§ 1. Die westeuropäische Kultur ist vorläufig durch die drei Men hire von Termeno BS ) und Lagundo 56 ) (Tafel II, 1—3) vertreten. Über sie ist schon viel geschrieben worden, so daß ein näheres Eingehen auf die formenkundlichen Eigenheiten dieser Denkmale nicht notwendig erscheint. Von größter Bedeutung ist aber die zeitliche Stellung der drei Menhire, die sich durch ihren Schmuck von anderen gleichartigen Stücken unterscheiden und dadurch eine — wenn auch nicht sehr verläßliche — Grundlage

der Menhire ist. Es scheint mir daher schon aus diesem Grunde nicht recht angängig, die früheisenzeitlichen Beispiele zum Vergleich heranzuziehen; dazu kommt dann noch, daß die Menhir- dolche stets eine besonders gut ausgebildete Mittelrippe zeigen, die bei den früheisenzeitlichen Stücken fehlt, während sie bei den bronzezeit lichen mehr oder weniger zur normalen Ausführung gehört. Schließlich ist dann auch noch darauf zu verweisen, daß die auf dem männlichen Menhir von Lagundo angebrachten Darstellungen

ist 57 ). Es dürfte daher sehr wahrscheinlich sein, die drei Oberetscher Menhire der frühen Bronze zeit zuzuteilen. Anzufügen wäre hiebei noch, daß es methodisch kaum an- 55) O. M e n g h i n, A Statue-Menhir from Tramm, South-Tyrol, Man XXV, 1925, S. 40-50. ^ 56) lì. Battaglia, Sulla distribuzione geografica delle „Statue- Menhirs', Studi Etruschi VII, 1933, S. 11-—37; — Derselbe, Le statue antropomorfe di Lagundo, Studi Trentini di Scienze Storielle XV, 1934, S. 105—125. — P. Laviosa-Zam- botti, Sulla

cronologia delle statue antropomorfe di Lagundo e di Termeno,Archivio per l'Alto Adige XXX/1, 1935, S. 109—176. — Dieselbe, Le civiltà preistoriche, Sp. 38-—7 /. 57) Battaglia, Stadi Etruschi VII, Tafel I/3b, 4.

geht, die dargestellten Dolchgriffe zur Grundlage des entscheidenden Ver gleiches zu machen, da man gar nicht weiß, welche Formen die meist aus Holz oder Knochen bestehenden Griffteile überhaupt hatten. Was wir an Bronzegrillen kennen, ist nur ein verschwindend kleiner Teil des gesamten Materials. Stellt man die Menhire an den Beginn der Bronze zeit, dann besitzen wir in der an dem männlichen Menhir von Lagundo angebrachten KaxrendarStellung eine sehr willkommene Quelle zur Geschichte

neolithisch ist. Aber das sind nur Vermutungen, die in keiner Weise zuzutreffen brauchen und deren Berechtigung erst zukünftige Forschung erweisen kann. Dieser muß es auch vorbehalten bleiben, die für die Umgebung von Lagundo vorauszusetzende jungsteinzeitliche Siedlung zu finden; vielleicht ist aber schon J. Tscholl mit seiner Vermutung am richtigen Weg, wenn er 58) R. H eine-Geldern, Die Megalithkultur Südostasiens und ihre Bedeutung für die Klärung der Megalithfrage in Europa und Polynesien, Anthropos

Eine einzelgefundene Sichel und ein mittelständiges Lappenbeil (Taiel III, 6) gibt es dann aus Appiano 177 ); Terlano lieferte ein Beil 178 )> ebensolche die Umgebung von Merano aus Tel und Rabiat 178 ) sowie Lagundo 16 °). Schon allein aus diesen Funden ist eine dichtere Besiedlung dieses fruchtbaren Talgrundes abzuleiten, von dem aus die Umgebung begangen wurde. So kennen wir ein Beil aus der Gegend von S. Leo nardo i. P. 1S1 ), an das sich das Stück vom Strixonjoch 182 ) anschließt. Hält

zwischen Nordafrika und Westeuropa bis in die jüngere Steinzeit zurückreichen 2M ), dann ist die Annahme gestattet, in den Trägern der westeuropäischen (Megalith-) Kultur ein Volkstum hamitoider Art erblicken zu wollen; seine genauere Kennzeichnung gelingt jedoch nicht, da hiefür die Grund lagen fehlen. Für das Ende der Jungsteinzeit ist daher mit einer Mischung hamitoider und indogermanischer Elemente zu rechnen, wobei die obenbesprochenen Menhire von Lagundo und Termeno das Fortleben

das im dortigen Glabbach, gefundene Steinbeil auf eine höhergelegene Siedlung bezieht 60 ). Eine genaue Untersuchung dieser Gegend wäre auch schon deshalb notwendig und wünschenswert, weil sie uns vielleicht die Möglichkeit böte, genauere und einwandfreie Anhaltspunkte für die zeit liche Stellung der Men 'hire zu bekommen und zu zeigen, ob die Ver mutung Laviosas vom Vorhandensein eines Heiligtums in Lagundo zutrifft 81 ). So sehen wir also, daß sich, um die Menhir e des Oberetsch eine Reihe

Verzeichnis der Tafeln: ìlbild: Piperbühel bei Collalbo, Trinkbecher der Isarken aus Ton/ el I. 1: Sublavio-Colina, Flachbeil. 2: S. Lorenzo-Ternerbühel, Gußform. 3: Sarentino, Lochbeil. 4: Fundres, Dolch. 5: Stelvio-Kaschlin, Nadel mit eingerolltem Kopf. 6 a, b: Siusi, Schwert mit achteckigem Griff. 1: Rivapiana, Bronzenadel. 8: Rivapiana, verziertes Gefäßbruchstück. iel II. 1, 2: Lagundo, Menhire. 3: Termeno, Menhir. fei III. 1: Missiano, Urnenfeldermesser. 2: Settequerce. Mohnkopfnadel