Walther von der Vogelweide : ein Dichterleben.- (Geisteshelden ; 1)
49 — mir, daß es nicht vom Herzen gehe. Der verliert doch seine Zeit, denn ihm ward nie von rechter Liebe weder wohl noch wehe, deßhalb ist sein Glaube schlecht. Doch wenn er denkt, wie Minne kränkt, dann wird er meinem Sang gerecht". Viel hoffnungsvoller klingt schon das folgende: „Minn' ist ein alltäglich Wort und doch seltsam in den Thaten, das ist so. Minn' ist aller Tugend Hort, ohne sie wird nie ein Menschen herz recht froh. Weil ich dessen sicher bin, nun, Frau Minne, freu
in Eins verschmelzen. Einfach, aber gerade deshalb um so herzlicher, gesteht nun die Frau ihre Empfindung: „Es lebt ein Held mit treuem Sinn, der immer mir gebieten kann, was er des Guten von mir will. Sein bied'rer Mut bringt ihm Gewinn: ich that ihm Lieb's schon manchen Tag. Das kommt von Minn' und ihrem Spiel. Mir ist durch ihn, muß ich gestehn, ein Heil vor allen Frau'n geschehn. D'rum ist das Glück uns beiden jetzt erblüht, es warb in meinem Herzen sich den Sieg sein ritterlich Gemüt? Ja die Frau
gerät alsbald in Kampf mit sich selbst: sie zweifelt, ob sie wird versagen können, worum er sie fleht. Und dennoch darf sie es nicht, das ist ihre schmerzliche Klage. „Über alle anderen hat er es davon getragen und ihre Liebesmühen matt gesetzt", schließt sie mit einer Phrase Reinmar's. Zum Teil überwindet die Leidenschaft ihre Bedenken, denn daß Walther sie geküßt und umarmt habe, gibt die Frau in einem weitern Liede (L. 119. 17) zu: S ch L 7> b a ch, Walther von der Wogelweide. 4