Anton Freiherr Di Pauli : ein Lebensbild als Beitrag zur Geschichte Österreichs und Tirols in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.- (Schlern-Schriften ; 19)
diese Liebe auszuhalten.“ Am Schluß des Briefes bemerkte er noch bezüglich der Politik: „Das ist das Beste von ganz Venedig, daß ich auch nicht eine Silbe von diesen leidigen Geschichten zu hören bekomme.“ A m 27. April traf Di Pauli wieder in Kaltem ein; seine Familie hatte er in Venedig znrückgelassen. Von Kal tem begab er sich zn Anfang Mai (1872) nach Innsbruck. Am 10. Mai war dort Erzherzog Albrecht eingetroffen, um die dortige Garnison zn inspizieren. Di Pauli machte ihm seine Aufwartung
, wobei wohl auch anderes als vom Wetter gesprochen wurde, denn der Erzherzog schätzte Di Pauli sehr. Der Aufenthalt in Inns bruck dürfte im übrigen wohl auch politischen Besprechungen gewidmet gewesen sein, denn Di Pauli hielt sich ungefähr acht Tage in der Landeshauptstadt auf. Am 15. Mai traf er wieder bei seiner Familie in Venedig ein. An diesem Tage schrieb er seiner Mutter, da er direkt von Innsbruck nach Venedig gefahren war, ohne sich in Kaltem aufzuhalten: „In Eile berichte
ich, daß ich glücklich in Venedig bin und Betty, obwohl sie während meiner Abwesenheit einmal unwohl war, ganz passabel angetroffen habe. Über meine Innsbrucker Reise, die viel interessanter aus fiel, als ich erwartete, werde ich nächstens berichten.“ Leider ist dieser Bericht nicht mehr vorhanden. Er meldete dann seiner Mut ter, welche Quartiervorsorgen er für seinen Schwager Franz Buol getroffen habe, der in den nächsten Tagen mit seiner Familie auch in Venedig erwartet wurde. Außer Buol erschienen in Ve nedig
Marko v. Lutterotti, der soeben seine Advokatenprüfung gemacht hatte, und Josef Di Pauli. Bei Buol wurde auch noch Marianna Biegeleben erwartet, die in den nächsten Tagen ein traf. Diese große Kolonie von Bekannten und Verwandten mag den Venetianer Aufenthalt besonders für Franz Buol und Di Pauli entschieden versüßt haben. Nach einem Berichte Di Paulis an seine Mutter war Franz Buol über Venedig gar nicht erbaut, er „findet es langweiliger als Kaltem“. „Ich begreife“, fährt Di Pauli in diesem Briefe
fort: „er darf nicht baden und zum bloßen Spazierengehen wäre mir auch das Schalderextal oder sonst so ein Waldwinkel viel lieber.“ — Man wird vielleicht über dieses für Venedig so abträgliche Urteil erstaunt sein, aber man darf nicht vergessen, daß für Buol und Di Pauli Venedig keine neue Erscheinung war, und daß tätige Männer einen sogenannten Kur aufenthalt und die damit notwendig verbundene teilweise Un tätigkeit verabscheuen. Ans einem andern noch aus Venedig datierten Briefe erfährt