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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 306 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanua Franziska. 291 Schäften beladen, so gab sich Herr von Fremi ot, so hieß ihr Vater, selbst mit dein Unterricht seiner jungen Tochter ab, insbesondere Unterwies er sie mit großer Sorgfalt in der Religion. Als sich spater ihre ältere Schwester Margaretha an einen Baron von Effran Vkrheirathete, so bat jene den Vater, auf einige Zeit Franziska in Hren künftigen Wohnort, Poitou, mitnehmen zu dürfen. Die Hoch- Zeit wurde mit großen Festlichkeiten zu Poitou gefeiert

, und man cher der eingeladenen jungen Herrn suchte bei dieser Gelegenheit die Neigung der Franziska zu gewinnen. Da sie aber noch sehr 1Ung war, so gab ihr Margaretha ein älteres Frauenzimmer zur Gesellschafterin; diese war aber eine Gleißnerin, die bei äußerlichem instand und Sittsamkeit ganz weltlich gesinnt und verdorben war. Sie suchte der juugeu Franziska Neigung zum Putz, zu Lustbar keiten, zu freien Manieken beizubringen, hingegen sie von Einsamkeit, erbaulicher Lesung und Gebet abwendig

zu machen. Schon wankte das junge Mädchen und sing an leichtsinniger und weltlicher zu werden. Aber der himmlische Vater ließ sie nicht los, eine innere stimme machte ihr Vorwürfe; sie warf sich vor einem Kruzisir nieder und klagte sich selber an in bittern Neuethränen. Von nun 6n mied Franziska jeden Umgang mit jener unreligiösen Person. Ein junger Edelmann, ein Hausfreund ihres Schwagers, faßte kW e heftige Neigung zu Franziska; beide, sowohl ihre Schwester üls deren Mann, waren eifrig darauf bedacht

Franziska zu bewegen, lhm das Jawort und die Hand zu geben. Diese war nicht ab- ßeneigt auf den Antrag einzugehen und hatte schon mehrere Be suche yon ihm angenommen, als sie plötzlich erfuhr, was in an ihr ^sher absichtlich verborgen hatte, daß ihr Bräutigam reformirt sei. Da waren nun alle Zureden vergeblich, Franziska erklärte mit aller Festigkeit, daß sie nie und nimmermehr einen Gegner der katho- ^schen Kirche zur Ehe nehmen werde. Daß Franziska sich geweigert hatte, blindlings in der wichtigsten

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 312 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanna Franziska. 297 örach sich eine Oeffnung an der Gurgel, so daß, wenn die Kranke reden wollte, nicht zum Mund, sondern unter dem Kinn ein Blasen der Luft herausging; die Heilige mußte nun durch diese entsetzliche Halsöffnung etwas Brühe in das lebendige Grab hinein gießen, und erhielt die Kranke auf diese Weise noch 21 Tage am Leben. Nachdem Franziska die Kranke Z'/2 Jahre so verpflegt hatte, ging es dem Ende zu; und hier zeigte der Heiland

, daß nur Er Noch weiter in der Liebe gehen könne, als seine treue Schülerin; durch ein silbernes Zünglein wurde der Sterbenden noch ein kleines Theilchen der hl. Hostie in die Oeffnung des Halses gelassen, und so gab der unendlich Barmherzige seinen Leib derjenigen, welche außer Franziska der armseligste Mensch vor Ekel kaum ansehen konnte. Einmal war Weinlese auf ihren Besitzungen; sie reiste deßhalb dahin. Da aber brach die Ruhr fast in allen Häusern des Dorfes aus. Darum überließ Franziska das Herbsten ihren Dienstleuten; ste

zu brachte, verging selten ein Tag, wo Franziska nicht einige Leichen wusch und zum Begräbniß bereitete. Eine andere Frau hätte den Drt mit der Ruhr möglichst schnell verlassen; Franziska scheint viel länger geblieben Zu sein, als ihre Geschäfte es verlangten, gerade wegen der Ruhr. Die junge Wittwe hatte sich schon lange mit Gott und dem hl. Franz von Sales berathen, daß sie der Welt ganz entsagen Wolle, als ihr ein sehr vorteilhafter Heirathsantrag gemacht wurde. Nur mit Mühe konnte Franziska

ihren Vater und Bruder bewegen, ihr zu erlauben, daß sie das Anerbieten zurückweise und sich einer neuen Bestimmung widme. Ihr einziger Sohn legte sich im heftigen Schmerz der Trennung sogar über die Thürschwelle mit der Erklärung, ffe müsse über ihn hinwegschrciten, wenn sie gehe. Franziska, in der

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 307 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
292 21. August. Tie HI. Johanna Franziska. gung, abgestoßen von den Menschen, wehr bei Gott Trost und Liebe zu suchen. Endlich kam ein Brief vom Vater, Franziska solle nach Haus kommen. Ein Baron von Chantal, rühmlich bekannt durch seine Kriegsthaten und seine strenge Tugend und Frömmigkeit, hatte bei dem Präsidenten Fremiot um die Hand seiner Tochter angehalten. Fremivi Heilte es derselben mit, setzte aber ausdrücklich bei, daß er ihr freie Wahl lasse. Franziska erklärte, sie wolle sich ganz

den Wünschen ihres Vaters fügen- Sie bereitete sich zu dem großen Schritt vor durch Zurückgezogenheit, durch Betrachtung und Gebet, durch gute Werke und öftern Gebrauch der hl. Sakramente. Vornehme Frauen kümmern sich oft sehr wenig um das Haus wesen und überlassen Alles den Dienstleuten. Franziska hingegen erwies sich alsbald nach ihrer Verehelichung als Muster einer christ lichen Hausfrau. Bor Allem führte sie die Ordnung ein, daß alle Hausgenossen jeden Morgen und Abend

mit ihr sich zu einer ge meinsamen Andacht versammelten. An Werktagen hörte sie ganz früh Morgens die hl. Messe in der Schloßkapelle; an Sonn- und Feiertagen aber ließ sie sich auch durch das schlechteste Wetter nicht abhalten, dem Pfarrgottesdicnste in der Dorfkirche beizuwohnen/ obschon es eine halbe Stunde weit war; wie sie selbst sagte, so seien die Vornehmen schuldig dem Volk ein gutes Beispiel zu geben und sollten mit ihm gemeinsam Gott anbeten. Außerdem aber pflegte Franziska auch sonst unter Tag mehrmal zu beten

und im Leben der Heiligen zu lesen; hingegen warf sie einige schlechte Bücher/ welche sie im Schloß vorfand, in das Feuer. Franziska suchte insbesondere rechtschaffene Dienstboten zu be kommen; sie erklärte ihnen, Gott sei der Herr aller Herrschaften, ihm müsse man vor Allem dienen, darum sollten sie besonders getreu ihre Pflichten als Christen erfüllen, also fleißig beten, das Wort Gottes anhören, die hl. Messe besuchen und die hl. Sakramente em pfangen. Sie selbst stand in aller Frühe auf und vertheilte

jedem seine Arbeit. Wurde ein Dienstbot krank, so verpflegte sie es mit mütterlicher Sorgfalt; überhaupt behandelte Franziska die große Menge der Dienstboten mit solcher Klugheit und Güte, daß D während ihres ganzen Lebens nicht mehr als zwei Diener fort schicken mußte.

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 309 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
294 21. August. Die hl. Johanna Franziska. häufiger die Kranken, blieb länger bei den Armen, betete noch mehr, und verfertigte zahlreichere Arbeiten für die Pfarrkirche. Franziska hatte erst vor wenigen Tagen ein Mädchen geboren, als plötzlich ihr die Nachricht überbracht wurde, daß ihr Gemahl auf der Jagd durch Versehen geschossen sei worden; neun Tage nachher war Franziska eine Wittwe von 28 Iahren. Sie machte nun das Gelübde, sich nie mehr zu verehelichen, vertheilte alle farbigen Kleider

, um an den heiligen Stätten ihr Leben zu beschließen. Franziska fühlte wohl, daß man seinen schönsten und besten Gedanken nicht immer trauen dürfe, als seien sie reine Einge bungen Gottes; wie Gott dem Menschen durch Menschen die bl- Sakramente spendesse nehme er gewöhnlich aìtch wieder Menschen als Werkzeug, um auf die Bahn zur Seligkeit zu leiten. Franziska bat deßhalb inständig zu Gott, daß er ihr den rechten Führer ihrer Seele verleihe. — Bei einem Besuche, den sie ihrem Vater in Dijon machte, wurde

ihr von frommen Personen ein Beichtvater außerordentlich angerühmt. Franziska, voll des redlichsten Willens, unterwarf sich seiner Führung. Er gab ihr eine unendliche Menge von Gebeten, Betrachtungen und religiösen Uebungen auf; der gleichen mußte sie viel fasten, sich kasteien und um Mitternacht auf stehen. Die demüthige Frau ließ sich auf diese Weise zwei Jahre lang von ihrem unverständigen Beichtvater plagen; sie fühlte aber wohl , daß dieser Mann für sie der rechte Führer nicht sei. Da wurde

der hl. Franziskus von Sales nach Dijon eingeladen, dort die Fastenpredigten zu halten. Beim ersten Anblick desselben fühlte Franziska deutlich, dieß sei der Seelenführer, welchen Gott ihr be-- stimmt habe. Sie beichtete ihm und blieb später in beständigem Briefwechsel mit diesem heiligen Bischof, der mit wunderbarer Güte und Weisheit ihre Seele zur Vollkommenheit leitete.

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 313 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
298 21. August. Die hl. Johanna Franziska. Überzeugung, es sei Gottes Wille, thai es. Sie reiste nach Annecp zu ihrem heiligen Seelenführer und gründete dort mit noch zwei Personen vornehmen Standes den Orden von der Heimsuchung Maria oder Salesianerinnen. Letzteren Namen haben sie davon, weil vom hl. Franz von Sales der Gedanke, die Statuten und die Leitung dieses Ordens kam. Ihre Aufgabe ist hauptsächlich, außer einem eingezogenen christlichen Leben, Kranken- und Armenpflege, Unter richt

und Erziehung der Kinder.' Das, was Franziska an den zwei Kranken, von welchen oben erzählt ist, geübt hatte, war nur eine Vorbereitung. Sie ging nun gleichsam auf die Jagd nach Hilfsbedürftigen und verpflegte gerade besonders die, welche kein Mensch vor Ekel sonst anrühren wollte. Da Franziska einmal eine Person, die in Folge ihres lüderlichen Lebens voll Würmer und Krebsgeschwüre war, verpflegte, tadelte man sie darüber, indem man solche Leute zum abschreckenden Beispiel für Andere ihrem Elend überlassen

solle. Franziska erwiderte: „Christus ist auch für die Sünder gekommen und nicht für die Gerechten; gerade eine Sünderin braucht es besonders/ daß man sich um sie annimmt.' > Es gelang der hl. Franziska, die armselige Person nicht nur leiblich, sondern auch an der Seele wieder herzustellen; sie führte nach ihrer Genesung ein bußfertiges Leben. Diese neu^ von Franziska gegründete Gesellschaft hatte ein solches Gedeihen, daß der Erzbischof von Lyon die Heilige kommen ließ, damit sie den Orden

auch in seiner Residenz- einführe. Von nun an kamen von allen Seiten Aufforderungen an die heilige Frau oder an den hl. Franz von Sales, den neuen Orden da und dort zu gründen. Franziska reiste selbst in die einzelnen Städte und hatte oft mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen, bis eine Gründung ganz zu Stand gebracht war, aber überall gab Gott seinen Segen dazu. Mitten aber in ihrer großen Thätigkeit für die Ehre Gottes und das geistliche und leibliche Wohl der Menschen wurde sie heim^ gesucht

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 216 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
202 4. November. Die sel. Franziska. nur mit Schimpfen und Übeln Nachreden vergalt. Dennoch schickte die selige Franziska das boshafte Weib nicht sort, sondern sagte Zu den Ihrigen: „Gott will un6 durch diese Person ein zweifaches Verdienst verschaffen, nicht nur die Uebung der Barmherzigkeit, sondern auch die der Geduld.' Am herzoglichen Hof wurde keine besondere Kleiderpracht geführt; als sie aber einmal eine scharfe Predigt darüber gehört hatte, bat sie den Herzog, daß noch größere

Bescheidenheit in den Kleidern am Hof eingeführt werde, um dem Adel und der Bürgerschaft im guten Beispiel voranzugehen. ' Nachdem Franziska 15 Jahre in gottseliger Ehe gelebt hatte, starb der Herzog. Sein Nachfolger beging die grobe Ungerechtigkeit, daß er, aufgehetzt von Verleumdern, die Wittwe all ihier Güter beraubte, so daß sie verschmäht und verfolgt bei armen Leuten sich aushielt und mit Kirchengehen und Andacht sich beschäftigte. Dieses Leben in Armseligkeit mußte aber um so größern Werth vor Gott

haben, da die Eltern der seligen Franziska noch bei Leben waren und ein Fürstenthum in Frankreich besaßen. Nach zwei Zähren wurde der Herzog, durch welchen Franziska Alles verloren hatte, schwer krank und starb; schon während seiner Krankheü stand sie ihm bei, ging dann mit seiner Leiche, ließ hl. Messen ur ein lesen und gab viel Almosen für fein Seelenheil. Der Nachfolger des Her zogs hatte ihr nämlich all' ihre früheren Güter wieder zurückgegeben. Später wollten ihre Verwandten und selbst der König von Frank

reich mit à Gewalt es durchsetzen, daß die erst 32 ^ahre alte Wittwe sich mit dem Herzog von Savoyen, der sie zur Ehe be gehrte, verheirathe. Allein trotz allem Zureden und dem Zwang, welchen man gegen sie anwendete, blieb sie standhaft bet ihrer Er klärung, daß sie nicht noch einmal sich in die Sorgen und Unnchen der Welt verstricken wolle, nachdem sie Gott durch den Wànstand davon befreit habe. Franziska Hatte den Entschluß gefaßt, em Kar meliterkloster zu stiften

und selbst in dasselbe einzutreten. Deßhalb sammelte sie unterschiedliche fromme Jungfrauen um sich und unter richtete sie in dem Weg der Tugend und klösterlicher Zucht, mch- dem Frauen des Karmeliterordens berufen und das Kloster gebaut war und bezogen werden konnte, ließ sich dic Herzogin sel st in d«S Noviziat aufnehmen, mn Klosterfrau zu werden. Da die Prio ri« begehrte, Franziska solle neben ihr sitzen wegen ihres hohen

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 311 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
296 21. August. Die hl. Johanna Franziska. Bauer einen Knaben, der neben der Straße lag voll Geschwüren und Gestank ; der Landmann nahm ihn auf den Karren und brachte ihn zu der Frau von Chantal. Diese nahm den Armen ganz freundlich auf, gab ihm frisches Weißzeug und verband seine offenen Schäden. Sie brachte ihm selbst das Essen, saß zu ihm an das Bett, belehrte und tröstete ihn mit religiösen Zufprüchen. Wenn Franziska zuweilen bei ihrem Schwiegervater bleiben mußte und eine Magd dem Kranken

das Essen brachte, hielt diese die Nase zu vor dem Gestank und ging eilig wieder fort. Franziska hatte den Armen mehrere Monate im Haus und verpflegte ihn, wie eine Mutter ihr liebstes Kind; sie wachte selbst ganze Nachte bei ihm- Als er endlich starb, bat er die heilige Frau voll Dank und Ehr furcht um ihren Segen. Den Todten wusch Franziska selber und legte ihn an, und als ein.Verwandter Zornig darüber schalt, sagte sie: „Vetter, seit ich aus der hl. Schrift weiß, daß unser Hei land bei seinem Leiden

wie ein Aussätziger ausgesehen hat, habe ich keinen Abscheu mehr vor dem Aussatz, außer vor dem Aussaß der Sünde.' Nach einiger Zeit kam eine Frau, welche von ihrem Mann verstoßen worden war wegen eines abscheulichen Krebsgeschwüres an der Nase. Nach ihrer gewohnten Güte nahm Franziska die Un glückliche auf und verpflegte sie. Das Uebel fraß um sich, so daß auch die Stirn e und das übrige Gesicht ganz zerfressen wurde- Die Ohren, die Lippen, das Kinn, der Hals, ein Theil der Brust verfaulten gänzlich

, so daß die Frau einem gräßlichen, halbverwe> senden Leichnam glich, nur die zwei Augäpfel im Gesicht hielten an dm Nerven fest; dabei war der Gestank ganz fürchterlich. Kein Mensch brachte es über sich, zu diesem gräßlichen lebendigen West', zu diesem wandelnden Geschwür zu gehen; nur Franziska wartete der Kranken unverdrossen ab; täglich ging sie dreimal zu ihr. Die Dienstboten, die Verwandten machten der jungen Wittwe Vorstellungen dagegen; allein sie erwiderte ganz richtig: „Kein Mensch will zu ihr gehen

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 361 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
344 27. November. Die gottsel. Franziska vom hl. Sakrament. zeihung und gab ihr die allerfreundlichsten Worte. Wollte aber eine Klosterfrau sich selbst bei Franziska entschuldigen wegen einer ihr zugefügten Beleidigung, so kam Franziska ihr eilends Zuvor, fiel vor ihr nieder und klagte sich selbst als den. schuldigen Theil am Indem ihr das Leben so schwer ankam, so ließ sie sich dadurch nicht zur Nachlässigkeit verleiten, sondern brauchte im Gegentheil recht Gewalt; besonders strengte

sie sich sehr an, in die Gegenwart Gottes sich zu versetzen. Deßhalb schlief Franziska auch so wenig, damit sie mehr Zeit zum Beten gewinne. Sie hatte sich selbst viele Mündliche Gebete auferlegt und gestattete sich nicht Zu schlafen, bevor alle verrichtet waren; jede Nacht um 12 Uhr betete sie drei Vaterunser und Ave Maria zu Ehren der Geburt Christi, welche Gewohnheit sie bis zu ihrem Tode fortsetzte, und auch in selbiger Stunde verschieden ist, auch unter dem Spinnen, Nähen u. s. >v. betete sie fortwährend, der Rosenkranz

kam ihr fast nie aus der Hand. Auf solche Weise brachte es Franziska Zu einer groDn- Hei ligung, so daß sie alle andern Klosterfrauen übertraf, die nicht mit so vielen Versuchungen zu kämpfen hatten. Mancher Mensch, wenn er von seinem Gewissen oder auch von außen gemahnt wird, christlicher zu leben und sich von sündigen Gewohnheiten loszu machen, entschuldigt sich damit, er habe eben ein schlimmes Tem perament, er könne nicht anders leben. Ja selbst solche, die nach Besserung streben, verzagen oft

und geben sich selber auf, wenn sie gegen ihren/Vorsatz wieder in die alten Fehler gefallen sind- Du siehst an der gottseligen Franziska, wie der Mensch auch mit den allerschlimmsten Neigungen und unter lebenslänglichen heftigen Versuchungen dennoch heilig werden kann. Du darfst nur stand hast mit deinem freien Willen gegen alle sündhafte Anwandlungen kämpfen, d. h. in allen Stücken das Gegentheil von dem thun, was die Versuchung dir znmuthet. Neigungen und Versuchungen zum Bösen sind noch keine Sünde

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 308 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
21. August. Die hl. Johanna Franziska. 293 Durch weise Eintheilung und Sparsamkeit setzte sich Franziska w den Stand, viel auf die Annen zu verwenden, welche sie liebte als Brüder Christi. Verschämte Arme unterstützte sie im Verbor genen ; sonst war es ihr ein Vergnügen, sich mit den Armen, welche auf das Schloß kamen, freundlich zu unterhalten und sie eigen händig zu bedienen, wenn sie auch noch so grob und abstoßend waren. Einmal war ein halbes Jahr lang Hungersnoth im Land; da kamen

die Armen selbst 6 und 7 Stunden weit her, um bei 'der gütigen Frau Nahrung zu suchen. Da traf es sich zuweilen, baß manche unbescheidene Leute, wenn sie ihre Gabe erhalten hatten, alsbald sich wieder unter den Haufen mischten, dem erst noch aus- getheilt wurde, und sich auf's Neue stellten, als hätten sie noch nichts bekommen. Franziska merkte wohl diese Betrügerei, aber statt Vorwürfe zu machen, reichte sie ihnen zum zweiten Mal eine Gabe; sie sagte: „Ach mein Gott, jeden Augenblick bettle ich vor ber

Thüre deiner Barmherzigkeit; wie ginge es mir, wenn du mich nur ein einziges Mal zulassen und beim zweiten Mal Zu rück weisen würdest!' Armen ehrbaren Familien sandte sie alle Tage nach der Zahl der Angehörigen einen halben oder ganzen Laib Brod. Bei der großen Menge, die unaufhörlich nach dem Schloß ihre Zuflucht nahmen, hatte Franziska zuletzt allen Vorrath bis auf einen Scheffel Mehl ausgetheilt; dennoch fuhr sie fort, an die Ar men auSzutheilen. Da geschah dann das Wunder, wie bei der Wittwe

von Sarepta, daß sechs Monate lang dieser Scheffel aus reichte für den Gebrauch der Dienstleute und Vertheilung an die Dürftigen, die jeden Tag zu ihrer Wohnung, wie zu einem Jahr markt zusammenströmten. In ihrer Demuth schrieb die hl. Fran ziska dieses Wunder dem Gebet ihrer sehr frommen Magd Jo hanna zu. Der Baron von Chantal wurde oft in Staatsangelegenheiten vom König an den Hof berufen. Während der Zeit seiner Abwesen heit nahm Franziska wenig Besuche an, legte allen Schmuck und reiche Kleider

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 359 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
342 27. November. Die gottsel. Franziska, vom hl. Sakrament. Franziska hatte aber auch noch Anderes zu bekämpfen, wie' ein Krieger, den die Feinde von zwei und drei Seiten zugleich anfallen. Sie war nämlich von Natur überaus trotzig und zum Zorn geneigt. Wenn ihr nur das Geringste vorkam, war sie sogleich ungeduldig, und wenn sie nur ein wenig unfreundlich angesehen wurde, geriech sie in Zorn und Aerger. Sie wurde deß- halb öfters von ihren Obern gestraft; dennoch hatte sie über 20 Jahre

ihr vor, als stünden viele Teufel vor ihr mit großen Zetteln, auf welchen alle ihre Sünden von früher Kindheit an bis jetzt aufgeschrieben waren; auch die geringste Kleinigkeit war nicht vergessen. Die Teufel lasen Alles vor und machten daraus ungeheuer große Sünden, wovon keine Vergebung mehr zu finden, sie sei ewig verloren. ,. Zum Ueberfluß gleichsam wurde dann die arme Franziska auch äußerlich noch schwer bedrängt. Sie war fast bei allen ihren Mitschwestern verachtet und verhaßt, denn sie schien wenig Verstand

zu haben, war unschön von Gestalt, unangenehm im Reden, und zeigte ein aufbrausendes grobes Wesen. Obschon nicht ihr Wille, sondern ihr Temperament schuld daran war, wurde sie doch von - den Obern schwer gestraft, und als einmal der Provinzial kam, wurde die viel geplagte Franziska noch als Zänkerin und Ruhe störerin Verklagt. Sie bekam nun eine Buße dafür, welche für sie die allerschmerzlichste war, nämlich, daß sie einige Monate nicht mehr zum Tisch des Herrn gehen durste, und daß ihr der Beicht vater

, der sie allein noch bei ihren Trübsalen und Anfechtungen getröstet und belehrt hatte, genommen wurde. Ich habe nun einige von den Versuchungen angegeben, womit 'die gottselige Franziska gleichsam wie ein Wild lebenslänglich gehetzt wurde — ich will aber nun auch zeigen, wie sie sich dabei benommen

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 358 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
27. November. Die gottscl. Franziska vom hl. Sakrament. 341 37. November. Die gottselige Franziska vom hl. Sakrament. >6. Jahrhundert. (Kampf und Sieg.) ÄVanches Mädchen hat in jüngeren Iahren Klostergedanken; sobald aber eine Mannsperson ihr Zuneigung zeigt, wirst sie sich der Welt in die Arme. So ging eS auch mit Franziska; ob- schon sie nicht schön und angenehm war, so fing sie doch mit einem Vetter von Adel eine Liebschaft an. Dieses war schon drei Jahre lang fortgegangen und sie dabei

der Welt genießen. Um jene Zeit hatte die hl. Theresa in der Stadt Sona ein Karmeliterkloster für Jungfrauen errichtet; hier ließ sich auch Franziska aufnehmen. Allein die Sünden ihres vergangenen Lebens gingen ihr fo zu Herzen, daß sie meinte, Gott könne ihr kaum mehr verzeihen, und daß sie höchst trostlos und verzagt umherging. Auf ihr andringendes Gebet bekam sie endlich den Trost, es sei diese Unruhe und Angst nur eine Versuchung des Teufels, sie solle ihre Sünden beichten

und werde auch die nöthige Gnade dazu be kommen. Franziska that solches und legte eine Generalbeicht ab, worauf sie ihre Angst und Mißtrauen gegen die Barmherzigkeit Gottes zwar verlor, aber dafür setzte ihr der Teufel mit anderen schweren Versuchungen zu. Insbesondere wurde sie außerordentlich heftig von unreinen Gedanken angefochten, und zwar wurde sie lebenslänglich von diesen Anwandlungen geplagt, ob schon sie über 60 Jahre alt wurde. Ihre Seele schwebte dadurch in großer Ge fahr, wie ein Mensch

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 362 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
27. November. Die gottsel. Franziska vom hl. Sakrament. 345 Kraft abgeht; diese Gnade steht Jedem zu Gebot, der nur darnach langen mag, nämlich durch Gebet und Gebrauch der hl. Sakramente. Wie sehr diese treue Seele in ihrem lebenslänglichen Kampfe von dem Herrn geliebt wurde, zeigte er durch manche Erschei nungen , womit er sie begnadigte. Da sie einst in der Charwoche das Leiden Christi betrachtete, erschien er ihr ganz verwundet und Mit Blut überronnen, wovon ihr Herz unsägliches Mitleid

empfand. Cr aber nahte sich zu ihr, tauchte einen Finger in sein rosenfarbiges Blut und spritzte ihr davon in'S Angesicht. Dieses heilige Blut durchdrang ihren ganzen Leib und verursachte ihr unsägliche Schmerzen. Es nahm auch Christus die Dornenkrone von seinem Haupte und berührte damit sanft ihre Stirne, wovon sie abermals solche Schmerzen empfand, als würden ihr beide Augen aus ihrem Kopfe und alles Eingeweide aus dem Leibe gerissen. Franziska fürchtete aber hieb ei, man werde nun Wundmalen

, wie wenn nach einem Tag voll Regen und Sturm Abends der Himmel sich lichtet, gegen Osten ein Regenbogen erscheint, und im Westen die Sonne im weiten Abendroth schön und tröstlich untergeht. Einige Tage vor ihrem Tode ward Franziska zum erstenmal seit ihrem Eintritt in's Kloster gänzlich frei von allen unreinen Ver suchungen, bekam Erscheinungen von Christus, der freundlich mit ihr redete, und unmittelbar vor ihrem Sterben sah sie den Herrn und seine heiligste Mutter, den hl. Joseph und noch einige Hei lige

, die sie besonders verehrt hatte, wie wenn sie ihre Seele abholen wollten. Um Mitternacht schied dann ihre gebenedeite Seele sanft von dem Leibe, als wenn sie nur süß eingeschlafen wäre. Bitte, o selige Franziska, daß auch wir Kraft und Treue

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Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 214 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
200 4. November. Die sel. Franziska. 4. November. Me selige Franziska, t »?s <Dreieinigkcit des christlichen Lebens.) Cm wahrhaft christliches Leben ist gleichsam auch eine Drei einigkeit, es ist einfach und zugleich dreifältig. Seine Einfachheit besteht darin, daß der Christ die Liebe Gottes in sich tragt, daß er sein ganzes Thun und Lassen, sein Suchen und Meiden, sein Leben und Sterben, Alles auf Gott bezieht. Dreifach ist aber das ächte Ehristenleben, in sofern es besteht in dem Kampf

gegen die Sünde, in der Uebuug guter Werke und in dem geduldigen Leiden. Daß jenes Eine: die Liebe Gottes über Alles, und diese Drei: Sünden reinheit, Gutes thun und Böses leiden, stets beisammen sind, wo Christi Geist im Menschen regiert, hat sich auch in dem Leben der seligen Herzogin Franziska gezeigt. Sie wurde sehr jung mit Peter, einem Herzog in Britannien, verchelicht. In der Hochzeitsnacht sagte sie zu ihrem Bräutigam: wir wollen niederknien und unsern Ehestand mit Gebet anfangen. Während des Gebetes

sing sie an bitterlich zu weinen und sagte, als Peter sie um die Ursache fragte: „Warum soll ich nicht weinen, da ich jetzt das edelste Gut der Iungsrauschaft verlieren soll, das ich dann mit keinem Gut der Welt und keinen Bußwerken in Ewigkeit mehr gewinnen kann?' Sie redete nun so beweglich von dem unend lichen Werth der Jungfräulichkeit, daß sich ihr Bräutigam entschloß, freiwillig stets mit seiner Braut in diesem Zustande zu verharren. Franziska suchte dann fortwährend durch Strenge

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 360 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
27. November. Die gottsel. Franziska vom hl. Sakrament. 343 hat. In Bezug auf die schweren Bußen, welche ihr der Pro vincial auf falsche Anklagen hin auferlegt hat ^ zeigte sie nicht die geringste Verdrießlichkeit, sondern sagte zur Vorsteherin: „Alle diese Strafen fallen von oben herab; ich bin die Erde, auf welche Gott sie regnen laßt.' Um ihre wilde Sinnlichkeit zu bezähmen, übte sie aber höchst furchtbare Bußen, so daß sich die übrigen Klo sterfrauen ganz darüber entsetzten. Täglich warf

sie in ihr Essen ein sehr bitteres Kraut, Aloe ; an manchen Tagen fastete sie bei Wasser und Brod, an manchen aß sie gar nichts. Sie geißelte sich gewöhnlich eine ganze Stunde lang, so daß reichlich das Blut von ihr floß. Drei Jahre lang trug sie Tag und Nacht ein Bußkleid, das nach innen wie ein Reibeisen sie verwundete. Auf ihr Bett legte sie Bretter und vergönnte sich allmählig nur noch zwei bis drei Stunden Zum Schlaf. Da Franziska einmal besonders heftige Anfechtungen hatte, ging sie Nachts, als es stark

schneite, in den Harten, zog sich aus und blieb so lange in dem Schnee stehen, bis sie ganz erfroren war — so daß sie hernach lange zu thun hatte, um in die eiskalten Glieder wieder einige Wärme Zu bringen. Sehr oft mußte sie auch sonst in der Nacht aufstehen And schwere Bußwerke thun, um das Feuer der Sinnlichkeit aus zulöschen. Durch diese gewaltigen Bußen und unaufhörlichen Kampf erreichte es die selige Franziska, daß sie niemals auch nur in einen unreinen Gedanken einwilligte, also in einem Meere

von unreinen Versuchungen dennoch die Seele rein bewahrte. Gegen ihren Jähzorn kämpfte Franziska nicht minder treu und standhaft. So oft sie aus menschlicher Schwachheit davon fortge rissen wurde und. in unbedachtsame Reden ausbrach, so entschuldigte sie sich nicht mit ihrem heftigen Temperament, sondern klagte sich selbst bitter an, als kämen ihre Fehler aus lauter Bosheit. Sie blieb dann in ihrer Zelte, vergoß tausend Thränen, machte feste Vorsätze und rief Gott und alle Heiligen um Hülfe an; sie sprach

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Oktober bis Dezember.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 4)
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Page 215 of 573
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 552 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/4
Intern ID: 218054
4. November. Die set. Franziska. 201 sie so mißhandelte, daß überall das Blut an ihr herablief; zuletzt schlug er ihr noch die Hand in's Gesicht, stieß sie auf den Boden und ging fort. Sie durfte nicht mehr aus dem Zimmer gehen und eine Küchenmagd brachte ihr das Essen auf das Zimmer, ihre getreue fromme Kammerjungfer hingegen wurde fortgejagt. Wohl mit tiefem Schmerz, aber auch in christlicher Geduld und Ergebenheit, ertrug Franziska viele Wochen lang diese Mißhandlung; zuletzt aber wurde

und Einigkeit. Morgens um 4 Uhr standen sie schon auf, verrichteten ihr Gebet und Betrachtung bis um 6 Uhr, dann hörten sie zwei hl. Messen in der Schloßkapelle. Hierauf ging der Herzog Zu seinen Geschäften, Franziska hingegen wendete sich ihren frommen Werken zu. Jeden Mittwoch ließ sie zu Ehren der hl. Ursula und ihrer elf tausend Jungfrauen elf arme Jungfrauen zum Mittagessen einladen und wartete ihnen selbst dabei auf. Am Christtag ließ sie ein armes unmündiges Knäblein sehr schön kleiden und sagte

war bei ihr ein regel mäßiges Geschäft. Einst nahm sie ein altes gichtkrankes Weib aus Mitleiden auf und ließ ihre Schlafstätte neben ihrem eigenen Schlaf zimmer Herrichten. Diese Kranke besuchte dann Franziska fleißig, und ließ ihre Hofdamen abwechselnd bei ihr wachen. Allein dieses Weib war eine so gemeine schlechte Seele, daß sie diese Wohlthaten

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Books
Category:
Religion, Theology
Year:
1872
Juli bis September.- (Legende oder der christliche Sternhimmel ; Bd. 3)
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Page 315 of 544
Author: Stolz, Alban / von Alban Stolz
Place: Freiburg im Breisgau
Publisher: Herder
Physical description: VIII, 524 S. : Ill.. - 5. Aufl.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Subject heading: s.Heiliger ; f.Biographie
Location mark: II 61.917/3
Intern ID: 218053
300 22. August. Der hl. Symphorian. In einer Begebenheit ihres Lebens zeigte sich aber in wunder samer Weift, wie Gottesliebe und Nächstenliebe in Gott selbst und im Christenherzen sich verflechten. Am heiligen Dreifaltigkeitstag ging sie gegen Abend im Freien spazieren. Da kamen drei sehr schöne Jünglinge auf sie zu und baten sie um Gottes willen um ein Al mosen. Franziska hatte aber kein Geld bei sich; und doch konnte ihr Herz es nicht über sich bringen, die Bitte abzuschlagen. Sie gab

nun den Ring, welchen sie ihrem Ehegatten nach seinem Tod als theuerftes Andenken vom Finger gezogen hatte, dem einen und sagte, es sei für alle Drei. Diese sagten mit anmuthiger Freundlichkeit' ^a, es genüge, daß sie Einem für alle Drei gebe, denn sie feien gute Freunde. Während sie noch redeten, wurde Franziska von einer außerordentlichen Regung von der Gegenwart Gottes ergriffen, so daß sie niederkniete und allen Dreien die Füße küßte. Diese ließen die Geberin ungestört gewähren. Dann nahmen

sie Abschied und waren nicht mehr zu sehen, ohne daß Franziska wußte, wohin sie sich gewendet hatten. Von diesem Augenblick blieb ihr eine so zarte Liebe gegen die Armen im Herzen, daß sie sogleich das Gelübde machte, niemals ein Almosen zu versagen, das man um Gottes willen von ihr begehren würde.*) 22. August. Der heilige Symphsnan. t ^8. (Das Mntterherz.) In einem gothischen Meßbuch, das vor 1200 Iahren in dem jetzigen Frankreich gebraucht wurde, steht auch eine Messe vom heu tigen Tag, wo folgende

Gebete vorkommen: „Geliebteste Brüder, lasset uns den Herrn loben in seinen Heiligen, und ihn verehren beim Fest des seligsten Märtyrers Symphorian, und ihm Dank sagen für dessen Sieg und Herrlichkeit. Ihn hat zum Kampf Gebrechlichkeit des Leibes und die Grausamkeit der Peinen 6^ gestärkt mit den Kräften der Hoffnung, umfangen mit der Mauer 5) Eine ausführliche Lebensbeschreibung dieser Heiligen ist in dem Werl ci . halten: Bouaaud, Geschichte der hl. Johanna Franziska von Chantal. Ä Bände. Freiburg

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