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.*) Und so war es auch. Als wir unsere Vater stadt erreichten Hub in das Haus eines Freundes traten, der ob unseres Hierseins nicht wenig überrascht war, so läutete die Kirchenglocke zum Gottesdienst, und der Freund sagte, daß eben jetzt die Seelenmeffen für unfern Stiefvater seien. Mein ältestes Mädchen begab sich in die Kirche, und als die Verwandten und Bekannten wie gebräuchlich ist, um den Altar herum zum Opfer giengen, war auch das vor vier Wochen noch tief in Amerika gewesene Stieftöchterchm unter ihnen. Der Empfang

' von Seite unserer Mitbürger war ein herzlicher; für das Einzige, daß ich in meinem Brief vom Juli aus Amerika Wahrheit geschrieben und manchen dadurch vor Schaden bewahrt hatte. Manchen vor Schaden und vor einer zu spaten Reue zu bewahren und der Wahrheit das Zeugniß zu geben, ist der Zweck dieses Schriftche'ns. Ich will nicht gesagt haben, daß Niemand nach Amerika gehen soll, oder daß etwa kein - Platz mehr sei (leider nur fzu viel); ich will nur gesagt haben, daß jemand, welcher sich in Amerika

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1870

Page 109 of 141

graben, ein Eishaus und ein Glashaus errichten kannst, so gehts gut, sonst aber hast du etwas, wenn alle Farmer und Hausweiber mit ihren Sachen zu Markte kommen; und sind die Sachen nicht viel werth, und wenn du nicht be sonders mit Wasser versehen bist, so verbrennt dir wäh rend der heißen Monate alles, und im Winter verfriert ohne Keller alles. Ich bin wenigstens mit der Gärtnerei jedesmal armer geworden, und dieser Mann war 18 Jahre in Amerika. Also, um Geld zu machen, muß man Geld

haben, und zwar in Amerika mehr als zu Hause. Nach dieser Auseinandersetzung wurde ich gewahr, daß ich um 500 Dollar zu wenig hatte, und daß hier, um diese Farm von 30 Acker, zur Hälfte Wildniß, zu bearbeiten und erträglich ZU machen, schon gegen 2000 Gulden dazu gehören. Eben so ist es verhältnißmäßig auch mit allem Andern. ; Wer weniger als 2—3000 Gulden nach Amerika bringt, darf an Selbständigkeit nicht denken; es bleibt ihm lediglich nichts anderes übrig, als sich bei rinein Farmer als Knecht zu verdingen

oder als Taglöhner zu arbeiten, was kommt. Ausgenommen es hat einer eine Profession, welche in Amerika gehl, in welchem Falle aber fast Jeder neu lernen muß. Gerade um diese Zeit erhielten wir einen Brief von

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1870

Page 6 of 141

mr zu haben glaubten: Eine böse Mutter und Schwager, ein übler Vertrag, der leidige 66er Krieg, vermeinte Zu- mcksetzung, vorlautes Wesen, Selbstüberschätzuna, über triebener Liberalismus und vor Allem Briefe eines sein sollenden Freundes aus Amerika, welche besagten, daß es dort tausendmal besser sei als in Tirol. Gut, nur berei teten uns zur Reise vor. Ich schrieb nach allen vier Winden um nähere Aufklärung über Amerika und die Reise dahin, hielt die Rudolstädter AuswanderungS -Zei tung

ist ein wahrheitsge-^ treues Bild einer solchen Reise und die Vorkommnisse in Amerika, dessen politische, soziale und moralische Zustände, -wie ich dieselben auffaßte und insoweit sie dell Grünen betreffen, wie der Amerikaner die Retteti Einwanderer «»nt, vor Augen zu führen suche. Möge mein lieber Leser und die Welt mit den Fehlern diese- SchriftchenS Nachsicht haben, weil der einzige Zweck der ist, als gebranntes Kind andere, und besonders meine Landsleute, vor dem Feuer zu warnen, und da so viele Schriften

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1870

Page 67 of 141

von einem kaum fließenden, stinkenden, ziemlich großen Wasser durchflossen, ohne eigentliche Sommer-Weide/ ohne Wald, und das Holz kostete hier die Klafter (44 Zoll lang) von 7 bis 9 Dollar. Da wäre mir mein zu Hause nicht unlängst verkauftes Grundstück nur 10 Acker groß, viel lieber und hatte nicht soviel gekostet. Doch jetzt sind wir einmal in Amerika, und da gibts mehr Farmen als diese, und Grund und Boden genug. Haben wir ja doch in der Herfahrt von Newyork allenthalben bald mehr unbebauten

als bebauten Boden gesehen. Aber Lei unserm Freunde können wir nicht bleiben, der ist ja selbst ein armer Mann und hat fast nichts im Hause, und das war mir jetzt klar: der Freund wollte sich-aus Europa einen verschreiben, der ihn von seiner schlechten Farm erlösen sollte!! Za Mein lieber Leser, auf diese und ähnliche.Art kommen viele nach Amerika; ich glaube, ich war nicht der'Letzte. Während solcher Gedanken gelangten wir wieder nach Hause, und das war gut ; die Weiber hatten wahrscheinlich lange Weile

, die im Haufe fest stehen,, gibt'S in Amerika nicht). Unser Freund besorgte «ns etwas Hafen «O Kornfirvh, und nachdem unsere Kisten «».Depot abgeholt waren, zogen wir ein. Unsere Bette», m WdM, kn,«« Stuhl, keinen Tische ei« einzige. Heist

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1870

Page 48 of 141

t Esten dnNnwLnderer ficht und später dann erfährt, was diese von Europa gebrachtem Sachen für einen Werth haben in Amerika, so mochte man weinen, und lachen zu- gleich. Besorrders ■ wenn ■ jemand, wie auch diesmal der ffttt war, oft Sachen bei sich hat, wie z. B. ein alter Man» eine halbe Kiste voll Buchscnschwamm (oder \ Aunder) um in Amerika doch Heuer machen zu können^ «. .dgl., und doch muß man oft Uebergewicht bezahlen.,und -oft. viel Geld .auSgeben.. Feme, aber sehr feine Ganzleinen, àaS

Bettzeug, aber gutes, gemachte Wiener Blumen, ZigarreipSpitzen von Meerschaum, geschliffene Steine, edle, ■ ^SMevMge,, ' Bänder und seine Spitzen, n. dgl. oder: 'impitt und KirMengeist sind Artikel, womit »an, wenn ^ tat »icht. erwischt ' wirst und umzugehen weißt, und nicht gleich GeV haben mW, Geld macht. Alles andere aber hat Amerika viel besser, oder kannst du dort nicht brauchen, '»It §„ D. gröbere Leinen; hast du kein Waschhaus, um es M teiigcrn, Stiesel und Schuhe vertragen die Hitze

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1870

Page 55 of 141

wie gebräuchlich in Amerika, jeder Laden, jedes Gasthaus, und man sah sehr wenig Menschen auf Gaffen und Straßen. Auch unser Wirth hatte die Thür zu, aber im hintern Lokal konnte man doch Bier bekommen. Nachmittag besuchten wir einen Landsmann, welcher vox 18- Jahren nach Amerika gieng und 'in Newyork ein, an-.' gesehener Architekt ist, mit die schönste Kirche, in Nord amerika, den Tom in Pittsburg gebaut hat. Wir fanden denselben in bester Gesundheit und derselbe war sichtlich erfreut, einmal Landsleute

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1870

Page 124 of 141

Js, .setzte er hei, wenn wir billige RetourfahrtK-Verträge machen könnten, so konnten wir nicht genug Schiffe auf- treiben, die Leute nach Europa zu befördern. — Dieses eben cni dieser Stelle zu hören, ist nicht ohne Werth und wirst jedenfalls ein Streiflicht auf die Glückseligkeit der Deutschen in Amerika. Ich erinnerte mich einer Predigt, vom Pfarrer in Bonneville gehalten, worin er unter Mderm sagte: Nach Amerika zu reisen ist von Europa aus '-M ' her : ■ ärmsten Familie möglich. Wer

' von hier Hinaus Zu reisen aus ' diesem ' reichen Amerika können die tìctitpÉ mehr erschwingen ; obgleich ich aus 'Erfahrung weiß, daß sehr viele gerne gehen würden. Diese Gesellschaft ist Men auch nur ein Speditions-Bureau, eine Tiket-Dffizin und die Nächstenliebe Nebensache und AushangschW., . - Der. Preise für die ■ erwachsene Person von. Newyork Iti Havre, - Bremen oder Hamburg war ^ dazumal . 3 6 / Dollar DoL^.oder.- 90■ fl. ■ Add... : in Silber.. ; ■ Wir mußten ; unsere LMeMamscheu Banknoten

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1870

Page 58 of 141

limi Tag und Nacht im Wagen eingekeilt sitzen, hungern ■««I dursten und sich zum Schlafen an die Wand lehnen, uder zwischen den'Sitzen auf den Boden legen, wo du gewiß bist, eine bedeutende „weiße' Bevölkerung in deine Kleider aufnchmen zu müssen. Kurz, so komfortabel ein EMreß-Waggon, und so schnell. inan auf demselben in -Amerika - fährt, so ist dieses bei einem Emigrantcnzug das gerade Gegentheil. Nichts elenderes. kann man auf einer ft!#« Art Straße mehr Vorbringen. Den ersten Morgen

noch an vielen Orten Korn (wie man in Amerika den Türken heißt) auch hatte das Laub .an den Bäumen noch nicht MNZ auSgeschlagen. Sehr viele Obstgärten sah man und dazwischen oft recht lieblich aussehende Farmerhäuser. Jedoch waren aber auch schon hier viele Felder zu sehen, aus welchen noch viele Stock unb verdorrte Baume ftan= bat'intb manche Strecke.Zaun war von herausgeackerlen fStM« und Wurzen gufammcn gesetzt. Diese amerika nischen Zäune überhauht (Fenzen) geben der ganzen Land- schaft

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1870

Page 56 of 141

Wie wir irai verabschiedeten, sagte unser Landsmann, als «ir ihm zu seiner schönen Stellung gratulirten: Freunde, es vergeht fast kein Tag, an dem ich nicht an mein schönes HeimatSthal gedenke. Ini Jahre 1848 stand ev auf den Barrikaden in Wien, in Amerika ist derselbe Demokrat. ‘ Bon unserer Empfehlung in Betreff der Eisenbahn- Ticet machten wir keinen Gebrauch, weil man uns allge mein abrieth, auf der Erie-Bahn zu fahren, indem auf -derselben in letzter Zeit viele Nnglücksfälle vorgekommen

, und'- kauften wir Ticet aus der Pacific bis Chikago. Montags Nachmittag bezahlten wir unsere Zeche, die per Kopf im Tag einen Dollar Gold betrug, welchen Preis ' »ir schon früher ausgemacht hatten, und was man in Amerika immer und mit jedem Ding thun soll und be gaben uns auf die Ueberfahrt, uni unsere Kisten zu besorgen. In Amerika hat ein Emigrant nur 80 Pfund Gepäck fr« auf der Bahn. ■ Für das übrige muß man viel be- ■ zahle», ich zahlte für 120 Pfund Uebergewicht bis Chikago 13 Dollar! (Ob mit Recht

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1870

Page 7 of 141

Einfettung. Dadurch, daß ich all' meine Habe §11 Geld machte und öffentlich erklärte, nach Amerika reisen zu wollen, auch Me Anstalten dazu machte, schlossen sich auch andere an mich-an, so daß unsere Karavane bis auf 9 Erwach sene und 3 Kinder anwuchs; alles Leute aus der nächsten Umgebung, alle Arbeiter. Den Leser wird es gewiß interessireu zu wissen, was dieß alles für Menschen waren? Ja es ist sogar noth- wendig, daß ich deren Stand, Alter man Charakter bei läufig stizzire

, weil es vielleicht manchen reiselustigen Leser geben mag, der mit dem einen oder dem andern von uns einige Aehnlichkeit haben könnte, und ich ihm auch die ersten Erlebnisse aller in Amerika mitzutheilen im Stande bin. Meine Familie bestand aus meiner Frau und drei Kindern, freilich Mädchen von erst 9—4 und 2 Jahren. Dann hatte ich einen armen 26 Jahre alten, baumstarKn Zimmergesellen, auf sein Bitten und Betheuern, daß er gewiß treu zu mir halten wolle, wenigstens 1 Jahr bei uns bleibe, mir meine Auslagen

für ihn gewiß ordentlich vergüten werde, in meine Familie ausgenommen und für denselben die Reisekosten bestritten. Dann war ei» Mann aus Hall gebürtig, ein Berg arbeiter vo,l Profession, brav und ordentlich mit ungefähr 600 st. Vermögen. Weiters ein neuvermähltes Ehepaar, deren.Bruder bereits 9 Jahre in Amerika lebte und wie

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1870

Page 139 of 141

— Grund und Boden kostet in Amerika gerade soviel,, als derselbe werth ist, und braucht man, um sich vor gewissem Untergang zu schützen, mehr Geld, als Zum Ankauf in Tirol. ' Junge starke Männer, die um jeden Preis Geld haben wollen, verdienen in Amerika in kürzerer Zeit drei mal mehr Geld, aber bei harter Arbeit und vielen Ent behrungen, besonders bis sie der Sprache-mächtig sind, als in gleicher Stellung in Europa. Frauenzimmer, ledige, erhalten in Diensten bei mäßiger Arbeit guten Lohn

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1870

Page 127 of 141

reift sei und 800 fl. Geld mitgebracht habe; dieses sei ihm aber bei sememi Freunde gestohlen worden. Jetzt wollt er nach Hause, um, wie er sagte, seine Mühle, Aecker und Wiesen zu verkaufen, seine Frau und Kinder m'itzunehmen, wieder zu seinem Freunde zurückzukchren und mit demselben ein Gasthaus zu errichten, was in Amerika viel trägt , weil seine Frau eine sehr gute Köchin sei. — Dieser Mann schien mir ein recht liederliches Tuch zu sein und wird mit seinen mitgebrachken Beweisen, der leeren

Tasche aus Kanaan etwa doch die Seinigen nicht haben überzeugen können. Der andere war ein Berliner, ein junger flinker Mann, der in Berlin Frau und Kinder zu haben vorgab und nach Amerika gereist war, um für sie ein besseres Loos zu suchen, aber jetzt wieder zufrieden nach den Fleischtöpfen Egyptens zurückkehrte. Dieser Mann sagt?, er habe während seines Hierseins nichts als Gauner und Spitzbuben getroffen, und auch nicht einen ordentlichen, wirklich gescheidten Menschen. Dieser- schien

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1870

Page 57 of 141

an der Eisenbahn gelegenes Gut hat, und dem es recht gut geht, und der um sein Glück voll zu machen, vor ungefähr 5 Jahren seine 3 bereits erwachse nen Kinder von Europa herein gebracht hatte. Zu diesem wollten wir hinziehen, denn er hatte uns schon nach Europa geschrieben, daß es in Amerika tausend Mal besser. sei als in Deutschland, und ich. sollte nur ko«men und könne bei ihm wohnen, bis wir uns erholt, und um etwas umgesehen hätten u. s. st Solche und ähnliche Briefe gehen ja viele jährlich nach Europa

etwas der Gedrückte glaubt nur zu gerne solchem Sirenen- Gesang. Die Fahrt auf einem solchen Emigrantenzug ist keine Kleinigkeit. Erstens ist in Amerika außer in den großen Städten nirgends mit dem Bahnhof eine Restauration ver bunden, und dann sind diese Züge vollgestopft mit Men schen aller Sprachen und Charaktere, und dann kann selten von diesen jemand englisch und deutsch und versteht dich niemaüd. Neberhaupt sind solche nur so hineinge schobene Züge ititi laufen, wenn kein anderer Zug auf dem'Wege

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1870

Page 22 of 141

li I Minnesota's angesiedelt und schon einige Stück Wch^' und Verschiedenes besessen ; - da kam eines - schönen Tages ein Prairiebrand ^ und wischte ihre Habe von der Oberfläche weg. ' Seine Nachbarn aber, die verschont blieben, halfen ihm auf. Wenn in -Amerika so etwas vorkommt, so ist es'Her Seltenheit wegen werth, daß man es auffchreibt, in Guropa oder in einer andern Gegend ist so etwas ganz gewöhnlich, daß man einen fleißigen und gar Men Mann wegen solch einem Unglück nicht zu Grunde gehen

. -, ,Als ich auf dem Bahnhofe wieder anlangte, war es höchste Zeit, meine Leute waren schon alle eingestiegen und während ich den Fiaker bezahlte, horte ich neben mir sol- geudeS Zwiegespräch zwischen einigen Herren und einer Kellnerin. .Dieses scheinen mir recht ordentliche Leute zu sein, 'diese Tiroler? .Ja, sagte ein..anderer es ist zum T . . . . . holen, jetzt läuft aber auch alles nach Amerika, nach dem Lande, wo Milch und Honig fließt, setzte er noch bei. .Ha, Ha, Ha! lachte die Kellnerin: vorbei fließt! Ich weiß

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1870

Page 107 of 141

. Du kannst versichert sein, wenn du deutsch sprechen hörst, so ist es unter zehn Mal entweder ein Grüner,, oder es hat der andere erkannt, daß du ein Grüner bist und spricht deutsch, um zu er fahren, wer du bist und. oll sich an dir nichts gewinnen laßt. Schön ist hingegen in Amerika die Gleichheit der Person. Da findest du nicht diese noble Herablassung des Vornehmen (dafür aber auch nicht diese Liebe und Achtung des Volkes in solchen Fällen) und nicht diesen kriechenden Servilismus des minder

Begüterten ; nicht diesen Unter schied an der Bedienung, am Kostenpunkt in Speise und Trank im Gasthaus; nicht diese Rangsabstusung Zwischen Bürger und Bürger im Theater und au öffentlichen Ver- . gnügungsorten, auf Ballen und Konzerten. Es ist ■ in Amerika für Niemand eine Arbeit zu schlecht; keine Speise,

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1870

Page 84 of 141

hat und von--allen Städten, die'ich -in Amerika gesehen, -die meisten--Steinhäuser besitzt. Ich ,eàndWe mich,, warum diese Erscheinung? und ein Schmickmeister sagte mir, er hatte gewiß schon 200 Dollar ausgegAen, um in seinem Garten Obstbäume §u' ziehen, über regelmäßig wenn nicht früher, erfrieren sie ihm das -dritte Jahr. Nein, ■ dachte ich, -in einem Lande,-- wo vor tali«-;Mite nicht einmal ein Obstbau« ' wachst, will' ich -auch -nicht -mein ganzes Leben zubringen. - Ob - schon sonst daS.-Klià^ gewiß- sehr gesund

sein wird, weil die Leute ein. recht frisch Aussehen hatten. '2«, ja sagte unser Wirth,- macht es nur, wie Alle, die »ch ein paar Groschen ins Land bringen. . Fahrt ■ »ach-Ost, -Süd, West, und Nord und sucht überall Deutsch- -' /And,-welches'ihr in - Amerika nicht- stnden «erdet, «etili-

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1870

Page 117 of 141

schenkt, fortgezogen war) suchte uns auf alle mögliche Weise um einen Theil unserer Habe zu bringen. Ja, lieber Leser, man sagt und glaubt, Amerika ist reich! Das Land ist reich, reich an Fruchtbarkeit und an Mneräüm, aber die Menschen? — die Menschen nicht! Es ist ein gewaltiger Unterschied, oh ein Erdtheil schon Jahrtausende bebaut, der Schweiß der Arbeit und das Erträgniß der Erde schon von vielen Generationen ausge speichert ist; oder ob ein Erdtheil erst ein paar Jahrhun derte

euch hier auf legalem Wege selbst, und es wird euch ge holfen sein, leichter und besser als drüben. Ein Vorschlag verdient hier noch erwähnt zu werden, weil derselbe ein Streiflicht wirft, wie man in Amerika die Einwanderung betreibt. Vor meiner Abreise machten mir zwei Herren, ein Advokat und ein Bürger, den Vorschlag: Ich sollte mich mit der Einwanderung befassen, indem ich ja gesagt habe, daß auf mein Wort hin mehrere meiner Landsleute herein kommen würden, oder ist es rächt so, fragten sie? Allerdings wäre

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1870

Page 103 of 141

verschwinden und das deutsche Blut verdunsten in Amerika, nur zu bald in Erfüllung. Unsere beiden Landsleute, die bei ihrem Schwager wohnten, lagen beide am Fieber darnieder, auch das Mäd chen wurde krank, wir alle aber blieben verschont. Um diese Zeit, wegen Mangel an Regen, drohte das Wasser in unserer Cisterne auszugehen, und unsere Hausfrau be deutete uns, daß wir nun nicht mehr aus der Cisterne Wasser schöpfen dürfen und uns unfern Bedarf vom Meisterl, einige Hauser oberhalb, zu holen

in Amerika geschätzt. Die Arbeitskraft schätzt man so lang man sie braucht; ' ber Aenjch.aber als solcher, der ist Null. Gegen die Mitte des August begab ich mich einmal zu einem deutschen Farmer, einem Schweizer, der' sagte, er'hätte'auf seiner' 7 *

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1870

Page 68 of 141

Pfanne zum Kochen, - etwas Blechgeschirr vom Schiff her, 4 Dollar Zins, das ist 8 fl. 40 kr. oft. W. per Monat war unsere erste Existenz in Amerika! — Jetzt war die Frage nach Arbeit? (O, Arbeit blende! das soll heißen genug), hieß es, und richtig kam den zweiten Tag 'schon ein amerikLmscher Farmer und dingte uns aus 3 Tage um Korn zu setzen. Bei dieser Arbeit er hielten wir des Tags 1 Dollar und Kost, das war gut. In' «nserm Haufe waren auch noch 2 Böhmen sammt deren Frauen

. Dann -sollte von hier ■ aus .Schotter und Erde nach Chikago gebracht werden, mittelst GfMbahn. Ich gieng zum Baß und fragte, ob er keine Leute brauche und erhielt zur Antwort, er hätte .au» ..Chikago Leute genug bekommen. Kurz, so geht's in Amerika. Der Grüne, der noch nicht englisch kann und nicht genug bekannt ist, hat den einen Tag Arbeit und den andern nicht, „ Sind wenig Leute und viel Arbeit: guter Lohn; find Leute genug: nur so viel Lohn, daß du arbeitm kannst. 'Und wenn du das ganze Jahr Taglöhner warft, und jedesmal

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1870

Page 122 of 141

zu machen. Auch im Hotel Pusch blieben wir nicht, weil der Gastgeber à Person per Tag 2'/, Dollar verlangte. Mein Reisekollege hatte mehr Geld, der blieb. Wir packten unsere sieben Sachen wieder zusammen, giengen der Ueberfahrt zu, fuhren über dem Hafen in die Stadt und suchten unser Gasthaus zu den 3 Bundesbrüdern wieder auf. Run hatte diese ver .... Eisenbahnfahrerei in. Amerika em Ende, auf die ich vielmehr besorgt war, als auf die Seereise; denn in Amerika kommt's auf ein bischen neben der Mhn zu fahren

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1870

Page 49 of 141