Schlanders und seine Geschichte [2] : Dorfbuch der Marktgemeinde Schlanders : von 1815 bis zur Gegenwart
er die Familie Spieler veranlasst habe, ihre jüngste Tochter, die zwölfjährige Magdalena, nicht von Weihbischof Bernhard Galura firmen zu lassen und dass Gorfer »übrigens auch schädliche Grundsätze in Hinsicht auf den Staat oder auf die politische Regierung« begünstige, indem er für das österreichische Kaiserhaus »die nachteiligsten Schicksale prophe zeite«. 142 Dekan Tschiderer schlägt die Einsetzung einer »Untersuchungs- kommission« vor, »bestehend aus einem Geistlichen und einem politischen Kommissar
beauftragt wurde, mit Jo sef Gorfer am 10. Mai 1822 ein »Verhör« vorzunehmen. Nach Gor fer wurden auch der Wibmer Bauer Christian Spieler und dessen ältester Sohn, der 20-jährige Martin, verhört. Alle diese Verhöre er gaben dasselbe Resultat, und zwar dass die Beschuldigten erklär ten, »katholisch« zu sein, d. h. genauer »alt-katholisch«, eben tradi tionstreu, nicht »modernisiert katholisch«, dass sie nichts gegen die katholische Religion hätten, sondern nur »gegen die Geistlichen wegen
das Prüfungsamt meint, sie seien teilweise gar nicht leserlich, insgesamt jedoch »unschäd lich«. So hat das Landesgubernium in Innsbruck den »Fall Gorfer« offenbar für weniger gefährlich erachtet als die lokalen geistlichen und weltlichen Behörden. Nach Richard Staffier schweigen dann die Akten für rund ein Jahr über den Fall, bis Pfarrer Peuger im Herbst 1823 wieder nachstieß und dem Dekan Tschiderer von Meran mitteilte, dass die Familie Spieler am Wibenhof »immer hartnäckiger auf ihrer Trennung
vom öffentlichen Gottesdienste beharre«. 147 Peuger lässt erneut Bekehrungsversuche vornehmen, und zwar diesmal durch den Schlanderser Kapuziner-Guardian Pater Stefan Althueber und den Kooperator Anton Gruber, allerdings wieder vergeblich. Da der alte Spieler bereits über 70 Jahre alt war und seit einiger Zeit kränkelte, stellte sich Pfarrer Peuger die Frage, was zu gesche hen habe, wenn Christian Spieler einmal stürbe. Es stellte sich die Frage nach dem kirchlichen Begräbnis. Das sollte nun eine gravie rende
Angelegenheit von üblem Nachgeschmack werden, wahrhaf tig bis heute kein Ruhmesblatt für die Kirche von Schlanders und Dekan Peuger selbst. Am 30. Oktober 1823 starb Christian Spieler, der alte Wibenhof- bauer, und nun begann - wie Hartung von Hartungen schreibt - »der entwürdigende Kampf um die Bestattung des Toten«. 148 Geschichte des Dekanates Schlanders 49