G'spassige und b'sundere Leut : Erinnerungen aus dem Tiroler Volksleben
Einst war davon die Rede, und jemand meinte: „Leonhard, du mußt auch mit, denn alles, was Mann ist, muß mit; du kannst laufen wie ein Dragoner und den Tornister trägst du leicht." „Na," jagte der Leonhard, „wenn die werben foiiimen, verschlief ich mich im Baäsen, da finden sie mich nicht." Mitunter besuchte er auch Vas Theater des Gesellen hauses. und da gefielen ihm besonders die Possen, und er sagte dann, er habe viel gelacht und applaudiert. Daß er blind war, störte seinen Frohsinn
nicht im geringsten; das, sagte er, sei so ein kleines Lebens- kreuzl, das man schon tragen könne. Schlimmer wäre es, meinte er. wenn ich nichts hörte und nichts reden könnte. Am Hören aber fohlte es beim Leonhard nicht ; er hörte so fein, daß er die leiseste Regung vernahm, und sein Gedächtnis war so treu, daß er nach Jahren wieder jemand all der Stimme erkannte. Als seine Eltern hörten, daß im bekannten Gnadeno cte Dreieichen jeinand wieder das Augenlicht erhalten habe, brachte seine Mutter den halbgewachseuen
Jungen nach Dreieichen. Leonhard betete bis Zur Wandlung bei der Messe, die sie dort horten. Nach der Wandlung griff er an seine Augenhöhlen uiib als er fühlte, daß da nicht die geringste Änderung Vor sich gegangen sei, ließ er das Beten und meinte: