Streiters Brieffreunden. In Bozen selbst pflegte jedoch Streiter keine Gesellschaften zu besuchen; den heißen Sommer verbrachte er in seinem Landhause zu Klobenstein am Ritten
. An den „Alpenblumen" hatte sich Streiter besonders mit Novellen und Idyllen beteiligt („Die Schauspieler", „Oie Schützenbraut", „Das Fensterlen") und mit einem Drama „Oswald von Wolkenstein" (1. Akt) hervorgewagt; 1839 er schien sein Märchendrama „Die Lebensquelle", das man fälschlich für eine Satire auf die Bozener hielt, ein romantisches Erzeugnis, voll von poetischer Schönheit, aber geringerer Ge staltungskraft. Es spielt im Palaste des Schahs von Persien, die letzte Szene in dessen Lager, und erhärtet
in wunderlich verschnörkelten Bildern den lehrhaften Satz, daß Sinnengenuß nur Ekel bringt, die geistigen Güter aber die wahre Lebensquelle l ) A. Pichler, Grillparzer und Streiter, Wiener Zeitung 1891, Nr. 34, jetzt Gef. W. W. 12, 187 fg. Prem, kiieralurgkschichle. 9