¬Die¬ Nachtigall Gottes : Sammel-Ausgabe der Kalender für Zeit und Ewigkeit 1879 - 1881, 1884, 1886 - 1888.- (Gesammelte Werke ; 7)
sein, um diese zu besorgen. Wenn du aber in 100 Orten, wovon jeder wieder in einem andern Lande liegt, Güter hättest, könntest du selbst alle diese Güter besorgen und im Stand er halten ? Da aber Gott doch in Wirklichkeit jedes Ding in Himmel und Erde erhält und besorgt, so muß Gott überall sein. Wenn ein Licht, ein Feuer keine Nahrung mehr hat, dann erlischt es von selbst. Ebenso, wenn Gottes Kraft ein Geschöpf nicht er halten würde, so würde es von selbst in nichts zerfallen
. Da wir aber sehen, daß oben am Himmel Sonne, Mond und Sterne in ihrer Ordnung fortbestehen, und daß unten aus der Erde allenthalben Bestand, Leben und Gedeihen ist: so muß Gott in ihnen wirksam sein. Wenn aber Gottes Kraft in allen Dingen, in Himmel und Erde wirksam ist, so muß Gott in ihnen allen sein. Dieses sehen wir nicht nur im gewöhnlichen Zustand der Dinge, sondern es läßt sich auch anschauen an den Wundern, welche Gott schon gethan hat. So z. B. bei dem Tod Jesu verfinsterte sich am Himmel die Sonne
, zerriß im Tempel zu Jerusalem der große Vorhang von oben bis unten, und unter der Erde wurden Todte lebendig und ihre Gräber öffneten sich, alles durch die Kraft Gottes. Hier wirkte also Gott zu gleicher Zeit Wunder am Himmel, auf der Erde und unter der Erde. Es muß also Gott überall sein. Von der Nähe, womit Gott namentlich den Menschen nahe ist, sagt der Apostel: „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir' (Apg. 17, 28). Wie das Feuer nicht brennen und unser Leib nicht leben kann, außer
in und durch die Luft ; wie du nicht gehen kannst, ohne daß du vom Boden getragen wirst, und der Fisch nicht schwimmen kann, ohne daß ihn das Wasser hebt: so kann über haupt der Mensch mit Leib und Seele nur leben, sich bewegen, überhaupt nur sein in und durch Gott. Da aber nicht nur wir, sondern alle Geschöpfe im Himmel und auf Erden in Gott sind, so ist Gott überall anzutreffen.