Wilhelm Bienner, Kanzler von Tirol : Drama in 5 Akten
Ferdinand: Weiß Gott, was das für Teufelskünste find; des Fürsten Schwager mag sein' Freud' haben über den Empfang! Rolf: Nun ist's wiederum dunkel; alles Trug, nichts denn Lug ist auf der Welt! Ferdinand: Wohl dir, daß du das endlich begreifst; aber dem' rührselig' Art, das zu sagen, ist mir zuwider; mit scharfen Augen sehen, wie die Welt ist, und ihr den noch den Rücken nit kehren, das ist männlich! Rolf: Itzt zünden sie Lichter an auf der großen Wiest da drunten; schau', die vielen Lichter
, beinah' so viele als am Himmel! So nur der Vater heut' noch kommen würde, er hätt' sein' Freud' daran! Ich bilde mir ein, das alles geschieht ihm zu Ehren! Ferdinand: Ist's auch so gewiß, daß er alsobald wird kommen? Ich kann's kaum glauben; ich hati' beinah' kein' Hoffnung mehr; ich glaub' bald nichts mehr, denn das ich mit eignen Augen seh'. Rolf: In der ganzen Stadt ist's bekannt, daß er freigesprochen ist worden und wahrscheinlich heut' noch kommt; sonst ganz gewiß morgen! — Raketen, schau
', Raketen! — Wie Schlangen Zischen sie auf j — viel hundert sind's — nun hangen sie still in der Lust — (man hört fernes Knallen) und das Schloß, aus dem sie sind auf gestiegen, so leuchtend grün! Das ist so schön, daß man möcht' weinen! Ferdinand: Warum weinen, so du was Schönes siehst? Ein Narr bist du! Wir haben Grund genug, froh zu sein! Was dem Vater mit der Begnadigung auch gleich hat die Freiheit erwirkt, weiß ich so wenig, wie den Schurken, so hat seine Schriften verraten. Rolf (ist bei dem Wort
„Schurken" zusammengezuckt): Es braucht ja nit ein Schelm gewesen zu sein! 'Ferdinand: Was vermeinst du damit?