aus Stefans Kehle. „Nun, es ist selten, daß sich diejenigen heiraten, die sich als Kinder schon gekannt haben, so frühe Eindrücke können nie so tief sein, daß sie nicht durch spätere, wo die Sinne entwickelter sind, verwischt und übertroffen würden, es kam bei d i r so und —" „Es müsse auch bei ihr so kommen — glaubst du?" Hans fand den Ton seines Freundes eigentüm lich bitter und gepreßt, er sah ihm aufmerksam ins Gesicht, aber die Dunkelheit ließ nichts unterschei den. „Stefan," sagte er ernst
, „ich glaube noch gar nichts, ich bin hierher gekommen, um sie zu fra gen, ob sie mich will; ich fühle, daß ich sehr befrie digt sein würde, wenn sie ja sagte, und ich glaube — ja, ich glaube auch, daß ich sie glücklich machen würde, glücklicher vielleicht als mancher andere." Stefan neigte das Haupt, seine Brust hob sich, es wogte in seinem Innern, aber er unterdrückte jede Äeußerung gewaltsam und der heiße Atem drang nur allmählich und stoßweise über die fest übereinander gepreßten Lippen. Hans fuhr
gelassener fort: „Die Schmachtezeit ist bei mir vorüber, ich muß einen raschen Bescheid baben, ich will es noch heute erfahren, ob Nandl mir gut ist, und wenn sie einwilligt, meine Frau zu werden, so soll in acht Tagen die Hochzeit sein: was sagst du dazu?" Stefan antwortete nichts — er preßte die Nägel der geballten Faust tief ins Fleisch: er büßte es in diesem Augenblick, daß er seiner Jugendliebe, sei ner Nandl, jemals untreu geworden war. Hans war aufgestanden, er schien es gar nicht zu bemerken
, daß Stefan ihm die Antwort noch schuldig geblieben, er tat einige Schritte gegen das Haus — und kam wieder zurück. „Weißt du," sagte er etwas kleinmütig, „weißt du, daß ich Bangen habe? Es ist keine Kleinigkeit, ein Mädchen, das gar keine Ahnung hat, so urplötzlich mit einem Hei ratsantrag zu überfallen — nein, es ist das sehr schwer — und ich weiß gar nicht, wie ich mich dabei benehmen soll." Und wieder tat er einige Schritte und kam dann, sich wendend, rasch auf Stefan zu, als ob ihm jetzt erst
. „Dank dir, mein Freund," rief er mit Wärme. „Deine Zustimmung tut mir unendlich wohl, aber wenn du mit allem einverstanden bist, dann — dann könntest du die Sache einleiten. Ich bin schüchtern Mädchen gegenüber, Valerie nannte mich ungeschickt, und hier weiß ich nun wirklich nicht, was ich sagen, wie ich's anfassen soll — komm mit, du sollst ihr sagen, weshalb ich komme." „Ich?" ries Stefan auffahrend, „nein, das kannst du nicht verlangen." ' „Hilf mir nur über das Schwerste hinweg, kennt