Segantini.- (Künstler-Monographien ; 72).- (Liebhaber-Ausgaben)
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Author:
Montandon, Marcel ; Segantini, Giovanni [Ill.] / von Marcel Montandon
Place:
Bielefeld [u.a.]
Publisher:
Velhagen & Klasing
Physical description:
122 S. : zahlr. Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
In Fraktur
Subject heading:
p.Segantini, Giovanni
Location mark:
III A-21.433
Intern ID:
95473
, der doch solvohl seinen Dante kannte, als auch genug südliche Phantasie besaß, er habe seine Engel gestalten bei Burne-Jones entlehnt. Nun hat der Meister die ganze Skala des Schmerzes erschöpft und will sich neu verjüngen an einem Werk voll Jugendlust und -licht, Lenzcshauch und Liebeszauber. Zuerst faßt er den Plan zu einer „Neuen Verkündigung"; aber dieser Gedanke ist in dem eigentümlichen Entwurf, der uns davon geblieben, nicht abgeklärt genug, trotz der Ver heißung, die uns die Ankunft eines Übermenschen
Nietzschcscher Art mit der Zugabe von großer Güte, prophezeit. . . „Mögen deine Kinder schön für die Liebe, mächtig im Kampf und klug im Siege werden . . .", so lautet die Inschrift auf dem Throne der künftigen Mutter, und die Worte, die ein Engel ihr ins Ohr flüstert (Abb. 87). Sie aber lehnt bewegungslos an der Terrasscnmaucr, weit hinaushorchcnd ins düstre Tal, wo ein Zug über die Schienen braust. Interessant ist das Werk hauptsächlich deshalb, weil es Scgantinis Empfinden, ungeschwächt
durch die Bergeinsamkeit, in der er sich verschanzt, mit allem was außerhalb die Welt bewegt, wieder aufs neue deutlich beweist; und von seinen Höhen ruft er mit gewohntem Freimut seine Meinung zu uns herab. Was die „Liebe am Born des Lebens" (Abb. 88) betrifft, so ist dies Werk des italienischen Meisters keineswegs eine Neubchaudlung des alten Themas, das zahllose Künstler von der Renaissance bis auf den heutigen Tag beschäftigte, und das sogar Leute wie Hans Saudreuter in Basel und Beit in Wien