¬Das¬ Passionsspiel von Vorderthiersee in Tirol : das bittere Leiden und Sterben, die glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn Jesu Christi ; in 4 Aufzügen
— 51 ist ber rechte Ort für mich. Ihr Höllengeister, hier steigt aus meiner Brust, hier rast und tobt euch aus. (Pause. Er horcht als ob er Stimmen vernehmen würde.) Wehe! Was raunt ihr unaufhörlich, ewig wieder mir in's Ohr? „Freund, wozu bist du gekommen ?" — Schweigt, schweigt ihr Höllenstimmen! Ich ertrag's nicht länger. (Pause. Er blickt starren Auges wie nach einem Phantom.) lind dieses Antlitz — da ist es wieder! O Meister, ich erkenne dich! Weh, weh mir! Welche Milde strahlt
aus diesen Zügen mir entgegen, mir, dem Verräter ! Die Lippen öffnen sich. — Horch, er redet: „Freund wozu bist du gekommen?" — Wie, nur immer dieses Verdammungswort — immer, immer wieder? Das bist du nicht, mein Meister, so hast du Sünder nie von dir gestoßen. Ein Trugbild Satans ist, was mich berückt, verwirrt, mich in Verzweiflung stürzen will. (Pause.) Wer spricht hier? (Blickt um sich.) Ich selber bin's. O, es war wieder Nacht in meiner Seele, Nacht voll wüster Träume. — Träume? So wäre es nicht wahr
, daß ich den Meister hätt' verraten? Warum auch sollt' ich's tun? War er nicht liebreich, gnädig, milde, stets mit mir? Was müßte der verdienen, der an ihm Unrecht tut, der ihn verraten? Weh mix! Da ist das Wort der Hölle wieder! Ich hör' ihr Hohngelächter! Horcht — horcht! Und SWer- klang — war das nicht Silberklang? Ja, ja! — Ich wanke — der Abgrund öffnet sich „Meister, sei mir gegrüßt!" Hört ihr? Ach — wer hilft mir? Die Kräfte schwinden — o Tod, ich rufe dich ! (Wankt zurück nach dem Hintergründe und sinkt
betäubt auf einen Felsblock hin.) (Petrus erscheint, ganz in Trauer versunken und weinend.) Petrus. Hier ist's so menschenleer, so einsam. Hier kann ich meinen Schmerz ausweinen. — Nimm, guter Meister, diese Tränen hin als Sühne; mehr 4 *