Philippine Welser, die schöne Augsburgerin : Erzählung für das Volk.- (Köhlers illustrierte Jugend- und Volksbibliothek ; 23)
der Erzherzog befunden hatte, wandte gleichmütig den Blick auf ihn, und ein höhnischer Zug flog um seinen Mund, als nun nach übcrstandener Gefahr Ferdinand unter dem Fenster anhielt, fächelnd Zu der schreckensbleichen Philippine hinaufblickte, seinen Hut Zog und, sich verneigend, zu ihr hinaufgrüßte. Weiterreitend wandte er sich noch mals um und wiederholte den Gruß mit der Hand. Dieser Vorgang war eine so auffallende Huldigung, daß jetzt zahlreiche Augen von seiten des Volkes auf der Straße
sowohl, als auch der Frauen und Herren in den Fenstern der gegenüber befindlichen Hauser sich auf Philippine richteten, deren große Schönheit schon damals in ganz Augsburg gerühmt und gefeiert ward, so daß man sie all gemein nur „die schöne Welserin" nannte. Durch diese ihr zugewandte Aufmerksamkeit wurde sie so sehr verschüchtert und verwirrt, daß sie, in Thronen ausbrechend, das Fenster verließ, auf einen Stuhl nieder sank und heftig Zu schluchzen begann. „Aber Kind!" wandte sich da Frau von Loxan
er schrocken zu ihr, „warum denn weinen? Hat dich das Scheuwerden des Rosses so sehr entsetzt? Es sah nur für dich so gefährlich aus, und dein Schreckensschrei steckte auch mich an, die ich doch wissen mußte, daß dem Herrn Erzherzoge nichts geschehen werde, da er ein ebenso gewandter als kühner Reiter ist, dessen starke Faust das widerspenstigste Pferd zu bündigen versteht. Komm, trockne deine Thränen und kehre Zum Fenster zurück; denn soeben werden noch die Fürsten, Grafen und andere Herren des Reichstags