, sich hin und wieder jene schöne Legende von der „Kreuzschan" vor Augen zu führen. Jene Legende erzählt von einem armen Menschen, welcher • unter dem ihm von Gott anferlegten Kreuz, nämlich seiner Roth und Trübsal, beinahe schon zu unterliegen drohte. Da bäumte er sich ans und murrte gegen 'Gott, daß dieser ihm ein so schweres Kreuz aufgeladen. Mitleidig führte ihn der Herr in der nächsten Nacht auf einen weiten, weiten Platz, wo zahllose Kreuze, große und kleine, anfgeschlichtet standen, und erlaubte
ihm, sich ein anderes Kreuz auszusuchen. Da irrte nun der Arme lange prüfend umher; dieses Kreuz war ihm zu groß, jenes zu scharfkantig und zu schwer, kurzum, er fand keines, das ihm recht passend schien. Schon wollte er vor dem Herrn niederfallen und ihn um Verzeihung bitten, da entdeckte er in einem Winkel ein Kreuz, das just für ihn geschaffen schien. Dies, rief er, Herr, dieses Kreuz sei mein, und als Gott nickte, trug er es still zufrieden fort. Doch siehe da, da er es näher beschaute, war es das alte Kreuz
, das er schon lange vorher getragen, und er erkannte nun die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes. Diese Legende paßt gerade für den Bauern; 8. Jahrgang. auch er murrt über die ihm zu Theil werdende Mühsal und Noth, wenn er aber seinen Blick hin- ansschweifen läßt in das Weltgetriebe, wenn er die Zustände in anderen Gewerbsarten, in anderen Ländern und Staaten betrachtet, so merkt er manch mal, daß das wirthschaftliche und soziale Kreuz. an welchen; er zu schleppen hat, noch immer nicht das allerschwerste