Allerlei Geschichten aus Südtirol.- (Gesammelte Werke ; Bd. 4)
geben: da schaut auf einmal der Feldpater mit seiner großen Brille durchs Fenster und schreit: Kerl! laß 's Diendl geh'n! — Mein Mädel schrie vor Schreckens Er tut mir ja nichts! — Ich aber schloff ganz entsetzt unter die Bettstatt. Der Kaplan ging weiter, das Diendl erholte sich und rief lachend: Du bist mir der Rechte ! — Mir war aber gar nicht zum Spaßen ; denn ich kannte unsere Hochwürden von andern Gelegenhei ten und erinnere mich gar wohl an eine Predigt von ihm: die Liebe habe der Teufel
erfunden als gefähr lichste Angel der Seelen, und wir sollten es machen wie die Mutter Gottes und der heilige Joseph, die haben sich nicht einmal anzuschauen, geschweige auch nur mit dem Finger anzurühren getraut ! —- Ich schlich ganz traurig von dannen. Am andern Tag hieß es: Blast, zum Feldpater! — Mir war wie einem Schaf am Strick: es zieht wohl und zieht und möckt' gern davon, aber es muß halt doch dem Metzger folgen! Der Hochwürdige muß extra für mich eine Predigt ausstudiert
haben: so-fürchterlich beschrieb er die Hölle und sogar das Plätzchen, wo ich mit Pech und Schwe fel gebraten werden solle, wenn ich noch einmal wage, dem Mädel ein Bussel zu geben. Zu sagen traute ich mir kein Wort, ja in der Zer knirschung gelobte ich sogar, das Busselgeben ganz zu lassen, wogegen er mir versprach, meinem Vater von der Geschichte nichts zu melden. Er hielt Wort, aber ich nicht; sobald ich beim Diendl war, vergaß ich Feld- kapla«, Hölle, Versprechen, Bater und Franzosen. — Ihr könnt wohl denken