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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
[1923]
¬Der¬ Bergnarr und andere Geschichten aus Tirol.- (Deutscher Novellenkranz ; 12)
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Page 92 of 97
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: München
Publisher: Verl. Natur und Kultur
Physical description: 91 S.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.648 ; I 61.434 ; I 3.459
Intern ID: 64933
Mittel gegen alle die schweren Krankheiten zu verschreiben. Der Doktor mochte noch so bestimmt erklären, ber gnädigen Frau fehle absolut nichts und sie sei so pumperlgesund wie der Prinz Fastnacht vor Sem Aschermittwoch oder wie Ser Kuckuck im Monat Mal — es nützte nichts, die gnä- dige Frau wurde von Monat zu Monat kränker. Eines schönen Tages rannte ber Doktor, auf einem sehr eiligen Gang begriffen, die Maria Theresien-Straße Herunter. Da begegnete ihm zu feinem Schrecken die Frau Zimperlich

, welche ihren Hund spazieren begleitete. Als die Frau den Doktor erblickte, eilte sie auf ihn Zu, faßte ihn am Arm, hielt ihn fest und jammerte ganz herz brechend: ,.Q lieber Herr Doktor, o helfen Sie mir, ich bin eine bedauernswerte, todkranke Frau . . . o diese Atemnot, ich kann es Ihnen gar nicht beschreiben . . . Ich fürchte meine Lunge ist fertig ... und dieses Herzklopfen! ... Ich bitte, ich bitte, untersuchen Sie mich/' Der Doktor wurde wtgMhend vor Zorn. Er hatte Höchste Eile und da hielt ihn die Gnädige

mit Geierkrallen fest. Da fuhr ihm blitzartig ein Gedanke durch den Kopf. Er lachte boshaft und sagte bann etwas hart: „Bitte, gnädige Frau, schließen Sie einmal gefälligst die Augen, aber fest!' Die Frau tat es und der Doktor befahl weiter.- „Aeßt strecken Sie einmal die Zunge Heraus, aber weit.' Die Frau kam der Anweisung gern nach. „So, jetzt bleiben Sie in dieser Stellung/' gebot der Doktor, „bis ich Ihnen sage, daß es genug ist . . . ich mutz Sie ganz genau untersuchen, damit ich mich über- Zeugen

kann, wo das Obel sitzt.' Die Frau tat, wie ihr geheißen; der Doktor benutzte aber die Gelegenheit und schlich sich heimlich davon.

1
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 80 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
„Ich Will mit dir nichts zu àn haben, -schau', daß du mir aus den Augen kommst!' „Aber wenn ich Euch eine Botschaft von Eurer Frau bringe, werdet Ihr mich doch anhören', ließ sich der Gauner vernehmen. Der Waldhofer zuckte. Wie ein Freudenschimmer huschte es in seinem Gesichte empor. Ein paar Augenblicke dachte er nach, dann grollte er wieder: „Durch einen solchen Galgenvogel mag ich keine Botschaft . . . Was geht dich übrigens meine Frau an? ' Der Gauner ließ sich nicht aus der Fassung brin

gen. „Ich mein', ein bißchen geht mich Eure Frau schon an', erwiderte er mit eisiger Ruhe; „bin doch ich — oder eigentlich mein Weib — die Ursache, daß Ihr zu dem großen Glück gekommen seid.' „Was für ein großes Glück?' „Es wird doch ein Glück, sein, Waldhofer, wenn man ohne Kampf und Mühe zu einer adeligen Frau kommt.' „Du verdammter Spitzbub, noch ein Wort, so schlag' ich dir die Zähne ein!' schrie der Bauer zitternd vor Wut. „Ihr werdet Euch doch nicht schämen, eine hoch- abelige Frau zu Horben

', versetzte der Lump, indem er lauernd den Waldhofer betrachtete; „wenn auch nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, so bleibt es doch immer eine große Ehre und nebenbei hat die Frau Geld wie Heu. Es wäre doch sonder bar, wenn Euch der Handel wider den Strich ginge.' ,.Jch weiß von deinem Handel. Aber meine Ge duld ist jetzt zu Ende — hinaus!' >. - M '

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Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 62 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
und es wurde bereits stark in der Gemeinde herum geredet.^ „Die Frau kann aber durchaus ehrenhaste Ur sachen gehabt haben, das Geheimnis zu wahren.' . „Herr Graf, zwischen Mann und Weib darf kein Geheimnis bestehen. Sobald ein Geheimnis zwi schen sie tritt, ist das Band, das sie aneinander knüpft, schon soviel als zerrissen.' „Da urteilen Sie etwas streng, Herr Pointner. Ich hoffe, daß Sie noch einmal Anlaß haben wer den, der Frau das angetane Unrecht abzubitten.' „Das wird nie geschehen, Herr

Graf. Wenn eine Schuld vorhanden ist, so liegt sie auf Sei ten der Frau. Ehevor sie ihr Betragen nicht auf geklärt hat, gibt es zwischen uns überhaupt kein Nähertreten mehr. Den ersten Schritt herwärts mutz sie, machen.' „D a s wird sich schon finden', erklärte der Graf sehr gereizt; „vielleicht hat sie gar keine Sehnsucht, Ihnen näherzutreten . . . Bei den gänzlich anderen Verhältnissen, in die sie jetzt kommen wird, ist sie vielleicht froh, daß die Scheidung durchgeführt worden

ist.' Der Waldhofer wurde sehr blaß und zitterte heftig. Nach einer Weile sagte er fast trotzig: „Ich werde ihrem Glücke nicht im Wege stehen.' „Soll das -heißen^ daß Sie alle Rechte an die Frau aufgeben, Herr Pointner?' „Das Hab' ich nicht gesagt, Herr Gras.' ^Eigentlich besitzen Sie keine Rechte mehr an die Frau.' „Dann Hab' ich auch nichts aufzugeben.'

4
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 147 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Die Frau wischte sich, eine-Trane aus dem Ge sicht, das Madchen aber schaute eine Zeitlang mit glückstrahlenden Augen zur Mutter aus. Nachdem diese das Kind noch einmal mit Weih wasser besprengt hatte, schob sie es zur Türe hinaus. Vor der Iure schaute sie dem freudig davoneilenden Mädchen so lange nach, als sie es erblicken konnte. Später ging sie hinaus in die Kammer, wo in einer Wiege ihr anderes Kind, der zweijährige Franzi, schlief. Beim Anblicke des san st schlafenden Knaben wurde

sie wieder von einer tiefen Schwermut über fallen, die sìch bald in heftiges Schluchzen auslöste. Jetzt zeigte sich auch der ganze bittere Harm in ihren blassen, leidvollen Zügen. Es war ein allzu großes Kreuz, an welchem die arme Frau Zu tragen hatte. Vor zehn Jahren hatte sie ihren Mann, den Kloiberfranz, einen armen Kleinhäusler, geheiratet. Durch Arbeit und Sparsamkeit Hatten sie sich recht und schlecht aus ihrem mageren Hütchen durchge bracht, hatten einander aus den Händen getragen und waren überglücklich mitsammen

gewesen. Das hatte sieben Jahre lang gedauert, dann war der Franz in schlechte Gesellschaft geraten und hatte angefangen, zu wildern und zu schmuggeln. Die Frau suchte ihn auf alle Weise von ' den bösen Wegen zurückzuhalten und bat ihn mit ausge? hsbenen Händen, nicht sich und die Familie ins Elend zu stürzen. Anfangs gab er ihrem Flehen ein paarmal nach, dann kamen wieder die schlim men FreunM und zogen ihn mit sich fort; schließ lich wurde die Leidenschast so groß, daß alles Bit ten und Beschwören der Frau

5
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 213 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Erden — baß du stark und groß wirst und einmal größere Gipfeln backst als dein Bater!' Dann 'fragte er neugierig: „Wie heißt denn der Prinz?' „Er ist noch nicht getaust,' erwiderte Frau Klat- ter; „aber Paul soll er heißen.' „Paul! — Paul!' machte der Alte unzufrieden; „Warum denn nicht Peter?, St. Petrus ist doch der sberste unter den Aposteln — und der Peter kommt allemal vor dem Paul . . Frau Klatter lachte. Plötzlich schoß ihr ein über mütiger Gedanke durch das Hirn. Sie war eine lustige

Frau^ die den Kopf immer voll Spaß und närrischen Einsallen hatte. Wo sich die Möglichkeit ergab, 'einen tollen Possen durchzuführen, sparte sie es Gewiß nicht. Auch jetzt stach fie der Schalk, und fie vermochte der Narretei nicht zu widerstehen. „Einen Peter meinst?' sagte sie kichernd; „einen Peter haben wir schon.' „Wieso? Ja wie denn?' tat der Bote erstaunt; „dies ist ja das erste Kind der zwei Bäckersleute — sie haben erst vor einem Jahr geheiratet.' „Schon richtig, aber es können auch mehr

aus einmal kommen.' „Himmelherrschast, Klausendorf! Was sagst? Z w e i Buben habt Ihr? Zwei auf einmal? . . . Aber warum trägst mir denn nicht zuerst den Peter heraus? — Den Peter will ich sehen, den Peter!' Schmunzelnd zog sich die Frau in das Reben gemach zurück. Dort wickelte sie das Kind ein biß chen mders, setzte ihm statt des weißen Häubchens ein rotes aus, band ihm statt des gelben Lützchens ein blaues um, dann trug sie den Knaben wieder hinaus zum Hendl-Peter.

6
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 148 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Keller und ging dann rasch wieder fort. Ein paar Stunden später kamen Zwei Jäger, die der hilf losen Frau mit Schimpfen und Drohungen so lange zusetzten, bis sie, ganz außer sich vor Angst und nicht mehr wissend, was sie tat, ihnen den Keller öffnete. Dort fanden die Jäger bald das gestohlene Wild und 'nun war es um den Kloiber geschehen. Er wurde eingezogen und zu einem halben Jahre Gefängnis verurteilt. Als die Gendarmen ihn ab führten, tobte und fluchte er schrecklich gegen seine Frau

, nannte sie eine treulose Schlange, die ihren eigenen Mann verraten habe, und beteuerte, daß er nichts mehr von ihr wissen wolle und er werde auch nimmermehr heimkommen. Die weinende Frau schwor bei Gott und allen Heiligen, daß sie un schuldig sei; der rasende Mann aber lästerte/ er glaube an keinen Gott mehr, denn, wenn ein Gott sei, so könne er einen armen Mann nicht so ins Unglück kommen lassen. — Nachdem der Kloiber- franZ seine Strafe abgebüßt hatte, kam er tatsäch lich nicht mehr heim. Er zog

. -- Die Gottverl afsenheit und das geistige Elend des Mannes gingen der armen Frau noch tiefer zu Herzen als fein leibliches Verkommen. Alles Beten 15)1 1 !»

7
Books
Category:
Fiction
Year:
[ca. 1922]
Stille und laute Wasser : Geschichten aus den Bergen.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 104 of 197
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 192 S.. - 4.- 6. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.432
Intern ID: 64995
Und es galt. Oberleutnant Plätzer ging in Weihnachtsurlaub, stieg auf der Rückfahrt im Marktflecken T. aus und suchte, nachdem er sein Geschäft abgewickelt hatte, die Frau Eu lalia auf. Beinahe überrascht war er, ein jun ges, hübsches Weiblein zu treffen, dem man die Schneid gar nicht anmerkte. Bloß die feu rigen Augen, der dünne, zusammengepreßte Mund und das vorstehende, unternehmerische Kinn ließen etwas vermuten. „Sie sind wohl die Frau Greipl? Ja,' sagte der Offizier trocken und förmlich

; „ich bin, der- Oberleutnant Plätzer und habe die Kompag nie, bei welcher Ihr Mann steht, unter mir.' - „Herrsemine,' kreischte die 'Frau, „hat er wieder etwas angestellt, der Luftikus, der Hallodri? Aber, Herr Oberleutnant, Sie dür fen es ihm nicht, zu schwer anrechnen,- er ist ein Hornochs, ein Teigaff und versteht es kaum, wenn er eine Dummheit macht. Stra fen mögen Sie ihn wohl, aber nicht zu hart- ich werde ihm umso schärfer die Leviten lesen, wenn er heimkommt.' Der Oberleutnant ^ versicherte, daß Unterjä ger Greipl

ein sehr geschickter, braver und tapferer Soldat sei, Kopf und Herz am rech ten Fleck habe. Dann bot er seine ganze Pro fessorenberedsamkeit aus, um die Frau zu 204

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Books
Category:
Fiction
Year:
[ca. 1922]
¬Die¬ Tochter des Landschelms : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 97 of 381
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 378 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.409 ; 177 00/00.00001
Intern ID: 64839
„Agnes, ist dir wirklich etwas an mir ge legen?' „Ihr seid mir jetzt soviel wie die Base Mariann.' Die alte Frau wischte sich lange Zeit mit der rauhen Hand über die Augen. Nach einer Weile sagte siei „Kind, du mahnst mich alleweil an meine Tochter, die Mariannl. Tätest mir nicht eine Vitt erfüllen? Sei so gut, zieh zu mir herun ter und schlaf da im Stübchen bei mir. Ich laß dir ein Bett hereinstellen. Weißt, ich möcht doch eins bei mir haben, das mir hilft, wenn ich noch einmal so einen Anfall

Krieg, eins, auf das ich mich ganz verlassen kann.' „Sehr gern komm ich herunter und schlaf da bei Euch,' erklärte Agnes, „aber Ihr müßt auch ein bißchen auf mich hören, wenn ich et was sag und gut zu Euch schauen will.' „Ja, ja. Kind, ich Hab Vertrauen zu dir,' sagte die Frau und drückte dem Mädchen warm die Hand. Agnes zog am selben Tage zur Bäurin her ab ins Stübchen und blieb dort, auch nach dem die Frau sich von ihrem Anfalle erholt hatte und längst wieder auf den Füßen war. Sie leistete

der alten Frau alle möglichen per- önlichen Dienste und zeigte dabei eine Sorg alt und Aufmerksamkeit, daß die Bäurin dachte, eine Tochter Könne nicht anders tun. Und mit der Bäurin ging eine merkwürdige ss

11
Books
Category:
Fiction
Year:
[1921]
Alpenglühen : Geschichten aus den Bergen.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 152 of 194
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.414 ; 1.503
Intern ID: 64859
aufgetragen, fur ihn zu beten? Es wird wohl wegen des Geldes sein. — Die Frau suchte sich alle Besorgnisse auszureden, aber keine Gründe wollten verfangen, es wurde ihr im mer schwerer ums Herz. Sie begann zu arbei ten; das traurige Bild ihres Mannes stand immer vor ihren Augen- sie begann Zu beten, auch d a s half nichts, sie konnte sich vor lau ter Sorgen nicht gesammelt halten. Der Vor mittag schien ihr fast eine Ewigkeit zu sein. Eine so fürchterliche Unruhe hatte sie ihr Leb tag

. noch nicht verspürt. Endlich erklang vom- Kirchturm' die Zwölferglocke. Frau Klara' gab jetzt dem Kind das Essen. Da plötzlich, während sie mit dem Kind auf dem Schoß in der Stube hockte, vernahm sie droben in der Kammer ein unheimliches Geräusch und dann klopfte es dreimal heftig an die Wand. — Die Frau schnellte empor und rannteeilig in die Kammer hinaus. Sie fand und sah nichts. Jetzt schoß ihr ein Gedanke durch den Kops: mein Gott, d a s ist eine Vorbedeutung — es hat sich angemeldet — dem Toni

ist, etwas - zugestoßen!' — Die arme Frau wußte sich in ihrer Angst nicht mehr zu helfen. Sieving an, inbrünstig zu beten, und verlobte-sich zur Mutter Gottes -auf den Heiligen Berg. Am Nachmittag wuchs die Angst der -151

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Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 167 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Der Blinde stand erschüttert da, und die Frau weinte in sich hinein. „Habt Ihr etwas Näheres Wer seinen Tod ge hört?' fragte nach einer Pause der Orgelmann, «oder seid Ihr am Ende gar in Graz gewesen?'' „Mein. erwiderte traurig die Frau, „ich bin auf die Schreckenspost hin krank geworden und monate- weis krank gelegen bis in den Winter hinein . . . Ich bin erst jetzt aus Hem Wege nach Graz. Sein Grab mutz ich wenigstens sehen und ihm einen Weihbrunn' geben.' „Wer

hat Euch denn die Todesnachricht ge schickt?' „Der Pfarrer von Eisenerz hat es geschrieben, weil unser Pfarrer nach meinem Mann angefragt hat.' Es entstand eine längere Pause. — Dann forschte der'Blinde: „Seid Ihr so arm daheim, daß der Mann hat in die Fremde gehen müssen?' „Das nicht,' tat die Frau sehr verwirrt, „bei leibe nicht . . . aber . . . aber — ; ich kann Euch nicht alles erzählen; — eben d a s grämt und drückt mich am meisten.' „Ich will Euch nicht drängen, wenn Jhr's nicht gern erzählt/ versetzte der Blinde

; „aber vielleicht Hütt' ich einen Trost gehabt . . . Ich bin mrch un glücklich — und Unglückliche verstehen einander am besten.' ' - „Ihr könnt's meinetwegen schon wissen/ sagte die Frau über eine Zeit, „ich Hab' so ein Zutraue« zu Euch, als ob Ihr ein guter Bekannter wäret ... Ich selber bin schuld gewesen, daß der Mann fort gegangen ist, ich Hab' ihn ms dem Hause getrieben. Z71

15
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 63 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
Abermals entstand eine Pause, dann sagte der Graf frostig: „Wir haben keinen Grund, uns länger auseinan derzusetzen. Ich möchte jetzt nur wissen, wo ich meine Tochter treffen kann. Wo befindet sie sich gegenwärtig?' „Ich Weiß es nicht mit Sicherheit, Herr Graf.' „Wie? Sie wissen gar nicht, wo Ihre Frau sich aufhält?' „Sie ist nicht mehr meine Frau, Herr Graf . . . Aber eine Auskunft vermag ich Ihnen doch zu geben ... In den ersten Tagen nach ihrem Weg gang hat sie sich bei einer Freundin

in VozeK, auf gehalten, bei der Antonia/ Moser, Xstraße Nr. 21. . . . Durch Vermittlung der Freundin soll sie später einen Dienst in der Nähe der Stadt angetreten haben. Jedenfalls kann Ihnen die Frau Moser genauen Bescheid erteilen, wo Ihre mutmaßliche Tochter dermalen weilt.' „Ich danke Ihnen bestens Mr die Aufklärung und bitte vielmals um Entschuldigung., daß ich Ihnen lästig gefallen bin', sagte der Graf mit kühler Freundlichkeit; „ich fahre jetzt gleich nach Bozen zu rück. Vielleicht

bin ich dort glücklicher in meinen Nachforschungen. — Empfehle mich!' Er nahm seinen Hut, verließ mit einer Verbeu gung das Zimmer und bestieg draußen rasch seinen Wagen. In unbeschreiblicher Aufregung verbrachte der WaNchofer die nächsten Tage. Immer und immer wieder murmelte er die Worte: „Komtesse B orghetti! Komtess e B o r g h etti!' Bald zerriß ihm eine brennende Sehnsucht nach der Frau

16
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 135 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
droben deine Aeuglein doppelt weit aufmachen, daß du viel mehr stehst und... viel Schöneres als die andern Leut' . . . da wirst schauen, Loisl — o im 'Himmel wird's schön sein, Loisl! ... Da ist alle Schönheit der Welt nichts dagegen!' Weiter drinnen im Tal nahm die Frau den Knaben wieder in den Korb und trug ihn keuchend den Berg hinauf. Da überkam sie wieder eine große Trostlosigkeit, und sie konnte es nicht wehren, daß ihr die heißen Tränen, mit den Schweißtropfen ver mischt, über die Wangen

rollten. „Muetterle, tust weinen?' fragte der Knabe. „O Loisl, du Äst mir soviel erbarmen!' schluchzte die Frau. „Warum denn?' „Wenn ich alleweil bei dir bleiben könnt', Loisl, ' dann war's 'schon recht — aber wenn ich einmal fort muß . . ' „Wohin denn — fort? — Du mußt bei mir ' bleiben, Muetterle!' „Wenn mich unser Herr fortnimmt in'den Him mel hinauf zum Vater . . „O Muetterle, dann geh' ich mit,' siel der Knabe ein; „gelt, Muetterle, du trägst mich schon mit?' „Ja,, Loisl,' ' schluchzte die Frau

, „unser Herr wird's schon machen, wie's recht'ist.' Sie kamen hinauf zu dem Plätzchen, wo man das letztemal die Kirche von Trens steht. — Die Mutter stellte den Korb nieder und sagte: . - „Loisl, bet' noch einmal hinunter zu Unser Frau. — da sieht man das letztemal ihr Haus.' „O Muetterle, ich bin soviel durstig,' jammerte der Knabe.

17
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Der¬ Wetzsteinhans : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 98 of 177
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 176 S.
Language: Deutsch
Location mark: I 109.078 ; I 61.415
Intern ID: 64956
warf sie wieber. Aber dem Geheimnis mußte ich auf die Spur kommen, sollte es Prag kosten! Am nächsten Morgen Hab' ich meinen Pack beim Zeitner eingestellt und bin'nach Schwaz gewandert. Berthas Mutier Hab' ich schnell gefunden. Sie war eine abgehärmte, etwas vergrämte Frau und glich stark 'der Schneidermeisterin; in ihrer Jugend ist sie vielleicht schöner gewesen Wie diese. Als ich sagte, -wer ich sei, und der Bertha nachfragte, wurde sie ganz rot vor Zorn und kapitelte mich fürchterlich

herunter. Die Gattung Menschen, wie ich einer sei, könne sie überhaupt nicht leiben, erklärte sie; die Hausierer täten nur das Volk betrügen und dem ehrlichen Gewerbestand das armselige Stücklein Brot wegstehlen, und ich wäre einer von der schlech testen Sorte, Mit so einem Lumpen wolle Bertha nichts mehr zu tun haben, und sie sei extra, recht weit fortgegangen, damit ich ihr nie mehr unter ' die Augen komme. Die Frau hat mir so viele Be- leidigunHM an Pen Kopf geworfen, Daß ich sie hätte SaMN müssen

, wenn sie nicht Berthas Mutter ge wesen war'. Zuletzt wies sie mir noch die Tür, und ihr Mopshündchen biß mir in die Wade. Trotz dieser Absuhr Hab' ich das Schwazer Markt! doch nicht sogleich verlassen, sondern bin drei Tage in einem Gasthaus, nicht weit vom Laden der zornigen ' Frau geblieben, Hab' meine Augen Tag und Nacht offen gehalten, ob ich nichts von der Bertha sieh, und Hab' auch ein bißchen herumgesragt. Schließ lich kam ich doch zur UeberZeugung, daß das Mäd chen in dieser Gegend nicht sei, und kehrte

19
Books
Category:
Fiction
Year:
[1922]
¬Das¬ Geheimnis der Waldhoferin : eine Erzählung.- (Erzählungen vom Reimmichl)
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Page 164 of 226
Author: Reimmichl / vom Reimmichl (Seb. Rieger)
Place: Innsbruck
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 232 S.. - 1.- 3. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: I 61.404
Intern ID: 64941
fahrer den Berg hinauf. Unter anderen kam auch eine junge, blasse Frau in Tiroler Tracht, aber vollkommen schwarz gekleidet. Ihr Gesicht war zart und schön, wies aber die Spuren von tiefem Leid auf. Augenscheinlich machte ihr das Steigen große Beschwerde und sie mußte fortwährend rasten. Im Waldschank droben am halben Berg . machte sie längeren Halt und stärkte sich an einem kräftigen Imbiß. Roch war sie keine Biertelstunde gesessen, da vernahm sie draußen vor dem Fenster den schrillen Klang

einer Drehorgel. Sie schaute hinaus und sah einen blinden Mann mit einekn langen, schwarzen Bart und tief herabhängendem schwarzen Haar. Er drehte mechanisch an der Kurbel seines Instrumentes und während die lustigen, springen den Töne eines Walzers heraushüpsten, rannen aus seinen glanzlosen Augen die hellen Tränen. — Die Frau fühlte tiefes Mitleid mit dem Armen. Es war auch gar Zu erschütternd, wie der Mann in seinem blinden Elend und das offenkundige Wehe im Herzen gerade die prickelnde'Tanzweise spielte

. — Sie reichte ihm ein Zwanzigkreuzerstück durch das Fenster. Der Blinde, welcher an so reiche Ge schenke nicht gewöhnt schien, dankte in überschweng lischer Weise. Der Ton seiner Stimme klang hohl und traurig. — Er nahm dann sein Instrument wieder aus den Rücken und tastete vorsichtig weiter. — Eine halbe Stunde später wurde er von der Frau droben an einer Rastbank eingeholt. „Gruß Gott,' sagte sie freundlich, „geht Ihr auch wallfahrten?' Beim Klang dieser Stimme fuhr der Blinde leicht zusammen, dann wandte

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