nicht hochmütig und auch nicht freundlich, ließ sich küssen und schaute dem Bräutigam lange aufmerksam ins Gesicht, als ob sie ihn zum erstenmal sähe. Wenn sie nebeneinander aus der Bank saßen und der Philipp ihre Hand umfassend sich näher zu ihr rückte, blieb sie steif und grad aufgerichtet, ohne seiner Annäherung auszuweichen, aber auch ohne eine Spur von weicher Hingabe zu zeigen, gab ruhig Antwort, wenn er sie etwas fragte, redete selbst von der Wirtschaft mit leis verschleierter Stimme
, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien, und gab kein Zeichen von Freude und kein Zeichen von Trauer, daß sie nun bald das Heimatl verlassen mußte. Der Much, der alte Knecht, ein kleiner, ein wenig windschiefer Mensch, der nicht mehr viel arbeitete, sondern eine Art von Gnadenbrot im Hause aß, sagte ihr oft, sie sei gar kein Madel, hätte kein Blut und kein Schneid und sie solle sich nur in acht nehmen; denn wenn dem Philipp das Busseln erst einmal leid geworden sei und er in der Nacht lieber schlafen
werde, als der Frau schön tun, dann würde sie auf einmal anfangen wollen, das Versäumte nachzuholen, und dann solle sie nur zu sehen, ob das Gebetbuch- busseln nicht doch gar zu wenig unterhaltlich sei. Wenn dann die anderen lachten, und der Simon Berauner, der Bruder ihres Bräutigams, der seit einem Jahr als zweiter Knecht auf dem Torgglerhof war, ihr zublinzelte und das linke Auge leicht zukniff, zuckte sie nur geringschätzig mit den Schultern, machte sich von Philipp los und ging in die Küche