, da kann ich alles mögliche hiuein- denken, auch was nicht auf katholischer Grund lage steht. Es hat mich unangenehm berührt, daß die Christlich-Sozialen von Tirol zwei Pro gramme benützen. Eine Partei kann nur ein Programm haben nicht zwei, die in wesentlichen Punkten nicht übereinstimmen, sich nicht decken. Das heißt man den Widerspruch in die Partei hineintragen und ihre Einheit zerstören. Welches der beiden Programme haben die Christlich-Sozi alen von Tirol? Ich will darauf nicht mehr sagen, als daß von den Führern
der Christlich- Sozialen in Tirol das Reichsprogramm angenom men worden ist. Etwas anderes. Es liegt in unserem Volkscharakter, daß wir natürliches Ver langen fühlen nach einer gewissen Selbständigkeit und Freiheit. Es will mir nicht einleuchten, daß es für unser Tiroler Land ein Segen sei, wenn sich eine Partei an die Befehle einer Zentrale in Wien bindet. Noch weniger paßt mir, wenn der Einfluß der Zentrale in Wien soweit geht, daß selbst das Friedenswerk gestört wird, das e>n Landesbischof
. Würde eine Schranke aufgestellt, so müßte Ungarn als Aus land betrachtet werden. Diese Veränderung würde einen so großen Schaden bringen, daß wir heute davon noch keine Ahnung haben. Die Frage, wer mehr darunter leiden würde, ist für uns müzig. Nachteile werden beide Teile haben, und Vorteile wird nur das Ausland haben. Ferner müssen wir für Tirol in Betracht ziehen, daß wir aus Ungarn den größten Teil der Getreideapprovisio- nierung beziehen, zirka iy 4 Millionen Meter zentner Getreide jährlich. Müßten
wir diese Produkte ans dem Auslande beziehen, so würde die Getreideversorgung um den Zollsatz verteuert. Wenn auf den Meterzentner auch nur eine Krone entfiel, so müßten wir jährlich Million Kronen zahlen, wovon das Land Tirol gar keinen Nutzen hätte, denn der Zoll würde vom Reiche einge strichen. Wie dieser Ausgleich zwischen Oesterreich und Ungarn gelöst werden wird, kann man heute moch nicht bestimmt sagen. Bei diesem Ausgleiche müssen die Vorteile und Nachteile genau ausge rechnet werden. Sicher muß
Selbstverwaltung ein. In begeisternden Worten sprach Dr. Luchner über den Volks Verein in den drei Punkten: „Gut katholisch, gut tirolisch, gut volkswirtschaft lich !" Als Schlußredner behandelte Herr Dekan Prieth von Imst die Frage: „Warum haben wir keinen Frieden?" In Tirol über die Friedensfrage zu reden, sagte der Herr Dekan sei eine sehr kitzliche und delikate Sache. Heute noch habe ihn einer ge mahnt: Herr Dekan, gehen sie nicht nach Inns bruck, sie kommen in alle Zeitungen. Ich habe mir gedacht