Geschichtlicher Ueberblick. Von A. Sparber. Die Brixner Gegend war schon in vorgeschichtlicher Zeit besie delt, wie aus den prähistorischen Ausführungen hervorgeht. Es ist aber unsicher, ob der Platz, auf dem das heutige Bressanone steht, da mals schon eine Siedlung oder überhaupt Kulturboden darstellte. Die geschichtliche Zeit beginnt für Bressanone erst mit dem Jahre 901 nach Christus, Zwar wird schon 828 in einer Urkunde für das Stift San Candido (Inniehen) als Ausstellungsort Press ena
angeführt. Es ist zwar wahrscheinlich, aber nicht ganz gewiß, daß darunter das heu tige Bressanone zu verstehen ist. Sicher wissen wir aber, daß unter dem Meierhof P r i Ii s n a, den der deutsche König Ludwig IV, mit tels Diplom vorn 13. September 901 dem Bistum Säben schenkte, unsere Siedlung gemeint ist. Darin ist zu lesen, daß zu. diesem Meier hofe ganze Ortschaften, Ebenen, Aecker, Wiesen, Weingärten, Weiden, Wälder, Berge, Täler, Almen und felsige Gegenden gehörten. Er muß also sehr umfangreich
gewesen sein. Wahrscheinlich umfaßte er einen großen Teil der Umgebung. Bressanone selbst stellte ohne Zweifel damals eine ansehnliche Ortschaft dar. Sie gehörte in jener Zeit zum Herzogtum Bayern. Die Bajovaren waren nämlich um 600 über den Brenneropaß vorgedrungen und hatten allmählich das Eisak- und Pustertal besetzt und. teilweise auch neu besiedelt. Bezüglich des Na mens Prihsna ist zu bemerken, daß er als vorrömisch gilt; ob er nun keltischen, oder illyrischen oder etruskischen Ursprungs ist, konnte
von den Marnensforschern nicht sicher festgestellt werden. Die Bischöfe von Säben erkannten bald, daß sich die sonnige Ebene am Zusammenflusse des Eisak und der Rienz, also an der Ver einigung zweier bedeutender Täler, als Bischofsitz besser eignen würde als das hochgelegene, schwer zugängliche Säben, das auf einem Felsen vorsprung bei Chiusa hoch thront. Tatsächlich wurde die Uebertragung des Bischofsitzes von Säben nach Bressanone noch im 10. Jahr hundert vollzogen. Wir wissen nicht, im welchen Jahre sie erfolgte.