will. Wenn Madam Lindström dann zu Thomas gelangt war, so legte sie ihre Hände auf seine Schultern und blickte ihm in die Augen. Er verstand nie mals deutlich ,was sie sagte; einmal weil ihre Stimme oft etwas Gurgelndes hatte, und dann, weil ihm der Kopf stets «benommen war, wenn er durch die vielen Schichten von Falschheit in ihren Augen hindurchsah. „Wie geht es deiner Mutter, Thomas?" „Danke. Ich soll auch grüßen." „Mich dünkt, sie gehört zu den Leuten, mit denen ich so jbiel zu reden habe, daß ich gar
keinen Anfang finden kann." „Hä hä hä —" „Du hast eine seltene Mutter, Thomas!" „Ja, das glaube ich auch." „Du weißt wohl gar nicht recht, was du an ihr besitzt. — Sag' mal Thomas, wäre es dir übrigens sehr unange nehm, wenn ich ein bißchen aus der Stube ginge?" „Hä hä hä —" „Glaubst du, daß ihr beiden, Amalie und du, euch viel leicht etwas zu sagen habt?" „Ja, Mutter, das glaube ich," sagte Amalie, die ihren Arm gern unter den seinen gesteckt hätte. „Ach, ihr beiden!" rief Madam Lindström in heftigem Ton
, denn diese Handlung, sowie die Zuschauer, die niemals fehlten, — sonst pflegte nämlich keine Menschenseele im Kirchspiel spazieren zu gehen — nahmen Amalie hinlänglich in An spruch . Ende März brachte Karen einen Knaben zur Welt. Vierzehn Tage später machte sich Thomas Big auf den Weg ins Wiesenland, um ihr etwas Geld zu bringen. Als er ihr die Hand gab, getraute er sich nicht, sie anzusehen; da gegen hatte er das Gefühl, daß sie ihn anblickte. Außer ihnen war noch die Tante mit zweien ihrer Kinder in der Stube
, in der auch die Wiege stand. Thomas begrüßte die Tante und stellte sich dann schleunigst vor die Wiege und betrach tete das Kind; von da an wagte er die Augen nicht mehr von dem Keinen Wesen äbzuwenden. Karen sagte nichts. Die Tante aber ließ ihr Mundwerk gehen: „Wie gut für Karen, »daß sie auf den Pfarrhof kommen kann, fo'bald sie Lust hat! Sie will noch ein paar Monate warten, bis der Junge sie nicht mehr so in Anspruch nimmt. Da ist sie ja gut aufgehoben. Und das Kind auch. Aber trotzdem wär' es bester
sollte, wenigstens zwischen seinen Eltern und unsrer Familie. Karen serber weiß wohl nichts davon." Thomas faßte Mut und blickte auf, doch Karens Augen gaben ihm keine Aufklärung über diesen Punkt. Aber ihr Mick war so warm, lebendig und vertraulich, daß Thomas sofort wieder zu Boden sehen mußte. Dieser Blick schien sein ganzes Leben, seine Verlobung und alles andere zu etwas Widersinnigen zu machen. Inzwischen fuhr die Tante fort: „Karen hat hundert Taler von ihrer Mutter her, und Mads «hat ein mütterliches