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Title A - Z
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Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 51 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
hatte —, und schon gab Papa sein Zeichen, und Mama- war gleich still und sagte nur mehr ernstlich mahnend: ,Pst, Lori. Papa denkte Was dachte er jetzt? Der K. K. Bezirkskommissär Doktor Valentin von Alfreider ist vor allem aus guter Familie. Das ist das erste. Der Adel ist eine wertvolle Zugabe, die bekräftigt, daß die Familie sehr gut ist, einmal ausgezeichnet wurde. Punkt. Valentin von Alfreider ist sodann Beamter bei der Bezirkshauptmannschaft. Ist für sein Alter — neunund zwanzig Jahre

— schon tüchtig avanciert und wird es sicher einmal zu etwas bringen. Das ist das zweite, ebenso schön und geebnet wie Ems. Gut. Punkt. Die Familie von Alfreider ist fürs dritte vermögend. Es sind nur zwei Kinder, also erhält eines die Hälfte. Man spricht von zweihunderttausend Gulden. Schön. Macht für eines viertausend Gulden im Jahre Zinsen. Damit läßt sich leben. Punkt. Und Valentin selbst — um das als viertes und letztes in Betracht zu ziehen — ist ein Mann von ge fälligem Äußeren und guten

Manieren. Das paßt mir auch. Ist sonst noch etwas zu berücksichtigen? Familie, Adel, Stellung, Vermögen, Außeres, Ma nieren? Sonst noch etwas, was wichtig wäre? Nein. Der Herr Hofrat war mit der Erwägung zu Ende. Valentin von Alfreider entspricht somit den Anforderungen, die er an einen Schwiegersohn, an den künftigen Gatten seines einzigen Kindes stellen mußte, in allem und jedem. Punkt. Also kann er Lori haben. „Soll sie nehmen,' entschied er, vor seiner Frau

3
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 83 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
Fahrt auf ihr neues Hein:, malte sich aus, wie schön und glücklich sie es haben würden, und Valentin konnte ihr nicht genau genug die Umgebung des Hauses, die Einteilung, Größe und Lage der einzelnen Zimmer schil dern. „Wo liegt der Oberhaidacher? Heißt unser Haus nicht so?' „Ja, so heißt es. Aber es ist schwer, es dir Zu be schreiben, da du Bozen überhaupt nicht kennst. Das Haus sieht fast aus wie ein Turm , wie ein einsamer Turm mitten in den Weingärten. Denn die sind zu allen Seiten, gehen

nach Norden bis nach Lindenburg, nach Süden bis zum Schloß Maretsch, und gegen Westen sind noch fast drei Graber Breite bis zur Wassermauer.' „Was ist ein Graber und was ist die Wassermauer?' Valentin machte plötzlich ein tiefernstes Gesicht, unter drückte aber nur mühsam das Lachen und sagte, indem er Loris Maina nachahmte, mit erhobenem Finger: „Pst, Lori, Papa denkt.' Da lachten sie beide, bis Valentin erklärte. „Ein Graber ist ein Bodenmaß, wieviel gerade, weiß ich selbst nicht. Und die Wassermauer

von Bozen ist ein langer Schutzdamm gegen die Talfer. Die Talfer ist im Winter gar nichts, im Frühjahr Zur Schneeschmelze ein kleiner, dünner Bach, und erst nach einem Hochgewitter oder einer langen Regenzeit ein Strom, der das ganze Tal überschwemmen könnte.' „Siehst du, Valentin, wenn Papa nur auch immer alle Fragen so lieb beantwortet hätte: um wie viel wüßte ich da mehr. Aber der dachte immer nur an seine Sachen, und wenn ich so manchmal etwas gern erfahren

4
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 73 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
Valentin immer wieder die Gelegenheit nützte, um sie ein wenig an sich zu ziehen. Wer als die Sonne sich den Bergen von Cannes zuneigte und langsam, langsam sank, als sie nun Arm in Arm den Weg Zurück in die Stadt nahmen und so gingen — immer näher und näher dem Hotel kamen und nun in den Speisesaal traten, da überfiel Lori wieder das Bangen vor dem Neuen und Gewaltsamen, das jetzt ge schehen sollte, und wieder saß sie still und war beklom men und empfand jetzt nichts mehr von dem glücklichen

Gefühl und dem Stolz der jungen Frau, sondern nur Angst. Valentin hatte Champagner bestellt, goß sich und ihr immer wieder ein, aber er schien selbst unruhig, drängte, und so war es erst zehn Uhr, als sie schon in ihrem Zimmer waren. Eine Weile saß Lori nahe dem Fenster, völlig un schlüssig, ob sie sich denn überhaupt niederlegen, ob sie nicht lieber in den Kleidern bleiben und so sitzen sollte —, dann begann sie ein wenig betäubt, in einer ängstlichen Verwirrung, wie ratlos, sich langsam

zu entkleiden. Sie tat es vorsichtig, Zögerte immer wieder, nestelte recht lang an ihrem Haar, nestelte immer wieder daran — löste dann die Bänder der Schuhe — war schon daran, einen Strumpf abzustreifen — wurde aber mit einem Male so rot, so verzagt und wollte jetzt schon, daß Valentin das Licht abdrehe, obwohl sie doch noch Rock und Mieder anhatte. „Bitte, ja.' Ihre Stimme klang zittrig, völlig verwirrt, und sie sagte es ohne zu wissen, wo Valentin jetzt gerade stand und was er tat

5
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 72 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
— ss — Ein- zufriedene. behagliche Stimmung durchströmte sie und scheuchte alle Angst und das Gesühl der Scheu, an dem sie gestern noch so stark gelitten. Sie verließen in Nizza den Zug und fuhren ins Hotel. Während Von aus dem großen Koffer die Wäsche packte und die Aleider in den Schrank hing, hatte Valentin Rock und Weste abgelegt und wechselte das Hemd. Da wurde Lori, die sich jetzt umwandte, mit einem Male ganz rot und sah nicht mehr hin. Als sie den Rock des Reisekleides vorsichtig

abstreifte, bat sie in ihrer Schamhastigkeit, Valentin möge nicht hinsehen; sie wollte diese Zeit voll Eile und Hast nützen, um auch die Bluse abzustreifen und in eine andere zu schlüpfen. Sie sagte noch einmal in Kleiner- Mädchen art: „Bitte, nicht zusehen.« Valentin lachte herzhast; doch schien er sich mcht an ihre Bitte zu kehren, sondern kam aus sie zu, gerade als sie nur im ausgeschnittenen Hemd, Mieder und Unterkleid dastand, und schloß sie in die Arme. Aber Lori entwand sich ihm rasch und gab

ihm voll Schämigkeit nicht einmal den Kuß zurück. Sie blieben den ganzen Tag außer Hause, aßen in der Iste, fuhren Nachmittag nach Cimiez und wanderten zu Fuß durch die Olivenhain- kreuz und quer. Beide waren frohgemut, in heiterster Stimmung, lachten viel, und jedes wußte eine solche Menge zu erzählen. Lori so viel zu fragen und Valentin so viel zu erklären, daß die Zeit rasch und glucklich verging. Lori dachte nicht mehr an ihre Angst, gab sich den schönen, vergnügten Augenblicken hin und zitterte

6
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 340 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
nehmen Gedanken hinweggeholfen, die sie quälten, und auch über die Aussprache, die diese Gedanken verlangten und die bei dem nächsten Alleinsein mit Valentin unbedingt erfolgen mußte. Ja, es ginge nun nicht länger, die Vorwürfe, deren sie sich anklagen mußte, vor Valentin geheimzuhalten. Sie durste sie ihm nicht länger verhehlen. Er tat ihr so leid. Um alles, was er ihretwegen hatte durchmachen und tragen müssen. Ihretwegen, weil er sie liebte und von ihr nicht lassen

wollte, hatte er seine Stellung verloren und litt darunter und fühlte sich unbefriedigt. Sie verstand wohl. Über den Berufswechsel, über den Verlust seiner Karriere, über all das wäre Valentin hinweggekommen, wenn das in Erfüllung gegangen wäre, was er von seinem Verzichtm erhofft hatte. Dafür daß das Leben mit ihr wieder in Ordnung gekommen wäre, hätte er alles andere gerne hingegeben. Aber das Glück, das er erwartet hatte, das er — sie mußte ihm dies zubilligen —, das er verdient hätte, war nicht einge treten. Die Schuld

lag nicht an ihm. Er hatte ja alles dazu getan. Die Schuld lag an ihr. Sie konnte nicht. ' Sie konnte von gewissen Dingen nicht loskommen, nicht darüber hinwegkommen, nicht von der Krankheit, die ihr Leben vergiftet hatte, nicht von Hofmann, den sie noch immer nicht vergaß, nicht von Hofmanns Tod, nein, von dem auch nicht. Die häßliche Krankheit war ein Gespenst das nie Ruhe gab, die Erinnerung an Hosmann gab auch nie Ruhe . und — und es hals nichts — daß Valentin ihn getötet

7
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 116 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
Erst als er sich erhoben hatte und mit Lori ins Speisezimmer trat, besann er sich, daß er heute Hofmann gebeten hatte, mit ihnen zu essen, und sagte es Lori. Aber so gerne sie es sonst sah, wenn Karnoler oder Hofmann kamen, heute schien es ihr nicht recht. Und da ihr Valentin dies anmerkte und sie fragte, ob es ihr nicht Geb sei, legte sie die Arme um seinen Hals und sah ihn bittend an. „Nein, heute verlange ich nach keinem einzigen Menschen, nur nach dir. Und ich will auch nur mit dir allein

sein.' „Es ist aber schon zu spät, um noch Brigitta mit der Absage zu schicken!' „Das macht nichts. So soll Hofmann einmal um sonst gekommen sein. Du mußt es ihm sagen. Eine Ausrede. ' Valentin lachte, sagte nur „der Arme', willigte aber à ihren Vorschlag ein. Und als es bald darauf klingelte und Valentin aus den Flur trat, hörte Lori ihren Mann durch die angelehnte Tür sagen: „Verzeih vielmals, Hans, aber meine Frau ist Heute à -nicht so ganz beisammen, daß es ihr möglich wäre — Er sagte es aber ungeschickt

, wie ihn Lori nachher neckte. „Du sagtest es so, als sollte es heißen: Meh du nur, denn wir zwei sind heute so unendlich glücklich, daß wir keinen fremden Menschen brauchen könnend' Einen Augenblick hatte Lori doch ein wenig Angst, Hofmann könnte verletzt sein, trat ans Fenster, schob den Vorhang zurück und sah ihm längs des Gartenweges noch nach. Aber dann vergaß sie ihn und setzte sich froh And guter Dinge wie lange, lange Zeit nicht mehr mit Valentin zu Tisch.

8
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 124 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
Sie sagte sich immer wieder diese Worte vor, sie schrieb Mama, daß der Bozner-Arzt sich wahrscheinlich nicht auskenne, und sagte dasselbe Valentin und fragte wieder. „Ja, was für eine Störung? Davon sagte er nichts, weil er es selbst nicht weiß. Ich glaube ihm auch jetzt gar nicht mehr. Adele hat doch recht, er ist ein Schwarz seher. Und es ist doch ein Kind.' Sie sagte es erregt, wie im Trotz gegen den Arzt, gegen jeden, der ihr den Lieblingsgedanken nehmen wollte. Zwei Tage später kam

ein Brief Mamas , in dem ihr diese vorschlug, nach Innsbruck zu kommen und Pro fessor Doblander zu konsultieren. Der sei bekannt ob seiner großen Erfahrung in diesen Angelegenheiten, auch bekannt ob seiner klaren, sicheren Art, die keine Umschweife mache und nie Zweifel ließe. Lori lief mit dein Briefe gleich ins Bureau, um ihn Valentin zu zeigen. „Das ist das Richtige,- sagte sie, „ja, Valentin, ich fahre zu Doblander, das mußt du erlauben.^ „Aber natürlich, Lori, das tu. Und wenn du bis Samstag warten

willst, so fahre ich mit, früher könnte ich freilich nicht fort.' Sie war einverstanden, fragte, ob er nicht jetzt schon heimgehen wollte, es sei doch schon sechs Uhr, und sprach, während er sich ankleidete, davon, wie angenehm es ihr sei, daß er mitkomme. Aber auf dem Heimweg überlegte sie, daß heute erst Donnerstag sei und ihre Ungewißheit nur unnütz verlängert werde, und bat darum Valentin, schon morgen reisen zu dürfen. „Gut, wenn es dir so lieber ist. Weißt du auch, Loch daß es das erste Mal

9
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 379 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
langen Weg bis zum Gandkofel zurücklegen, blieb Doktor Norz zurück. Und während sich Valentin noch wunderte, warum der Doktor nicht nachfolgte, sah er, daß der das tat, was er selbst noch nicht gewagt, wovor er sich bisher noch gescheut hatte. Er ging längs des Kammes und sah aufmerksam über die Wände hinab in die Tiefe. Da trat Valentin zu ihm und fragte zögernd und voll Angst: „Warum schauen Sie da. Glauben Sie —?' Der Arzt nickte. „Ja. Ich weiß gewiß, daß sie irgendwo da unten

ist. Das ist nur das Letzte — die äußerste Konsequenz. Sie ist aber schon lange da unten, schon seit Wochen, will ich Ihnen sagen.' Es war, als empfände Valentin alle Vorwürfe, die er sich um sie machen mußte, jetzt in einer besonders leb haften Qual. Und aus seinen Gedanken heraus, vielleicht um sich anzuklagen, vielleicht um sich zu rechtfertigen, sagte er wie zu sich selbst: „Mit der Krankheit hat es angefangen/' „Damit hat es nie aufgehört/' gab Norz zurück und beugte sich wieder spähend über den Grat

, „das hat sie nie überwunden.' Valentin sah zur Seite und schwieg. Er war ganz. blaß. Und jetzt begann ein stundenlanges Suchen und Hinablugen immer längs des Grates, der steilbordig gegen Eppan abfiel. Ein Hinabspähen in die Runsen und Schluchten, die den Kamin teilten und ins Tal liefen.. Und die Ruft irrten über die Höhen und flogen wie rast lose Vögel über die Wände und durch die Schluchten —

13
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 284 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
Langsam, zögernd kamen sie ins Gespräch, ins Er zählen. Hilda wußte wohl, daß Valentin geheiratet hatte, hatte aber nichts von dem Unglück ersahren, das er ge habt, nichts von den Geschehnissen der letzten Zeit. Und Valentin sprach nicht darüber. Er bat sie, von ihrem Leben zn erzählen, und sie erzählte davon offen und machte kein Geheimnis aus dem Schicksal, das sie betroffen; daß sie nach ihrem ersten Kinde erkrankt sei und lang- elend gelegen hatte. Daß ihr Mann ihr vorgeworsen

habe, daß er von ihr krank geworden sei, daß sie nicht rein in die Ehe gekommen wäre. (Dabei wandt« sie schämig den Kopf zur Seite.) Und wie sie beteuert und geschworen habe, daß sie rem sei, wie sie dies in ihrer Herzensangst gelogen habe, nur um die Eh- zu retten. Und wie ihr Mann dann verziehen, nur um des Kindev willen ver ziehen hätte, das wie eine Versöhnung zwischen ihnen sei. „Und bist du jetzt glücklich?' Valentin sragte es mit müder Stimme. .Glücklich? Valtl, das ist nicht so mit einem Wort zu sagen

. Ich Hab« ja das, was ich erreichen wollte, ein «genes Heim, Mann und Kind —, aber es ist doch nur so eine Ehe — es sehlt doch das Letzte.' „Und was ist das?' „Das ist die Liebe,' gab sie zurück und saßte nach seinem Arm. „Valtl, das gibt er nicht, das kann er mir nicht geben. Ich muß doch immer nur an dich denken.' Sie hielt den Kops gesenkt und schien verträumt und verloren. Me Erinnerung an das stille, heimliche Glück, das er mit Hilda erlebt, gewann über Valentin Gewalt. Und wie er die einstige Geliebte nun an seiner Seite

15
Books
Category:
Fiction
Year:
1909
Lori Graff : Roman
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Page 292 of 395
Author: Hoffensthal, Hans ¬von¬ / von Hans von Hoffensthal
Place: Berlin
Publisher: Fleischel
Physical description: 384 S.
Language: Deutsch
Notations: In Fraktur
Location mark: 248
Intern ID: 72534
— sso — Papa zur Erlangung seiner Verzeihung anbietet. Daß er Dir diese nur erteilt, wenn Du wieder als reuige^ ordentliche Frau zu Deinem Gatten zurückgekehrt bist, ist nicht mehr als billig. Tue deshalb danach und söhne Dich so bald wie möglich mit Valentin aus.' Lori zerriß den Bries und gab darauf keine Ant wort. Zn der Empörung über die Härte der Eltern, über diese' Unduldsamkeit war sie nahe daran, auch Valentins Bries nicht zu erwidern, aus Trotz gegen die Eltern, um deren Verlangen

und deren Willen entgegenzuhandeln. Aber dann unterschied sie doch wieder zwischen Papas Egoismus und ihres Mannes Güte, die selbstlos und herz lich verzieh, und schrieb Valentin. Sie tat es schon sreund- licher und dankte ihm, daß er mit ihr gut sei. Und in dem Briefe, der zur Antwort eintraf, sand sie eine Stelle, an der sich ihre versöhnliche Stimmung stärkte. Da schrieb er: ,Äch trage Dir nichts nach, das kannst Du mir glauben. Denn ich bin sest überzeugt^ Du warst unglücklich, und nur darum konnte

es ge schehen.' - Ein so tüchtiges Vertrauen, ein so volles Verstehen und Vergeben sprach aus diesen Worten, daß üori Hoff nung schöpfte, es könnte wieder gehen. Und sie nahm wieder einmal senen Brief, den ihr Valentin nach ^)ber- bozen geschickt hatte, und las ihn durch und las das Wort: .Verzeihen gegen Verzeihen. Schuld gegen Schuld. Und vielleicht gibt es dann doch ein Leben, das wieder gut Bielleicht doch wieder ein neues, ein glücklicheres Eine Sehnsucht nach Bozen regt« sich in ihr, nach der

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