Kanzler Bienner und sein Prozess.- (Quellen und Forschungen zur Geschichte, Litteratur und Sprache Österreichs und seiner Kronländer ; 5)
in vertraulichem Gespräche seinem Aerger Luft über das, was ihm bei Hof und Regierung als tadelns wert erschien. Eben deshalb hielt auch Bienner diesen Priester für die geeignete Person, um seine Schmäh- und Klageschriften gegen Volmar, den ihm verhasstesten von Allen, in die Hand der Erzherzogin zu bringen. Ein anderer, der zum kleinen Freundeskreise des Hof kanzlers zählte, war der Hofkaplan Domenico Giannettini. Während sich schon im Prozess Montecuculi-Bienner von diesem viele zurückzogen
, da sie seine Sache verloren gaben, machte Monsignor Domenico kein Hehl aus seiner Ueberzeugung, dass Bienner recht behalten müsse. Was man gegen den Hofkanz ler vorbringe, so meinte er, seien „alles so schlechte Sachen, dass solche leichtlieh mit dem weichbronnen abznwaschen,“ Mit unverholenem Aerger bezeichneten Bienners Gegner diesen Hof kaplan „als des Bienners heriemten und vornehmen protector.“ Als Vizekanzler Girardi nach vergeblichen Umtrieben gegen Bienner mit demselben sich wieder auszugleichen suchte
, musste es Giannettini übernehmen, ihn bei Bienner zu „purgieren.“ Auch von P. Ambrosius, dem italienischen Hofprediger, sprechen die Akten wiederholt als von einem, welcher Bienners Sache hei Hof eifrig verteidigt habe. Mit Malaspina verlor Bienner eine seiner besten, vielleicht seine verlässlichste Stütze bei Hofe. Dieser Verlust wurde ihm 0 ln einer Aufzeichnung Bienners, die aber erst nach Malaspina’s Tode gemacht wurde, heisst es: Patris Malaspinae consideratio ad proto- collum dictata de vicariatu Veronensi