Wenn Dionysos heute, auch nicht mehr mit lüsternen Satyrn, ..schwärmenden Mänaden und trunkenen Sllenen in fro her Runde zecht, so lässt die flüssige Gottesgabe, die" im ' Altertum als das Blut der Erde gepriesen wurde, das An denken an den Weingöfct der .Griechen, den Zeus mif -der thebänlsclien Königs tochter Semäe zeugte, doch nicht aus sterben. Jede Flasche Wein regt, wenn sie mit Genuss und . Verstand geleert Wird, zu dionysischer Lebensfreude an! Mag Noah, der, Stammvater der Menschheit
, . sich,, wie im Alten Testa ment berichtet wird, auch nur am Wein berauscht haben, weil er seine Wirkung nicht kannte, der Trunk, der eine Locke rung des Geistes von der Beschwernis.des Körpers verursacht, war den Menschen seit ältesten Zelten heilig.., Meichisedek. der Priesterkönig von. Jerusalem,' Hess Abraham, dem siegreichen Erzvater, wie aus den Büchern Moses hervorgeht, Brot und Wein reichen, und Abraham brach te Jehövah Brot und Wein las Darikop- fer dar. ' , Wer den.Weih in seinem ganzen Wert schätzen
gelernt hat, lächelt, wenn ihn ein Eiferer der Abstinenz davon zu überzeugen versucht, dass' Wasser, wie Konfutse meinte, als Trank zum irdi schen Glücke ausreiche. Für wen ist der Wein überhaupt nur ein Getränk? Plu- tarch, der bedeutende Schriftsteller der • Antike, dem in Delphi ein Denkmal er richtet war, wusste bereits, dass er mehr ist. «Der Wein»; «sagt er in einer seiner Schriften, «ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste und unter den Nah rungsmitteln
das angenehmste.» Unsere Vorfahren wussten diese Vor züge des Weines auch schon zu würdi gen. «Der Wein», heisst es in einem 1757 erschienenen deutschen Lexikon, «ist nach dem "Wasser das älteste und natürlichste Getränk und hat diese Vor teile, dass das Wasser zwar feuchtet und den Durst stillet, aber nicht nähret und noch weniger stärket, das Bier nähret, aber nicht stärket, der Wein alles dies zugleich verrichtet.» Aerztlichen Ko ryphäen wie Rudolf Virchow und Ernst von Bergmann war der Wein als medi
zinisches Magenmittel unentbehrlich, und Ernst von Leyden sah in ihm sogar «unstreitig das wesentlichste Mittel ge gen alle Zustände von Herzschwäche». Als Axel Munthe gefragt wurde, welche Erfindung er als Arzt für die wichtigste in der Geschichte der Menschheit halte, antwortete ,er: «Den Wein.»., Neuerdings hat die Wissenschaft, wie' die Untersuchungen dreier medizinischer Fakultäten ergehen haben, nilt dem Rea genzglas festgestellt, dass ein Liter Wein, von seinem, Wert als hygienisches