Jduna Robiat : historischer Roman aus Merans Vergangenheit
Künigl von Ehrenburg. Die Spauer und Mamming sowie die Niedertor haben auch um Geduld gebeten. Auch das Stift Santa Clara zu Weran stand in Schuld, in größter Schuld, schon ein paar Jahre: Soundsoviel Pren und Patzeiden Malvasier, Getreide, Öl und Blanko geld. Sie haben wohl schreiben lassen, daß viel Miß- ernte und Unglück ihr Haus betroffen. Steinerweichend haben sie gebeten uni Nachsicht und um Befreiung vom Zehent, da sie bei Gottes Wissen unendlich geprüft seien. Mostergut war schon
untergestellt, aber ßerr Melchior war ein gestrenger Herr und wollte seine Dinge in Ord- nung wissen. Somit begann der Streit mit dem Kon- venie. Wohl brachten klimatische Verhältnisse Teue- rung, die auch die Höheren wie Meckau spürten, aber seine Kraftnatur fühlte nur sich selbst. Der letztvergan- gene Januar brachte derartig Sturm und Kälte, daß alles erfror; besonders hatten die Weine gelitten und versagt, und karge Tropfen rannen daher in des Bischofs Kanne. Da Santa Clara gerade in diesem Produkt
das Beste geliefert hatte, schien ihm sein Zürnen doppelt am Platze. Er sann nach, wie er des nachlässigen Stiftes Schuld dennoch eintreiben könnte — setzte sich nun in das brokatenL Polstergestühl, das an der Rückwand sei- nes eigenen Stammes und Hauses Wappen, drei kleine Schaufeln, reich und kunstvoll eingeschnitzt hatte. Der Kiel eilte über das Pergament. An die Frauen zu Santa Clara! Wir, Fürstbischof Melchior zu Brixen, senden zur Untersuchung und Durchprüfung der Saumseligkeit die- 8V
