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Books
Category:
Literature
Year:
1908
Beiträge zur Literaturgeschichte. - (Gesammelte Werke ; Bd. 11)
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Page 183 of 326
Author: Pichler, Adolf (Schriftsteller) / Adolf Pichler
Place: München [u.a.]
Publisher: Müller
Physical description: 320 S.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Tirol ; s.Literatur
Location mark: II 63.047/11
Intern ID: 73403
Man hat Dante mit der Reformation in Beziehung gesetzt, wie man andererseits Shakespeare zu einem Ka tholiken stempeln wollte. Das mag hingehen, denn der Engländer war ja ein Zeitgenosse der mächtigen Gegen reformation, deren gewaltiger Einfluß sich auf alle Gebiete des Lebens, der Wissenschaft und Kunst er streckte. Anders verhält es sich mit Dante. Ebenso wenig als jemand über seinen Schatten springen kann, Vermag er eine Zeit zu antizipieren. Das Bild der Theo logie Dantes liefert

uns den überwältigenden Beweis, daß er durch und durch Katholik war, und gewiß hätte er Luther und Calvin mit einem flammenden Epitaph bei den Ketzern eingesperrt. Seine Opposition leugnet nirgends die Einheit der Kirche und ihren göttlichen Charakter; um so schärfer ist der Kontrast ihrer hohen Aufgabe mit der Schwäche und Unwürdigkeit derjeni gen, welche sie ausführen sollen. „Darum war Dante stets gefeiert in den Kreisen der katholischen Kirche,' sagt Hettinger; das gilt wohl im allgemeinen

, doch wollen wir auf den Kardinal Bertrand du Pojet auf merksam machen, der bereits 1327 von Bologna nach Ravenna eilen wollte, um die ketzerischen Gebeine des großen Dichters aus dem Grabe zu werfen, wie denn auch später Jesuiten gegen ihn eine feindliche Stellung einnahmen. Das Konzil von Trient reihte seine Schrift ,,cle Nonaràia' dem Inder der verbotenen Bücher ein. Hettinger belehrt uns: „Die Thesis, welche Dante in derselben durchzuführen sich bemüht, daß das Kaiser tum von Gott abhänge, ist so, wie sie vorliegt

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Books
Category:
Literature
Year:
1908
Beiträge zur Literaturgeschichte. - (Gesammelte Werke ; Bd. 11)
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Page 185 of 326
Author: Pichler, Adolf (Schriftsteller) / Adolf Pichler
Place: München [u.a.]
Publisher: Müller
Physical description: 320 S.
Language: Deutsch
Subject heading: g.Tirol ; s.Literatur
Location mark: II 63.047/11
Intern ID: 73403
ihre weltgeschichtliche Sendung niemals hätte erfüllen können. Man gibt allgemein zu, daß sie, um die Er zieherin der rohen Völker zu werden, sich der Berührung der profanen Mächte dieser Welt nicht entziehen konnte. Indem also Dante das einseitige Maß seines auf die »Spitze getriebenen abstrakten Systems an die Entwick lung der Kirche und des Papstes legte, verfiel er einer unverkennbar ungeschichtlichen Betrachtungsweise, die zugleich in hohem Grade unbillig und ungerecht erschei nen muß

. Er übersah in seinem Kampfeseifer gegen ein allerdings vorhandenes Uebel einen Kardinalsatz aller echten Geschichtsforschung, daß, was etwa zu einer be stimmten Zeit nicht mehr notwendig, nicht mehr zweck mäßig, nicht mehr wohltätig, doch zu einer anderen Zeit sehr notwendig, sehr zweckmäßig, sehr wohltätig gewesen sein kann.' Die Versuche, Dante zu einem Vorläufer des Pro testantismus zu machen, sind übrigens alt; es beginnt sie bereits Mathias Flaccius 1556. Nun, mit der Reformation Luthers

und dessen Dog ma von der Rechtfertigung durch den Glauben hat Dante, der den Glauben ausdrücklich bloß als den ersten Schritt auf dem Wege des Heiles bezeichnet, gewiß nichts zu schaffen ; dennoch war er ein reformatorischer Geist, weil er ein Idealist war, der die Dinge sah, wie sie waren, und sie wollte, wie sie nach seinem hohen Sinne sein sollten. Darum aß er das bittere Brot der Verbannung.

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