Geschichte der Ereignisse in der österreichischen Monarchie während der Jahre 1848 und 1849 in ihren Ursachen und Folgen
646 Eröffnung des Feldzuges. krönen zu lassen, dis wohin er zwar gewisse Herrsch errichte ausüben dürfe, aber nur im Sinne der Gesetze." Im Sinne dieses, eigens für den Vorliegenden Fall improvisirten Staatsrechtes, hieß es dann wei- ter: „insofern in dem Falle, wenn der regierende König die Beschwer den der Regierung zu tragen sich zu schwach fühle, die Nation das- Recht übe, über die zeitweilige Regierung des Landes zu verfügen, aber hinsichtlich der am 2. Dec. in Olmütz geschehenen
Familienabdi- kation und Reichsübertragung die ungarische Nation gar nicht befragt , worden, so erkläre der Reichstag, daß ohne sein Wissen und seine Einwilligung Niemand das Recht habe, über den Besitz des ungari schen Thrones zu verfügen rc." Zugleich wurde dieser Fall benutzt, um Jene, die bisher einem offenen Rebellionskampfe gegen den Regen ten widerstrebt hatten, von ihren Skrupeln zu befreien, indem man ihnen vorspiegelte, König Ferdinand V. sei durch Zwang zur Thron entsagung gebracht worden
, und Ungarn erhebe sich daher nicht gegen, sondern vielmehr für seinen König. Dieser Vorwand hatte dm Kurz sichtigen gegenüber, guten Erfolg; besonders wurden hiermit die Ge- wijsenszwenel manches ehrlichen, aber in politischen Dingen gänzlich unerfahrenen Soldaten beschwichtigt, der sich nunmehr alles Ernstes einbildete, den Thron seines Königs nicht anzugreifen, sondern zu ver- theidigen. Am 15. Dec. begann das Armeekorps des Fürsten Windischgrätz die Bewegung gegen Ungarn. Die Magyaren wichen
