Mittwoch/ d-'.n Oktober 191>>. iro! er Vol? Sbot Nr. 40 Seite 9'. nicht von der Stelle zu rühren vermochte. Dä sing er seine' Mustenlng von vorne an und ein drittes- utt^ viMesmal probierte er all die Kreuzlein und Krettze^- aber keines paßte ihm, und er konnte sich für keines entscheiden. Mit einem Male erspähte er zuhinterst in einem Winkel ein glatt gehobeltes, schlichtes Kreuz, das er früher übersehen hatte. Das stach ihm sofort in die Allgen. Es war nicht klein, abev schön ebenmäßig
und leidlich. Als er es pro bierte, schien es ihm das kommodeste und erträglichste von allen.- Sosort schrie der gute Pilger: „Herr, wenn's dir recht ist, nimm» ich dieses Kreuz!' — Und dem Herrn war es recht. Allein wie der Mann das Kreuze genauer prüfte und es von allen Seiten an--' schaute, gingen ihm die Augen scheibenweit auseinan der^ Es war das gleiche Kreuz, das er schon seit vielen Jahren getragen und wider das er innner ge murrt hatte. Er lud es jetzt herzhast auf die Schul ter und trug
jetzt einmal eine Musterung. Brauchst nichts weit' gehen, das ganze Tal, das ganze Land, die ganze-Welt ist heute eine Kreuzausstellung. Vergleiche jetzt- dein' Kreuz mit den andern. Wenn du helle Augen hast oder dir gute Brillen aussetzst und ge nau zustehst' und alle Umstände betrachtest, wird's dir gehen' wie Vorgenanntem Pilger: du wirst daran f- kollimen) da^ dein Kreuz das passendste, kommodeste, südlichste und sür dich wirklich das leichteste ist. Müßtest' du das K^euz deines Nachbars links oder deines' Nachbars
rechts oder deines Gevatters tragen, dn' Würbest unter ^ ^ wurÄ dir das Kreuz so manches Neichen ausgeladen, das^ Vön Gold und Silber schimmert, du würbest laut aufschreien: „Herr, nimm' weg, nimm' weg, das drückt wilh zu Tode!'. Oder du betrachtest vielleicht einen Menschen, der durch den Krieg wenig gelitten hat und dein- ^ scheinbar immer gut geht. Er hat aber ein ilnteres Kreuz, das bei Tage unsichtbar- bleibt, bei Nacht hingegen wie ein. unheimliches Gespenst auf steht und sich schwer
wie ein Berg auf ihn legt: Jeder Mensch hat sein Kreuz, ohne Kreuz kommt man nicht durch die Welt und noch viel weniger in den Him- Meh Nicht darum hat Gott der Herr dir das Kreuz. aufgelegt, weil er Freude hat an deilrem Wehe, son dern weil er durch die kleinen Leiden dieser Zeit dich Ui ewigen Freuden bringen will. Gott ist kein Tyrann und kein harter Potentat, sondern ein grund» gütiger Vater,' er hat dir ein Kreuzlein ausgesucht/ das für dich paßt, er hat es auf deine Schultern ge messen