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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
[ca.1910]
¬Die¬ Nachtmahr : Roman
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Page 62 of 272
Author: Huldschiner, Richard / Richard Huldschiner
Place: München
Publisher: Langen
Physical description: 260 S.
Language: Deutsch
Location mark: 1.974
Intern ID: 72647
eine kleine Schiefertafel, nickte mit dem Kopf, strich sich mit der umgekehrten Hand über den Mund und stieß dann das fertige Rad in eine mit Wasser ge füllte Grube, ohne sich weiter um Philipp zu kümmern. So erhob er sich von seinem Sitz, stand noch eine Weile unentschlossen da und ging dann endlich mit kurzem Gruß. Auf dem Torgglerhof traf er nur den Simon, der vor dem Hause den Einspänner wusch. Die Brüder gaben sich die Hand. Wie es alleweil ginge? Gut soweit. Halt wie es gehn konnte. Nein

, der Torggler war nicht zu Haus. Er war in St. Jakob, wegen einer Kuh, die der Brünndel-Müller zu ver kaufen hatte. Philipp stand etwas scheu neben dem Wagen, der Simon pfiff einen Militärmarsch und goß die vollen Eimer über Räder und Holzwerk, daß es nur so klatschte. Weswegen der Philipp ins Dorf herunterkam? O nichts; er hatte beim Schmied zu tun gehabt, und so . . . Schön Wetter? Ja, schön Wetter. Man konnte schon mit Garteln beginnen. Ob der Philipp nicht in die Stuben gehen wollte? Rem, nein, er mußte

bald wieder weiter. „Du,' sagte er dann auf einmal in anderem Ton, „Los', es ist von wegen der Anna . . .' Simon sah den Bruder erstaunt, aber nicht er- ' schrocken an. „Was denn?' Philipp sah hartnäckig auf den Boden und redete

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Category:
Fiction
Year:
[ca.1910]
¬Die¬ Nachtmahr : Roman
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Page 8 of 272
Author: Huldschiner, Richard / Richard Huldschiner
Place: München
Publisher: Langen
Physical description: 260 S.
Language: Deutsch
Location mark: 1.974
Intern ID: 72647
nicht hochmütig und auch nicht freundlich, ließ sich küssen und schaute dem Bräutigam lange aufmerksam ins Gesicht, als ob sie ihn zum erstenmal sähe. Wenn sie nebeneinander aus der Bank saßen und der Philipp ihre Hand umfassend sich näher zu ihr rückte, blieb sie steif und grad aufgerichtet, ohne seiner Annäherung auszuweichen, aber auch ohne eine Spur von weicher Hingabe zu zeigen, gab ruhig Antwort, wenn er sie etwas fragte, redete selbst von der Wirtschaft mit leis verschleierter Stimme

, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien, und gab kein Zeichen von Freude und kein Zeichen von Trauer, daß sie nun bald das Heimatl verlassen mußte. Der Much, der alte Knecht, ein kleiner, ein wenig windschiefer Mensch, der nicht mehr viel arbeitete, sondern eine Art von Gnadenbrot im Hause aß, sagte ihr oft, sie sei gar kein Madel, hätte kein Blut und kein Schneid und sie solle sich nur in acht nehmen; denn wenn dem Philipp das Busseln erst einmal leid geworden sei und er in der Nacht lieber schlafen

werde, als der Frau schön tun, dann würde sie auf einmal anfangen wollen, das Versäumte nachzuholen, und dann solle sie nur zu sehen, ob das Gebetbuch- busseln nicht doch gar zu wenig unterhaltlich sei. Wenn dann die anderen lachten, und der Simon Berauner, der Bruder ihres Bräutigams, der seit einem Jahr als zweiter Knecht auf dem Torgglerhof war, ihr zublinzelte und das linke Auge leicht zukniff, zuckte sie nur geringschätzig mit den Schultern, machte sich von Philipp los und ging in die Küche

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Category:
Fiction
Year:
[ca.1910]
¬Die¬ Nachtmahr : Roman
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Page 58 of 272
Author: Huldschiner, Richard / Richard Huldschiner
Place: München
Publisher: Langen
Physical description: 260 S.
Language: Deutsch
Location mark: 1.974
Intern ID: 72647
gedacht; mußte gerade da der Philipp kommen! Und sie anschauen! Immer gab es ihr einen Stichs wenn er in ihre Nähe kam! Wie ein räudiger Hund war er, den man gar nicht ins Haus hinein lassen sollte; vor der Schwelle mußte er liegen und an schlechten Knochen nagen, bis daß er verreckte. Sie kreuzte die Hände hinter dem Nacken und atmete tief. Warum kam der Simele nie mehr? Nur, daß sie ihn einmal wieder hätte anschauen können! Und ihm sagen können, daß sie ein Poppese bekam, ein Poppese

von ihm. Aber wer weiß, was bis dahin alles geschah! Am Kirchtag kamen so viele Geistliche zusammen, da wurde gewiß auch ihr Sach ausgeredet, und der Philipp hatte ja seinem Bruder extra noch geschrieben. Wie grün es schon unten auf den Wiesen aus sah! Wenn der Herbst vorüber ist, muß sie sterben, und sie werden ihr ihr Poppese in den Arm legen, und ganz stad und weiß wird sie daliegen ... Sie gab sich einen Ruck und ging langsam in die Küche. Aber als sie am Herd stand und das Feuer schürte, hörte sie immer

noch das eintönige Plärren der Leute, die hinter dem Sarg einher gehen. Eine hohe Stimme betet vor, die Gemeinde fällt ein . . . -Jetzt sah sie sich selbst, wie sie mit ge schürztem Rock neben dem Vater ging, das schwarze Seidentuch vorm Mieder . . . in Witwentracht. Sie begruben den Philipp, endlich . . . endlich . . . Von da ab kam diese Vorstellung immer wieder und machte sie in Angst und Hoffnung erbeben.

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