Schauspieler der Zeit war; diese tief in den Höhlen liegenden dunklen Augen, mit denen er einen „König Lear"' gezeigt hatte, von dem die überwältigten Kritiker schrieben „Das war kein Lear, der den Wahnsinn hatte, der Wahnsinn hatte Lear", Augen, die als „Richarden." so grauenhaft eisig sein konnten, daß ein als Page im Stück fungierender junger Schauspieler auf offener Szene ohnmächtig geworden war. Die-Runde verstummte. Da aber sprang Devrient aus, mit einem Satz über den Tisch. „Der Weber
ist da! Der Freischütz-Weber!" Carl Maria von Weber war nach Berlin gekom men, um seine neue Oper in die Oesfentlichkeit zu geleiten. Seit Jahren hatte Gras von Brühl, der Generalintendant der König!. Bühnen, um Weber und mit ihm um die Erstehung der deutschen Oper gekämpft. War es ihm des ablehnenden Hofes und der Intrigen des Günftlings Spontini wegen nicht möglich gewesen, den genialen Verkünder deutscher Musik, der, ohne gewürdigt zu werden, an den Dresdener Hof gebunden war, gänzlich nach Berlin zu ziehen
, so hatte er doch nach mannigfachen Wider ständen wenigstens die Aufführung des „Freischütz" durchgesetzt, willens, neben der alles beherrschenden welschen Oper auch die deutsche sich behaupten zu lassen. Spontini hatte diese Ankündigung wie eine Kriegserklärung ausgenommen und seine mit un geheurem Pomp in Szene gesetzte Effekt-Oper „Olympia" ins Feld geführt, der der „Freischütz" mit nur geringen äußeren Mitteln gegenüber stand. — Weber hatte am Vormittag die Wolfschluchtszene ge probt; dabei war dem hinter den Kulissen
stehenden Choristen, der das Echo des Kasparfchen Kugel zählens zu imitieren hatte, diese Aufgabe allemal im Ton mißglückt. Bei der fünften Wiederholung aber kam auf einmal ein so täuschend ähnliches, natur getreues Echo hervor, das alle verwundert auf horchen ließ. Ludwig Devrient, der zufällig an der Bühne vorbeigekommen war, hatte sich diesen ge haltvollen Scherz erlaubt und Weber zugleich mit einem Briefchen zu Lutter Lc Wegener geladen. Zu Lutter Lc Wegener! Dorthin zu gehen verlohnt
sich. Dieser Tafelrunde gehörte auch der „Gespenster-., Dichter" E. T. A. Hossmann an, der zugleich der Uebersetzer der „Olympia" war. Kaum erkannt, war Weber auch schon an den Tisch gezogen, und ehe er die genannten Namen recht er fassen konnte, wurde ihm bereits das dritte Glas gefüllt. Fragen liefen, nach Dresden, nach Personen, die im Bereiche gemeinsamer Beziehungen lagen, nach Kind, dem Freischütz-Librettisten, der ebenfalls häufig Gast in diesem Keller gewesen war. „Werde ich auch den Kammergerichtsrat