zu sein. Doch sollten sie dabei' „Diskretion“ üben, sich der Polemik enthal ten und über Tatsachen und Personen nur „vorsichtige und wohlüberlegte“ Urteile ab geben, damit sie die Abseitsstehenden nicht abstoßen, sondern sie gewinnen „mit der Kraft der Wahrheit, des guten Beispiels und der christlichen Nächstenliebe“. Die vom SMonbang 16 Roman von Wolfgang Berger Meister-Verlag, Rosenhelm- „Ich glaube, daß du einen großen Fehler begehst, Thomas. Einen Fehler, den du viel leicht dein ganzes Leben lang bereuen
wirst. Ich höre förmlich den Vater aus dir sprechen, wenn du so große Worte, wie Pflicht und Ehre im Munde führst. Ja, ich weiß, es ist dir bit ter ernst mit diesen Begriffen, aber das macht die Sache nur noch viel schlimmer. '' Die Dielen knarrten, als Bert Albiger sich nun erhob, schnell auf Thomas zukam und dicht vor ihm stehen blieb. Thomas sah das eindringliche, fast fana tische Funkeln in den Augen Berts. „Thomas“, sagte Bert heiser und rüttelte den Bruder an der Schulter. „Ich bin ein Tunichtgut
, ein Taugenichts, ich weiß es, aber ich weiß auch, daß du dich in deinen engen Ehrbegriff verbohrst. dich selbst in Schranken hineingezwängt hast, und daß es' dir dein.ganzes Leben-lang leid tun wird. Höre auf mich, Thomas, nur dieses eine Mal." „Du verstehst es nicht, Bert“, stieß Tho mas Albiger gequält hervor, „Du kannst e3 nicht verstehen, da sind noch so viele Dinge mit im Spiel..." Mit einer schlaffen, resignierenden Bewe gung nahm Bert Albiger die Hand von der Schulter seines Bruders. Seine Stimme klang
bitter: , „Natürlich", ich bin ja das schwane Schaf \ in dar Familie. Ich zähle überhaupt nicht \ mehr mit. Ich kann dich verstehen, Thomas, laß du nicht auf mich hören willst.“ / Schnell faßte Thomas nach der Hand Berts. „So war es nicht gemeint. Bert“, sagte er warm. „Du hast das. falsch aufgefaßt. Ich wollte damit nur sagen...“ Bert nickte. „Schon gut“, sagte er. „Schon gut, Thomas." Und nach einer kleinen Pause des Schwei gens sprach wieder Bert. „loh glaube, Thomas, auch sie liebt
dich. Ich kann mich täuschen, aber ich glaube es nicht.“ Thomas Albiger ließ den Kopf auf die Brust sinken. Er hatte die Fingernägel in die Handflähen geschlagen, daß es schmerzte. „Mußt du es mir denn noch schwerer ma chen, Bert?“ murmelte er. Wenige Tage später wer es. Graf Waldenburg hatte eine kleine Gesell schaft' zur Fasanenjagd eingeladen auch Thomas Albiger zählte dazu. Die Jäger versammelten sich am Fuße des bewaldeteji Hügels. Vor ihnen dehnten sich goldgelb, von der Sonne verbrannt, die abgeemteten 'Felder