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Title A - Z
Title Z - A
Books
Category:
Fiction
Year:
1935
Lirum, larum Löffelstiel - zum Weinen, zum Lachen, zum Lernen nicht viel : ein Jugendbuch
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Page 98 of 126
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 113 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 61.384
Intern ID: 64905
lang Tag und ebenso lang fortwährend Nacht. Zwischen Tag und Nacht schiebt sich allerdings eine längere auf- ober absteigende Dämmerung ein. Am nördlichen Polarkreis, also auf 66^ Grad nördlicher Breite geht bie Sonne am 21. Juni 24 Stunden lang nicht unter. Je weiter man nun im Sommer nach Norden über den Polar kreis hinauskommt, umso länger bbeibt die Sonne ohne unterzugehen am Himmel stehen. Am Nordkap, das wie ihr wißt, der nördlichste Punkt Europas ist, geht die Sonne vom 12. Mai

bis zum 1. August überhaupt nicht unter. Dasür geht sie in ben Wmtermonaten ebenso lange Zeit nicht auf. Da ist die Sonne tief unter den Gesichtskreis hinuntergesunken. Je schöner und wunderbarer der fort währende Tag erscheint, desto trauriger und 'drückender ist die nachsolgende un unterbrochene Nacht, wenn sich die Sonne zwei bis >drei Morrà nicht mehr blicken läßt und tatsächlich immerfort nächtliche Finsternis herrscht. Aus unserer sommerlichen Nordlandsfahrt haben wir selbstverständlich die lange

Winternacht nicht mit eigenen Augen gesehen, sondern uns vvn ihren Er scheinungen und von ihrer Einwirkung auf das Menschengemüt bloß erzählen lassen. Von Ende August an wird es da oben schon recht winterlich. Fröste setzen ein, bie fremden Schisse verschwinden, das rege Geschäftsleben hört auf und es herrscht eine unheimliche Stille in der Landschaft. Die Sonne drückt sich

1
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 127 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
che Passagiere wollten in dieser Erscheinung das Nordlicht erblicken; es war aber nichts anderes als die Sonne, die ganz flach unter dem Horizont vor überging und links von sich das Abendrot, rechts das Morgenrot als Begleiterinnen hatte. Abendrot und Morgenrot zugleich am Himmel sieht man auch bloß im Norden. Dieses Schauspiel dauert von Son nenuntergang bis Sonnenaufgang. Man bekommt da oben von der Sonne nie ge nug, obwohl sie Tag und Nacht scheint, und man wird förmlich sonnensichtig

. Mir ließ es in dieser Nacht keine Ruhe, ich wollte mich nicht schlafen le gen, bis ich wieder den Sonnenaufgang geschaut hatte. Nachdem alle Passagiere zur Ruhe gegangen waren, machte ich es mir im Rauchsalon kommod, steckte mein Pfeifchen an und wartete auf die Sonne. Wer eine Weile erschien der Kapitän, ein älterer, sehr freundlicher Herr, offenbar um nachzusehen, ob das Feuer gut verwahrt fei. Als ich ihm meine Ab sicht darlegte, äußerte er: „Da dürften Sie lange wachen müssen.' „Warum?' forschte

ich; „die Sonne ist um 11 Uhr untergegangen, also mutz sie um 1 Uhr wieder kommen.' „Draußen auf dem Meere schon,' entgegnete er, „aber wir fahren bald durch enge Gasserstraßen, und da können Sie vielleicht bis 3 Uhr passen, ehe die Sonne aus den Bergen steigt. Doch versuchen Sie es einmal, vielleicht haben Sie Glück'. Wir diskutierten noch eine Zeitlang und der Ka pitän prophezeite, daß wir schlechtes Wetter bekä men. „Bei d e m klaren Himmel?' tat ich verwundert.

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Books
Category:
Fiction
Year:
1933
¬Der¬ Sonnenring : ein Hausbuch für das christliche Volk
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Page 137 of 261
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 260 S. : Ill.. - 1.- 10. Tsd.
Language: Deutsch
Location mark: II 61.401
Intern ID: 64885
Gräser und Kräuter und Blumen der Sonne ent gegen. Die Blüten möchten gern heraus und sich in ihrem Festaufzug sehen lassen vor aller Welt, die Gräser möchten auch in die Höhe kommen und es unter Ihresgleichen Zu etwas bringen; doch wagen die Blümlein nicht recht, ihr Knospen- mäntelein abzuwerfen, weil sie fürchten, in der Nacht jämmerlich zu erfrieren, und die Gräser kriechen wieder tiefer unter das warme Deckbett der Erde; denn gar manche, die zu früh aufstan den, sind schon ganz blau

und braun geworden vor Kälte. Wenn aber nun endlich warmes, mildes Wetter eintrifft und eines Morgens die Sonne strahlend in ihrem funkelndsten Glanz am Him mel steht, da geht ein Treiben und Wachsen und Glühen und Blühen los in der ganzen Natur, so vielfältig und so mächtig, daß man mit den Augen gar nicht folgen kann. Die Sonne erhellt und er wärmt und liebkost all die Millionen und Mil-' Karden Gräslein, Kräutlein und Blümlein in Berg und Tal. Allen tut sie wohl, keines ist von ihrem Glanz

und ihrer Wärme ausgeschlossen. Das struppige Distelköpflein wird ebenso von dem warmen SonnenglanZ umleuchtet und durchstrahlt wie die prangende, süßduftende Rosenknospe. Wenn die Gräslein und Blümlein eine Seele hätten und denken könnten wie ein Mensch, so würde jedes glauben, die Sonne wäre nur für es allein da, und es allein empfange sämtliche Strah len, alle Warme und Liebe der Sonne. So ähnlich stelle ich mir die Liebe Gottes vor zu der unzähl^ baren Menge seiner Kinder und beiläufig so auch

5
Books
Category:
Fiction
Year:
1935
Lirum, larum Löffelstiel - zum Weinen, zum Lachen, zum Lernen nicht viel : ein Jugendbuch
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Page 112 of 126
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 113 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 61.384
Intern ID: 64905
Norweger sind Protestanten. Von Drontheim ging es in das eigentliche Nordland, in das Wunderland der Mitternachtssonne. Wir vertauschten unsere liebe Bega mit dem prächtigen Dampfer „König Harald.' Es war Abend, als unser Schiff -die Anter lichtete, aber die Sonne stand noch weit über den Bergen. Trotzdem lag eine beinahe nächtliche Stimmung über ber Landschaft. Die sonneàschicnenen Flächen traten grell hervor, aber die schattigen Teile erschienen beinahe schwarz. Der Himmel war tiefblau, nur im Süden

standen dunkle Wolken. Bis Zum Untergang stand die Sonne blendendweiß und strahlend am Himmel. In dem Augenblick aber, wo sie den Berg berührte, wurde die IScheibe grasgrün und hatte keinen hellen Glanz mehr. Als sie mit einem Schlag verschwand, wies der Zeiger genau aus -elf. Droben in der Höhe war alles noch hell beleuchtet, das Farbenspiel auf dem Meere dauerte fast bis ^12. Dann lagerte sich aber rasch ein dämmriger Schat ten über die Gegend. Bloß im Norden zog noch ein strahlender Schein

an den niedrigen Hügelrücken hernieder, links und rechts davon stand eine stammende Röte. Manche Fahrgäste wollten in dieser Erscheinung das Nordlicht erblicken, es war aber nichts anderes als öle Sonne, die gang flach unter dem Horizont Vorüber ging und links von sich das Abendrot, rechts das Morgenrot als Be gleiterinnen hatte. Dieses Schauspiel dauert vom Sonnenuntergang bis Son nenaufgang. Die eigentlichen Reize des Nordens liegen in jenen Breiten über dem Polar» kreis, wo die Sonne im Sommer tatsächlich

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 174 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
Der Märchenzauber vervollständigt sich erst in den Reflexen und strahlenden Lichtwirkungen auf Land und Meer. Die Sonne steht um Mitternacht immer noch so hoch wie bei uns im Juni zirka um 7 Uhr nachmit tags, aber ihre Strahlen fallen sehr schräg aus die Erde und infolgedessen leuchtet sie wohl wie bei Tage, aber sie hat keine Strahlung. Dort, wo sie hinscheint, erglühen und leuchten auch die Berge und Inseln, dort, wo sie nicht hmscheint, ist dunkler, schwarzer Schatten, ein sast nächtliches

Düster. Nie mals und nirgends hat man die Grenze zwischen Tag und Nacht über ein und derselben Landschaft so haarscharf gesehen wie hier. Die Sonne glänzt wie bei Tage und doch hat sie nicht ihre Tageswir kungen, sie scheint wie ein tausendfach verstärkter Mond, das ist aber zu wenig gesagt, es ist doch die glänzende, helle Sonne. Feenhaft malen sich die Widerscheine des Himmels auf dem Meer. Jetzt sind diese Reflexe kupferfarben, jetzt erscheint das Meer wie ein flimmernder Silberboden

, jetzt wie ein rein goldener Teppich, im nächsten Augenblick verschieben sich die Wolken, das Bild wechselt und die ganze breite Wasserfläche erscheint wie ein bun ter Blumengarten, über den ein sanfter Luftzug hin fährt. Die Schattenseiten der niederen Wellen zei gen die Wunderbarsten, tiefgrünen, blauen, schwar zen Gegensatzfarben. Aber all diese glühende, far bige Pracht ist bloß nach einer Richtung, gegen Nor den, nach der Sonne hin, zu sehen. Die Mitter nachtssonne steht nämlich genau im Norden

8
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 128 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
„Eben ist der Südwestwind eingesprungen', er klärte er, „und Sie werden bald die Wolken sehen!' Dann verabschiedete er sich mit einem freundlichen Gruß und ich stellte mich wieder auf die Lauer. Das Abendrot war fast ganz verblabt, die Mor genröte aber leuchtete Heller, erst strahlend violett, dann purpur-gsldig; ab und zu schössen bereits feurige Strahlenbündel hinter den Hügelkäm men empor und ich glaubte, die Sonne müsse jeden Augenblick herausstechen. Da fuhren wir aber in einen engen Sund

hinein und unter hohen Fel sen durch, die jeden Ausblick verhinderten. Vom er sten Sund ging es in einen zweiten, dritten und so fort, bis meine Uhr ^3 Uhr zeigte. Da schoben sich von Westen her schwere Wolken und ich mußte den Versuch, der Frau Sonne meine Morgenvisite ab zustatten, ausgeben. Daß die Madam so ungnädig sein könne, hatte ich nicht geglaubt. Ich stieg miß mutig in die Kabine hinunter. Freund Albuin er wachte und fragte, wie die Sternguckerei ausgefal len sei. „Ebenso

wie deine Bergpartie in Drontheim', entgegnete ich: „die Sonne hat sich verspätet.' Er tat einen hellen Lacher, drehte sich auf die andere Seite und schnarchte wieder. Die meisten Novdlanbsreisenden geben sich mit der Fjord linie zufrieden, kommen höchstens bis Drontheim und fahren dann wieder zurück. Es nimmt mich dies um so mehr wunder, als die be sonderen Reize des Nordens über dem Polarkreis hinaus in jenen Breiten liegen, wo die Sonne tat sächlich nie untergeht. Bielen scheint jedoch die Reise bis ans Nordkap

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1934
Bergbüchlein
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Page 80 of 93
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 76, [10] S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: I 60.410
Intern ID: 65307
würdiges. War es meine innere Hitze oder war es die Zau berkraft der Sonne, ich weiß es nicht; aber ich wurde mit einem Mal aus einem Wassertröpfchen in ein unsichtbares öufMäschen verwandelt und stieg vom Meere hinaus zur Sonne. -Rasch ging es nach oben, hundert Klafter, tausend Klafter, noch höher. Plötzlich fühlte ich eine große Schwere und Mattigkeit in den Gliedern, so daß ich fürchtete, zurück ins Meer zu stürzen. Mit dem Aufgebot meiner letzten Kräfte jedoch erreichte ich eine goldene

Wolke, die mitten am Him mel stand. Dort ließ ich mich nieder und rastete. Über eine Weile Hörte ich leises Geflüster und merkte, daß schon viele von meinen Brüderchen hier waren, die auch in der Wolke rasteten. Wir sahen einander zwar nicht, weil wir unsichtbar waren, erkannten uns aber an den Stimmen. „Was machen wir jetzt?' fragte ein Angstliches. „Wir können nicht immer da bleiben, und zur Sonne hinauf kom men wir unmöglich.' „Warten wir einmal, kommt Zeit, kommt Rat', erwiderte

ich . . . Noch hatte ich das Wort im Munde, da stürmte schon ein Höhenwind heran, sagte, er war von der Sonne geschickt, faßte die Wolke im Rücken und begann, sie flink vor sich her- zuschieben. Wind schnell ging es am blauen. Himmel dahin, es war eine rießg lustige Fahrt mit dem LuWellwagen, in der Stunde machten wir zwanzig Meilen; ehe es Mittag wurde, hatten wir schon das Meer hinter uns und fuhren über dem Lande. Wiesen und Wälder, Flüsse und Seen, Städte und Dörfer rollten unter uns hinweg, wie in einen, Guckkasten

11
Books
Category:
Fiction
Year:
1935
Lirum, larum Löffelstiel - zum Weinen, zum Lachen, zum Lernen nicht viel : ein Jugendbuch
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Page 119 of 126
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 113 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 61.384
Intern ID: 64905
halten versehen ist. Als wir die Höhe erreicht hatten, dehnte sich vor unseren Blicken eine wà, àne, überaus dürftige Hochfläche. An der vorbersten Spitze des Nordkaps sagten wir uns mit einer gewissen Ehrfurcht: Da hört Europa auf,, wir stehen am nördlichsten Punkt des Erdteiles. (Wer 71 Grad nördl. Breite.) Es ist HM 12 Uhr nachts, selbstverständlich taghell und doch liegt ein eigener Schatten und eine nächtliche Stimmung aus der ungeheuren Landschaft. Die Sonne steht hoch über dem Meere

. Sie -ist zwar durch eine leichte Wolken- schichte verdeckt, aber ihre Strahlen Ummern durch die Hülle und malen die Wolken in bunt glänzenden Farben. Den klaren Glanz und die ganze Farben pracht der Mitternachtssonne konnten wir aber erst vierundzwanzig Stunden später bewundem. Da brach die Sonne — um Mitternacht — immer noch so hoch stehend wie bei uns im Juni ungefähr um 4 Uhr nachmittags —, in ihrem vollen Glänze hervor. Sofort wurde es aus dem Schisse lebendig. Die Matro sen schössen ein paarmal die Kanonen

ab und läuteten mit einer großen Glocke stürmisch durch alle Schiffsgänge. Es ist ein einzigartiger Zauber, den die Mitternachtssonne aus die Landschaft' unter dem farbenglühenden Himmel breitet. Ihre Strahlen fallen sehr schräg, aus die Erde, infolgedessen leuchtet und glüht sie wohl wie bei Tage, aber sie hat keine Strahlung. Dort wo die Sonne hinscheint, erglühen und leuchten auch die Berge und Inseln, dort wo sie nicht hinfcheint, ist dunkler, schwarzer Schat ten, ein säst nächtliches Grauen. Niemals

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 126 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
wie herrliches Goldmosaik. Das Meerwasser hin - t e r unserm Schiffe war das einemal pechschwarz, das anöeremal weiß wie Milch. Sprachlos standen wir alle an Bord und tranken das Schauspiel förm lich mit den Augen. Als endlich die Sonne hinter einem Hügel verschwand, ging ein lautes Bedauern von Mund zu Mund. Ich schaute auf die Uhr und sagte, sie könne noch nicht endgültig untergegangen sein, draußen, wo die Berge abdachen, müßten wir sie noch einmal sehen. Und richtig, nach einer Vier

telstunde tauchte das strahlende Sonnengesicht in einer Einsattelung des Hügellandes wieder auf und wurde mit einem stürmischen: „Hipp! Hurrah!' empfangen. Wir schauten uns abermals die Augen fast heraus; allein es dauerte bloß einige Minuten und das Tagesgestirn ging nun wirklich zur Ruhe. Bis zum letzten Untersinken stand die Sonne blen dend weiß und strahlend am Himmel, in dem Au genblicke aber, als sie den Hügel berührte, wurde die Scheibe grasgrün und hatte keinen hellen Glanz mehr. Eine Minute

lang stand sie in dieser grünen Färbung scheinbar unbeweglich und dann war sie mit einem Schlag verschwunden. Ich konnte mir diese Erscheinung bis heute nicht anders als durch eine Luftspiegelung erklären. Als die Sonne unter ging, schaute ich wieder auf die Uhr, der Zeiger wies genau auf Elf. Droben in der Höhe war alles noch hell beleuchtet und das Farbenspiel auf dem Meere dauerte fast bis halb zwölf Uhr, dann la gerte sich aber rasch ein dämmernder Schatten über den Fjord. Bloß im Norden zog

15
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 176 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
schauen; denn die Bewölkung des Himmels ist da oben viel stärker und häusiger als bei uns. Von einem Amerikaner wurde erzählt, daß er durch zwölf Jahre hindurch immer im Monate Juni nach Nor wegen gekommen sei, bloß um die Mitternachtsonne zu sehen, daß es ihm aber in allen zwölf Iahren nicht ein einzigesmal gelang, dieselbe zu Gesicht zu bekommen. Übrigens haben auch von den Passagie ren unseres Schiffes Dreiviertel die Mitternacht- sonne in ihrer ganzen Farbenpracht, wie sie bei der Insel

Fulgö erschien, nicht gesehen. Bis 11 Uhr in der Nacht war nämlich der Himmel von dichtem Gewölk überzogen gewesen und die wenigsten Reise genossen hegten eine Hoffnung, daß die Sonne zum Borschein kommen werde. So legten sich fast alle schlafen. Nur ich, das russische Ehepaar und einige alte Damen waren aufgeblieben. Ich konnte mich an den wechselnden Landschaftsbildern niemals satt sehen und hielt jede Stunde des Schlafes für eine verlorene Zeit. Etwas vor zwölf ilhr sagte mir der Kapitän

, indem er auf einen großen, blauen Him melsfleck in den Wolken hinzeigte: „Sobald dieser Streifen über Fuglö kommt, er blicken Sie die Mitternachtsonne.' „Wie lange mag das dauern?' fragte ich ge spannt. „Weiß nicht', entgegnete er, „vielleicht eine Stun de, vielleicht eine halbe.' Die Wolken zogen aber schnell, und es dauerte bloß eine Viertelstunde, als die Sonne schon in ihrem vollen Glänze hervorbrach. Sofort wurde es auf dem Schiffe lebendig. Die Matrosen schössen ein l.2 Reimmichl / Nordlandreise 177

16
Books
Category:
Fiction
Year:
1938
Wo Tag und Nacht die Sonne scheint : eine Nordlandsfahrt
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Page 140 of 195
Author: Reimmichl / vom Reimmichl
Place: Innsbruck [u.a.]
Publisher: Tyrolia-Verl.
Physical description: 191 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: II A-19.967
Intern ID: 89237
Nacht schiebt sich allerdings eine längere auf- oder absteigende Dämmerung ein. Es liegt außerhalb des Zweckes meiner Reise- darstellung, die Erscheinung der Mitternachtssonne physikalisch zu begründen. Die geschulten Leser ken nen den Grund ehedem schon und für die anderen dürfte es schwer fallen, eine durchaus verständliche Aufklärung zu geben. Der springende Punkt liegt darin, daß die Erde gegen ihre Kreisbahn um die Sonne in einem Winkel von Zirka 66 Grad geneigt ist. Versinnbildlichen

könnt ihr euch die Sache auf folgende Weise: Nehmt einen Apfel und durchstecht ihn von oben nach unten mit einer Stricknadel. Dann laßt euch den Apfel von einer zweiten Per son in einiger Entfernung vor das Auge halten, je doch so, daß die Nadel sich stark gegen das Auge hin neigt. Wird nun der Apfel an der Nadel ge dreht, so bleiben die oberen Teile, wo die Nadel eingestochen wurde (Nordpol), immerfort sichtbar. Wenn der Apfel die Erde vorstellt, so ist euer Auge die Sonne, und alle jene Teile

, die das Auge er blickt, werden jeweilig von der Sonne beschienen. Tragt nun die zweite Person den Apfel im Bogen um euch herum, jedoch immer nach derselben Rich tung hin geneigt, so seht ihr, wenn ihr euch um kehrt, von den Teilen um den Nordpol des Apfels nichts mehr, mag er sich drehen wie er will, jedoch sind nun die dem Südpol zunächst liegenden Teile alle sichtbar. Der ewige Tag liegt jetzt im Süden, im Norden ist Nacht. Bon der wunderbaren Farbenpracht und den zauberhaften Reflexen

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