Geschichte und Kulturgeschichte.- (David von Schönherrs gesammelte Schriften ; Bd. 2)
Appetit steigt und der Vorwitz, der sonst nur das zarte Geschlecht auszeichnet, manchmal auch das stärkere zu packen pflegt, suchte ich nach weiterem urkundlichen Material und fand solches sehr reichlich im k. k. Statthalterei-Archiv dahier. Die beiden Quellen von Venedig und Innsbruck sind es nun hauptsächlich, aus denen ich zu diesem Vortrag schöpfte. Es ist- dies ein Material, welches noch gar nicht berührt und ausgebeutet worden ist, und welches mich daher in die Lage versetzt, vieles
bisher ganz Unbekannte zu bieten. Denn so be kannt auch die Liga von Cambray, der Verlaus und das Ende des Bündnisses und des Krieges von 1509 sind, so fehlen über diesen wie fast über alle maximilianischen Kriege Einzelnnachrichten bei nahe ganz. Das Bündnis Kaiser Maximilians I. mit Frankreich, dem Papste und dem Könige von Aragonien gegen Venedig wurde am 10. Dezember 1508 geschlossen. Der Zweck desselben war, für jeden der Verbündeten diejenigen Stücke aus der venetianischen Republik zu erobern
, auf welche der betreffende Alliirte entweder ein Anrecht zu haben glaubte, oder welche ihm sonst gut gelegen und nützlich sein konnten. Eine ideale Grundlage hatte das Bündnis um so weniger, als der Papst erst einen easus dslli schaffen mufste, in dem er über Venedig den Bannfluch schleuderte und die alliirten Fürsten aufforderte, der Kirche mit Mann und Ross zu Hilfe zu kommen. Das Bündnis Kaiser Maximilians mit Frankreich, gegen das der Kaiser kurz vorher noch im Krieg gelegen, war nicht nach dem Geschmacke
der deutschen Fürsten und Stände, sie thaten daher, was sie zu thun wol auch ohnedies für gut befunden haben würden, und beantworteten das Ansuchen des Kaisers um des Reiches Hilfe mit Zahlreichen Beschwerden und unfruchtbarem Missvergnügen. Das handeltreibende Publikum der deutschen Nation war insbesondere unzufrieden mit einem Kriege, der die vorteilhaften Handelsverbin dungen mit dem reichen Venedig zu zerstören oder wenigstens zu unterbrechen drohte. Die Folge davon war, dass die österreichischen