— 121 „Ich? Ich bin ja nur ein Schreiber! Verstehe nichts vom Kriegshandwerke." „Nicht so muthlos, Kind! Die Anderen sollen kämpfen, Du sollst nur befehlen! Johannes, der Lohn ist herrlich, der Dir winkt. Der Herr und nicht der Diener hier auf Schloß Rodeneck zu sein, ein Weib zu freien, das Du liebst! Die arme, vielgeprüfte Waise, das brave Wiedertäuferkind, das man hier unmenschlich ge fangen hält, wird eine schmucke Schloßfrau werden." Johannes war plötzlich. wie mit Purpur nbergoßen
. „Ihr wüßtet, Mutter?" stotterte er heraus. „Daß Du die gute Petronilla liebst? Was entgeht dem Auge einer Mutter?" Johannes wurde plötzlich lebhaft. „Ja, Mutter, ich liebe, ich verehre Petronilla! O, welche O-ualen muß ich dahier leiden, wenn ich mit gekrümmtem Rücken täglich sehen muß, wie sie diese adeligen Schlemmer mit roher Zärt lichkeit verfolgen, wie sie die stolze Freifrau hochmüthig und rauh behandelt. O Mutter, dies sind Augenblicke, wo einem das Herz vor Wuth und Mitleid bersten möchte
." Plötzlich horchte er gespannt auf. „Hört Ihr?! Soeben stieß sie im Gange draußen einen Auf schrei ans!" Johannes hatte den Satz kaum vollendet, als Petronilla mit gerötheten Wangen in die Stube stürzte, hinter ihr Junker Kurt von Haltweil. „Verdammte, kleine Schlange, Du entschlüpfst mir nicht!" grinste sie der verliebte, aufgeregte Schwabe an, und suchte dabei, unbekümmert um Johannes und Cordula, das sich sträubende Mäd chen zu sich heranzuziehen. „Laßt mich, Herr! Ich bitte Euch!" flehte Petronilla
, sich mühsam losringend. Johannes konnte nicht mehr länger an sich halten.