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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 04.06.1912
Descrizione fisica: 8
anderen christlichsozialen Verleumdern von dem Fe uill eton. Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautsky. „Vielleicht fände ich auch den Mut, zu streiten," sagte er, und auch über seine vollen Wangen flog ein jähes Rot, „wenn ich ein Ziel vor mir sähe, wenn meine Energie noch einem anderen Wesen zugute käme, einem Wesen, das — das ich liebe —" „Und das Sie wieder liebt!" fiel Stefan hitzig ein. „Freilich, ja! — Eben das könnte mich ermuti gen und erheben, aber — das ist nicht der Fall." „Nicht?" fragte Stefan, fast

unfähig, seine Be wegung zu verbergen. „Man liebt Sie nicht?" „Ich glaube nicht," sagte Hans einfach, „ich habe wenigstens keine Beweise dafür, auch nicht die ge ringsten." Stefan hätte laut aufjubeln mögen, aber er be zwang sich und drückte dem Baron nur abermals, diesmal mit ungleich größerer Wärme, die Hand. Dieser nahm dies für eine Kundgebung innigen Mitgefühls. „Wir wollen Freunde sein," sagte er mit seinem herzlichen, ehrlichen Ton, „ich bitte Sie darum." „Von ganzem Herzen," erwiderte Stefan

, schmählich zu politischen Zwecken miß-- braucht." und etwas wie Mitleid. „Sie liebt ihn also nicht," dachte er. „Armer Hans!" Sie besprachen hierauf ihr neues Verhältnis und wie häufig sie in der Folge miteinander verkehren wollten. Stefan führte die Möglichkeit aus, daß er assentiert werde. Hans bemerkte, daß sie in einem und demselben Regimente dienen würden, da hier der Werbebezirk für das Regiment sei, bei dem er sich befände. „Es kostet mich dann nur ein Wort," fügte er fröhlich hinzu

, „und Sie kommen auch in dieselbe Kompagnie. Sie dürfen dann sicher sein, daß Sie, von mir wenigstens, nicht allzu sehr malträtiert werden." Beide lachten, aber Stefan meinte, daß er selbst auf diese Begünstigung sehr gern verzich ten möchte. Auch von seinem Jugendfreunde Franz erzählte Stefan und Hans äußerte hierauf den Wunsch, ihn kennen zu lernen. „Professor Wüst hat mir schon von seinem Ta lent erzählt," versetzte er, „er hat mir gesqgt, er hätte manches Gedicht von i£)m gelesen, das fast tadellos

in der Forin war und in so feurig-schwung voller Weise einen Gedanken zum Ausdruck brachte, daß man es mit den besten Erzeugnissen der mo dernen Literatur vergleichen könnte. Nun, Ste fan, ich möchte den Poeten sehen und sprechen und ich hoffe, Ihr Freund wird auch der meine werden." „Ich wünschte es lebhaft," sagte Stefan, „und Franz verdient es auch. Aber um Sie mit ihm be Also: nicht den Schatten eines Beweises konnte der Wiener-Neustädter Verleumder erbringen, nicht den Schatten eines Beweises

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 31.07.1912
Descrizione fisica: 8
. « Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kantskh. * Stefan kam nicht weiter. Diejenigen, die der Tür zugewendet waren, husteten in sehr bezeichnen der Weise. Auf einen Wink Viktors hielt Stefan sofort inne und sah sich um. Es war der Schulrat, gefolgt von den Professoren, an ihrer Spitze der Herr Religionsprofessor selbst. Es war ein großer, hagerer Mann, dessen Blicke nun mit inquisitori schem Dräuen sich gegen die Gruppe richteten. Ste fan, über alle hervorragend, fiel ihm zuerst

den berühmten Krawall inszenierten, ließ er sich von einem Vertreter der Berliner „Zeit „Ich will jetzt mit dem Examen aus Religion be ginnen, einem Gegenstand, den: alle bedeutenden Männer unseres teuren Vaterlandes 9 bisher ihr Interesse zugewendet haben: und dies mit Recht, ist sie doch die Grundlage des Staates und der Gesell schaft, weshalb ich auch die genaueste Kenntnis der selben bei Ihnen voraussetze." Die jungen Leute sahen sehr beunruhigt aus — das war eine unheilverkündende Vorrede. Stefan

fühlte, wie ihm das Blut zu Kopf stieg, halb aus Aerger, halb aus Besorgnis. Er schrak zusammen, als ihn jetzt der hochwürdige Herr mit dem Finger bezeichnet und fragte: „Wie heißen Sie?" Er erhob sich und trat vor: „Stefan Grillhofer." „Nun, Stefan Grillhofer, sagen Sie mir etwas von den Tugendmitteln: es gibt allgemeine Mittel, um zur christlichen Tugend zu gelangen, und es gibt besondere: nennen Sie mir dieselben." Stefan sann nach, er wußte sich nicht zu erinnern, von besonderen christlichen

ausschloß. Er wußte von diesem Heiligen außer dem Namen und der Zeit, in der er gelebt, so gut wie nichts, aber er mußte sich heraushelfen, so gut es ging." „Der heilige Severin, begann er, „ist der Apostel von Norikum, er erschien zur Zeit der Völ kerwanderung als Glaubensbote unter den wilden Völkern an der Donau und lehrte das Evange lium." Stefan machte eine Pause. „Weiter!" rief der hochwürdiae Herr. Stefan schwieg: sein Herz pochte in Wahnsinns- gen Schlägen

. „Ist das alles, was Sie über den heiligen Te- verin wissen?" fragte der Professor höhnisch. „Ja," sagte Stefan, dem in seiner Erregtheit lebe weitere Zöaeruna unmöglich war.

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 16
Data: 27.07.1912
Descrizione fisica: 16
? Welche Differenzen bestehen zwi schen der Militärliga und den Jungtürken, die in den eigentlichen türkischen Landesteilen eine Span nung erzeugten, daß auch dort ein Bürgerkrieg zwischen Türken und Türken ein täglich mögliches Ereignis ist? Man kennt bei uns nur in groben Umrissen die Differenzen, kann sich also nur ein beiläufiges Bild von den zum Bürgerkrieg treiben den Gegensätzen machen: die Differenzen sind natio naler und staatsrechtlicher Natur. Die Albaner for- FeMeton. ' »» Stefan vom Grillenhof. Roman

von Minna Kautsky. „Er wird inich gehen heißen!" ruft Stefan sich selbst angstvoll zu, indem er, nicht mehr auf das Umgebende achtend, dahinstürmt. „Er wird es tun; feit acht Tagen bemerke ich, daß er mich scharf und forschend an sieht, daß seine Blicke aus mir haften, mit einem Ausdruck, als wollte er sagen, wie lange noch gedenkst du lvie ein Dieb auf meine Kosten zu leben? — O, ich ertrage das nicht länger, ich will dem ein Ende machen." Er hatte das Haus erreicht, er ging in den ersten Stock

, er trat in die Studierstube des Professors. Dieser, der sonst über jede Störung ungehalten war. nahm ihn auf, als wenn er ihn schon längst erwartet batie. Stefan hielt keine Vorrede, er bekannte mit einer Offenherzigkeit, die in den Augenblicken der Verzweiflung uns überkommt, seine ganze mißliche Lage. Schwarz hörte ihn ruhig an. Stefan hatte seine Bekenntnisse geendet und der andere sprach noch int» wer fein Wort. Es hatte fast den Anschein, als ob er dein, was ihm Stefan vorgetragen, durchaus

Selbstverwaltung und albanischen Schu len, kam noch die nach Auflösung des unter dem Drucke der Bajonette gewählten, von den Jung überflogen prüfend den ganzen Habitus des Jüng lings. Er begann endlich mit seinem leisen Ton: „Wissen Sie, mein Freund, daß Sie herrlich ge baut sind?" Stefan sah betroffen auf; eine solche Anfrage hatte er nicht erwartet. „Tie haben eine breite, gewölbte Brust, einen schönen, kräftigen Körper," fuhr jener fort. „Ich hatte ihn," sagte Stefan mit einem Seuf zer. „Sie besitzen

noch immer Zähigkeit und Wider standskraft," — seine Augen wandten sich nicht von ihm — „Sie können einiges riskieren; wenn Sie blaß anssehen und Ihre Wangen an Runduna ver lieren, io rührt das mehr von seelischen Affekten her. Es ist der vergebliche Kampf mit der Ungunst der Verhältnisse, der Sie so herunterbringt." „Ja, Herr Professor," rief Stefan aufwallend, „es ist die Sorge, es ist der Kummer, die mich un terminieren, es ist die Angst, heute oder morgen al ler Subsistenzmittel mich beraubt zu sehen

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Tiroler Wastl
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Pagina 4 di 16
Data: 15.06.1913
Descrizione fisica: 16
Seite „Tiroler Wastl". Nr. 693 der Beleidigung eures öffentlichen Dieners im Sinne des 8 312 Str.-G. strafbar nach § 82 mit Rücksicht auf Z 35 Str.-G. begangen. Zur Hauptverhandlung ist als Zeuge zu laden: Stefan Weißsteiner, Pfarrer in Ampaß. Zu verle sen: Blattzahlen 1 bis 3, 5, 6, 7, 8. Gründe: Der Pfarrer von Ampaß, Stefan Weißsteiner, hatte am 6. Februar 1911 von 3—4 Uhr nachmittags als für die Volksschule bestellter Reli gionslehrer seinen Schulkindern den Beichtunterricht zu erteilen

, als auch eine Beschimpfung desselben in Abrede. Der dargelegte Sachverhalt ist jedoch durch die klare uud bestimmte Zeugen aussage des Pfarrers Stefan Weißsteiner i n a l l e n Punkten erwiesen. K. k. Staatsanwaltschaft Innsbruck, am 14. April 1911. Der k. k. Staatsanwalt: Rampold m. p. * Das wunderbare Deutsch des Preßftaats- anwaltes, mau beachte im Absatz 1 die klassische Rede wendung „um diese Vollziehung zu vereiteln", wird kaum weniger Erstaunen erregen als die Behaup tung des frommen Herrn von der klaren

wie folgt ver urteilt wurde: Urteil des Bezirksgerichtes Hall gegen den Pfarrer von Ampaft Ttephan Weiftsteiner wegen Kindesmitzhandlung der Eheleute Bradlwarter Geschäftszahl U 132/11/5 Im Namen Seiner Majestät des Kaisers! Das k. k. Bezirksgericht hall in Tirol hat über die vom staatsauwaltschaftlichen Funktionär gegen Stefan Weißsteiner wegen Uebertretung im Sinne 8 420 Str.-G..«erhobene Anklage in Anwesenheit des staats- anwaltschaftlichen Funktionärs Hüter als öffentlicher Ankläger, des Angeklagten

Stefan Weißsteiner nach heute durchgeführter Hauptverhandlung über den Antrag des öffentlichen Anklägers auf Bestrafung zu Recht erkannt: Der Angeklagte Stefan Weißsteiner, geb. 9./4. 1861 in Pfuuders, dorthin zuständig, katholisch, le dig, Pfarrer in Ampaß, ist schuldig anfangs Fe bruar 1911 in Ampaß als Erzieher und ^Lehrer das Schulmädchen Marie Oberhofer durch Stock schläge auf Hand und Hals urißhandelt zu haben und hat hiedurch die Uebertretung gegen die körperliche Sicherheit im Sinne 8 420 Str

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 05.09.1912
Descrizione fisica: 8
von Raub, Mord und Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautsky. Als Hans sah, daß Stefan nicht den Anfang ma chen wollte, begann er selbst notgedrungen, aber verlegen genug: „Nandl, es handelt sich um etwas Wichtiges, es handelt sich um das Glück und die Zukunft eines Menschen, der — der dich liebt und nun beides aus deinen Händen erwartet — ich möchte dich daher bitten — aber Stefan könnte dir das besser auseinandersetzen." „Stefan!" rief Nandl, und so leise doch das Wort gesprochen

war, es klang ein Ton aufatmen den Entzückens hindurch; unwillkürlich trat sie Stefan näher. Er war aufgesprungen und mit einer stürmischen Bewegung hatte er ihre Hand ergriffen, seine Fin ger umschlossen diese kleine Hand und er preßte sie in der seinigen, als wäre sie sein Eigenstes und als dürfe sie ihm nie und nimmer entrissen werden; aber kein Laut drang über seine bebenden Lippen. Hans war indes Nandl von der anderen Seite näher gekommen. „Nandl, sieh, wenn man einem Mädchen so gegenübersteht

, Terroris- Schweigen und durch die Dunkelheit ermutigt, „aber wenn Stefan nicht spricht, dann laß mich es dir sagen, sa, ich will es dir gestehen, daß — Ste fan, du bist überflüssig, du kannst gehen!" Aber die verschlungenen Hände der beiden preß ten sich hieraus nur noch fester ineinander, eine heiße, magnetische Strömung schien von dem einen Körper auf den andern überzuspringen. „Bleib, bleib nur," flüsterte Nandl. „Von dir will ich's hören und von keinem sonst, du sollst es mir sagen, du sollst

mich selbst darum befragen, Stefan, du!" In zitternder, leidenschaftlicher Erregung, wie trunken von dem süßen, kosenden Ton der Nandl, zog er sie an sich. „Und wenn ich dich fragte, Nandl: wen hat dein Herz erwählt, was würdest du mir antworten?" Nandl warf sich an seine Brust und schlang die Händx um seinen Hals: „Wie kannst' noch fragen?" Er schrie auf: „Nandl,- du liebst mich?" Sie lachte und weinte an seinem Halse; nur ab gerissen und lallend kam es von ihren Lippen: „Geh — du weißt es — längst!" „Nandl

, daß es einmal so kommen wird und daß du mich als dein Teuerstes an dein Herz nehmen wirst; aber es war nicht schön von dir, daß du mich so lang' — so lang' hast warten lassen." Stefan drückte einen langen, ersten Kuß auf ihre Lippen, ihm folgten ungezählte nach, und sede sei ner Liebkosungen wurde ihm mit gleichem Feuer und mit gleich selmer Hingabe zurückbezahlt. Er fürchtete nicht mehr, sie zu umarmen. Beide hat ten in ihrer unaussprechlichen Seligkeit alles um sich vergessen, es dauerte lange

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Neueste Zeitung
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Pagina 1 di 6
Data: 30.06.1918
Descrizione fisica: 6
Tage kaufte Stefan Longinins einen SmaraMschrmrck, würdig, den Hals einer Fürstin z« schmücken. Möglich, daß Agathe Petra die Rosensträuße verliebter Studenten übersah. An dieser Gabe würde sie nicht stumm vsrübcrgchen. Wie allabendlich saß der Konsul in seiner Loge, wie allabendlich war der weiße, schlanke .Hals der Tänzerin ohne Schmuck. Bei ferner Heimkehr fand Stefan Longinins das Samtetm mit den Smaragden in seiner eleganten Junggestllenwohmmg. Es gehörte in der Tat etwas wie Charakterstärke

au blumenbunten Abgründen vorübergegangen, Mnz gewiß nicht. Stefan Longimus lächelte ein wenig melancholisch. Wer wollte einen Stein aus sie werfen? Am Abend, als ein Sturm des Beifalls den Saal durchrauschte, ertappte sich der Konsul bei einem Gefühl des Unbehagens. So sehr hatte er das schlanke, blonde Mädchen mit den Augen des Besitzers betrachtet. Der Smcrragdschmuck fiel ihm ein. Schließlich, irgendeinen Weg mußte es wohl geben, Agathe Petra kennen ju* lernen, und sei der Einsatz auch noch höher

. In der nämlichen Nacht schrieb der Konsul Stefan Longinins an die Tänzerin Agathe Petra. Es war nicht der Brief eines Liebhabers. Es war der Brief eines reifen Mannes mit der kleinen, feinen Nuance des weltlichen Beichtigers. Wenn Agathe Petra je gestrauchelt war, fortan würde er sie führen. Eine einzige Bedingung enthielt der Brief. Die dereinstige Gattin des Konsuls Longinins dürfte nicht mehr öffentlich auftreten. Ihrer Kunst würde ein anderer Rahmen werden. Ueber spiegelndes Parkett und samtene

Rasenteppiche sollte ihr leicht beschwingter Schritt gleiten. Stefan Longinins schloß mit einer raschen Bewegung die Hand, als nmschlösie er damit zugleich die Schönheit und die Kunst Agathe Petras. Zwei Tage spater fand er auf seinem Schreibtisch einen schlichten Briefumschlag, nicht eines jener farbigen, duftigen Billets, wie er sie in seiner Jugend emp fangen. Agathe Petra bat ihn, zu einer bestimmten Stimde in einem Wäldchen außerhalb der Stadt zu sein. Stefan Longinins konnte sich eines leichten

Frühlingssonne preiszngeben. Agathe Petra konnte es wagen. Ihre junge, herbe Schönheit schien 'elbft ein Teil der lenz- lichen Natur. „Sie haben mich ans Dunkelheit zum Licht führen wollen. Damr danke ich Ihnen."' Wunderbar weich und sänftigend Lang diese Stimme über Stefan Longinins. Agathe Petras Uchte J Augen wurden ein klein wenig dunkler. „Es gibt Wege, die man * Hand in Hand gehen kann. Mein Weg gehört nicht zu jenen." Stefan Longinins fühlte, wie sein Blut brausend emporschoß

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 25.07.1912
Descrizione fisica: 8
in der Straflosigkeit. Wenn den eines so nichtswürdigen Wahlbctruges übersübrten christlichsozialen Beamten in Wien diesmal kein Haar gekrümmt wird, dann wird die Methode, durch Wahlschwindel, der nichts als etliches Geld kostet, sich die fehlende Gunst der Wähler zu ersetzen, Stimmen und Mandate zu er gattern, Schule machen, man wird ihm noch mehr, noch bedenkenloser zusprechen als bisher; nicht nur in Wien, sondern überall, wo eine gewissenlose, Feuilleton. «8 Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautskh

. Er wollte sich hart machen beim Abschied, er wollte sich rauh geben, es gelang ihnt nicht. Er hatte im Coupe Platz genontmen und winkte mit nassen Augen zu ihm herüber. „Leb' wohl, Ste- tan, mein Junge, denk' an mich!" Der Zug setzte sich in Bewegung, ein Taschen tuch flatterte aus Wüsts Coupe — in den nächsten Sekunden war der Zug aus der Halle und brauste davon. 19. Kapitel. 1 An der Tür des Laboratoriums wurde die Glocke gezogen. Es war Stefan, der gekommen war, um als Pensionär bei Professor Schwarz

einzutreten, und den man vom Vorderhause hieher gewiesen, wo ihn Frank empfing und ihn in das für ihn be- stiminte Zimmer geleitete. Stefan war einiger maßen betroffen, als er inne ward, daß dasselbe unmittelbar neben dem Laboratorium lag, da es aber geräumig und licht, nett und freundlich war, so sagte er sich, daß dies alles sei, was er füglich beanspruchen könne, und er gab sich zufrieden. Er begann sogleich, sich einzurichten. Er stellte die Möbel nach seinem Bedürfnis und Geschmack, ord nete

sein werde, als es die Rechte gewesen. Mit Pro fessor Schwarz kam er nur selten in Berührung. Seine Studenten hatten noch Ferien, und er blieb daher meift drüben in seiner Wohnung und arbei tete auf seiner Stube. Auch die Mahlzeiten wur den Stefan von Frank auf sein Zimmer gebracht. Dieser ließ sich dann mit ihm in einen längeren Diskurs ein. Er wußte alle möglichen Univer sitätsgeschichten, wußte die lächerlichsten Anekdoten vom Volke gehaßte Gemeindeklique gegen die Mehr heit der Wähler ein Mandat erringen

, was ihm, in natürlicher Rückwirkung, eine Art Verehrung einflößte. Wenn ihm Stefan einmal von seinen Hoffnungen und Plänen, sprach, und er hatte Augenblicke, wo er das Bedürfnis fühlte, sich mitzuteilen, zuckte er nur stillschweigend die Achsel, aber es schien Stefan, als ob es unter diesem Barte höhnisch ihm entgegengrinste. Sonst Mir Frank freundlich und aufntcrksam gegen ihn, wenn auch in seiner rauhen Weise. Die Kost war gut und reichlich, und Frank nötigte ihn förmlich zum Vielessen, namentlich von Fleisch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 22.05.1912
Descrizione fisica: 8
nicht aus Bepeiste- runp für die Wehrresorm. Diese Bepeisterunp, die von der schwarz-pelben Presse Oesterreichs selbst- Feuilleton. »s Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kantöky. Stefan fuhr fort: „Ich habe pestern in einem antiken Werke des Professors peblättert und darin eine sunpe Rörne- rin abpebildet pefnnden, die fast wie du aussah, — gewiß, es war eine proße Aehnlichkeit zwischen euch, und da dacht' ich, so weiße, leichte, flatternde Gewänder, die müßten dir wohl auch anstehen, und du würdest darin

' dir an, die wird dir gefallen, — komm!" „Ich kann jetzt nicht," sapte Stefan, „das Brett wird bald durchpesäpt sein." „Du Unbeholfener, wenn dir die Säpe zu schnell lieht, so laß sie stehen!" rief Nandl fröhlich, und sie jpranp zur Schleuse, sie rasch zuschließend. „So, verständlich als ein reiner, edler Trieb verhimmelt und pepriesen wird, ist ja nur der Deckmantel hin ter dein die Oliparchie ihren Haß pepen jede Wahi- rejorm verbirpt, die über das Monstrum hirraus- peht, das der unparische Ministerpräsident dein Führer

herbei. Stefan war wie unter einem elektrischer: Schlape znsarnrnenpezuckt. Valerie — wollte er rrllem aber er bezwanp »ich jo weit, um ihr mit einem kurzen, ehrerbietipen Gruß entpepenzutreten. Sie nickte dankend und sah ihn dabei an. Sie hatte all ihren anerzopenen Stolz zu Hilfe perusen, sie plaubte sich vollständip pewappnet, als ihr aber jetzt ein so stür misches Entzücken aus seinen Aupen errtpeperr- slammte, da errötete sie unwillkürlich und verwirrt senkte sie die Aupen. Sie blieben

auf seinen Holz schuhen haften. Das brachte sie sopleich wieder zu sich. Ihre Lippen, ihre Hände preßten sich umnutip zusamrnen. „Stefan, sie wollte dich kennen lernen," bepann endlich Nandl, die es nicht bepreifen konnte, daß die beiden so stumm und dumm einander pepenüber- standen. Und dann zu Valerie pewendet: „Aber da zu müssen Sie ihn doch airsehen, peben Sie ihm auch die Hand, er ist ein braver Mensch, ein sleißi- per, tüchtiper Bursche." Valerie nickte zustimmend nur dein Kopse, aber Weder ihre Lippen

, und da wollte ich Sie kennen lernen/' „Das ist eine proße Ehre für mich," entpepnete Stefan. Dies diskrete Ernpehen des innperr Mannes auf ihre Lüpe errrrutipte sie und pab ihr ihre volle Si cherheit zurück. Sie lächelte. „Ich wollte dies umsomehr, da ich, obwohl ich Sie noch nie pesehen, Herr Stefan, doch schon ein mal von Ihnen peträumt habe. Ist das nicht son derbar?" Stefan blickte sie proß und erwartunpsvoll an. „Gewiß," sapte er. „Mir träumte," fuhr Valerie völlip unbefanpen fort, „ich wäre in einen praßen, dunklen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 23.07.1912
Descrizione fisica: 8
aber, als ob die peruanische Re gierung die Verbrecher entweder nicht zur Rechen schaft ziehen will oder kann. Ihre Bemühungen, des „Teufels Paradies", wie der Putumayo in Südamerika genannt wird, zu reformieren, schei nen keinen Erfolg gehabt zu haben. Es muß dort augenblicklich schlimmer hergehen wie zuvor. Wie Sir Edward Grey in seiner letzten nach Washing ton geschickten Note bemerkt, betrug die Ausfuhr an Gummi von Jquitos vom 1. Jänner bis Ende des Feuilleton. 86 Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautskh

. Bei dem äußerst lebhaften Treiben und dem Gcwühle — konnte es indes nicht fehlen, daß er mit den ihnen Entgegendrängenden in Kollision geriet, er wurde hin- und hergestoßen, aber er stieß lustig wieder zurück, bald geriet er in einen Men- schenknäucl und der kleine Mann verschwand unter der Menge, Stefan blieb dann stehen und sah sich nach ihm um. Da hatte er sich aber schon wieder berausgearbeitet und steuerte, die Hände in der Lust, einem Bücherladen zu, vor dem er stehen blieb. Wie viel Neues gibt

es da, was ihn inter essiert, und was seiner Meinung nach für Stefan unumgänglich notwendig sei, er winkt ihn zu sich, und sie treten ein. Ah, diese Bücher, diese Karten, diese Illustrationen! Er möchte alles haben. Ste fan niinmt nur, was er braucht, aber er bezahlt es selbst Ach, er ist sa auch so stolz und so glücklich heute, und er glaubt schon unendlich besonnen zu handeln, indem er der freigebigen Willkür des Pro fessors einige Schranken zu setzen sucht. Aber diese Einschränkungen nrachen den Professor

ungeduldig, er hat ja noch immer soviel Geld und es erfaßt ihn wie ein Fieber, er muß es los werden. Er bleibt nun bei jedem Verkaufsladen stehen. Hier diese | Uhren! Stefan soll einen Chronometer haben, es ist etwas Neues, er kaust einen; und hier diese Stoffe! Dieser blaßrösa müßte wohl für die Nandl passen, und jener für Kathrein, und da — die Werkzeuge, wie viel Notwendiges, Praktisches für die Gärtne rei ist darunter. Er läßt alles in eine Kiste zusam menpacken, es soll nach Lindau spediert

gewinnen, o gewiß! Aber dann muß er auch Glaskorallen haben und Spiegel, das ist eine herrliche Idee! Er tritt in einen solchen Laden, er kauft an zwanzig kleine Spiegelchen, es ist der ganze Vorrat. Aber wie denn? Wenn er die Weiber bedenkt, darf er ihre^Männer nicht ver gessen; er braucht Messer und Scheren und Federn und Tücher, er kaust von all diesem Plunder, und er hätte vielleicht noch inehr gekauft, wenn nicht Stefan ernstlich dazwischen getreten und wenn nicht die Glocken die Mittagsstunde

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 30.07.1912
Descrizione fisica: 8
eine Zeitlang der Erzieher des Erzherzogs Franz FemAeton. 92 Stefan vom Grillenhcf. Roman von ÄAinna Kautsky. Die sonst so kalten Augen des Professors ruhten in diesem Augenblick mit einem Ausdruck von Sympathie auf seinem jungen Opfer. „Ich wünsche, daß Sie sie gut bestehen, ich wünsche es aufrichtig. Sie haben sich einen Erfolg redlich verdient. Sie haben eine seltene Energie gezeigt." „Wenn ich sie mir nur bis zum Ende bewahre," sagte Stefan, und seine bleichen Lippen schlossen sich unter einem leisen

Beben. „Professor," fuhr er plötzlich mit Heftigkeit auf, „geben Sie mir etwas, ein Stimulationsmittel, das stärkste, das Sie ha ben, ich muß zwölf Stunden lang meine Sinne in gespannter Tätigkeit erhalten können, ich muß zwölf Stunden lang fieberfrei bleiben." Schwarz übergab ihm ein Pülverchen. „Ich habe vorgesorgt, nehmen Sie das." Stefan schüttete es in den Mund, ohne zu fragen, was es sei; es war ihm einerlei. Dann trat er zu dem Schreibtisch und steckte Papier und Federn zu sich. Hierauf sah

machen und über jene, die seinen Geboten nicht folgen wollen, das Schweigegebot verhängen. Ein christlichsozialer Bi schof wieder kann der konservativen Partei, die sich fast überall nur noch auf die älteren Pfarrer stützt, mit den gleichen Mitteln den Garaus machen. Beide bittend, „Sie würden den weiten Weg zu Fuß nur mühsam zurücklegen." Stefan nahm schweigend das Anerbieten an — er mußte es wohl. In dem großen Saale des Gymnasiums hatten sich zehn Abiturienten zusammengefunden, die ihre Prüfungen zu machen wünschten

. Es waren junge Leute von achtzehn bis zwanzig Jahren; Stefan war nicht der älteste unter ihnen, aber jedenfalls der gereifteste. Er wurde von seinen Kollegen mit neugieriger Verwunderung betrachtet; sein Gebre chen und die auffallende Blässe seines Gesichts flößten ihnen ebensoviel Mitleid als Respekt ein. Anders verhielt es sich mit der Prüfungskom mission. Stefan mußte zugleich mit seinem Ge suche, zur Prüfung zugelassen zu werden, seine Verhältnisse und den Stand seines Vaters angeben, er mußte

, um unter den hier aufgehäuften Zetteln zwei Fragen, aus denen sie geprüft werden sollten, zu ziehen. Die meisten traten zagend an diese Schicksalsurne und griffen zögernd nach dem zusammengefalteten Papierstreifen. Desto rascher öffneten sie ihn. Gewöhnlich folgte ein Seufzer oder ein kuinmervolles „Oh" dieser Enthüllung. Fast kein einziger war auf seine Frage vorbereitet ge wesen, oder er hatte doch mindestens eine andere gewünscht. ^ T ._ Stefan war ruhig und gefaßt; die körperliche Schwäche, die er so sehr gefürchtet

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 2 di 16
Data: 06.07.1912
Descrizione fisica: 16
. Er bemerkte Franz und trat sogleich auf ihn zu. Er sprach in herz licher Weise mit ihm und fragte ihn, ob er sich er holt habe, Franz bejahte freudig. Die Füße schmerzten wohl noch etwas, aber das sei nicht zu vergleichen mit dem, was er die vorhergehenden Tage gelitten, meinte er. Jetzt kam Stefan gegen sie herangeschritten. Als Hans das fast stolze Lächeln auf seinen Lippen und den frohen, strahlenden Blick seiner Augen be merkte, furchte sich seine Stirne wie im Unmut und es überkam ihn eifersüchtiger

Groll. Seit jenem Nachmittag, wo Valerie ihm ein halbes Geständ nis gemacht, indem sie ihn anflehte, Stefan zu schützen, seitdem kämpfte sein gutes Herz, sein brü derliches Gefühl für Stefan, mit einer immer wie derkehrenden Empfindung von Verdruß und leicht- begreiflicher .Mißgunst über dessen Bevorzugung. Hätte Stefan für seine Liebe zu fürchten und zu hangen gehabt, wäre er traurig oder schwermütig gewesen, oder würde er sich dem freunde ver- DolkS-Zei! zumal an diesem Wehrgesetz

, von ihr geliebt zu werden, eher vergönnt als jedem andern; er hatte seine Be mühungen unterstützt, und wenn Stefan über die Ungleichheit ihrer Stellung geklagt hätte, wenn er verzagte, die Teure zu erringen, so hätte er es wohl über sich gebracht, ihm Mut zuzusprechen, ihn zu trösten. Aber Stefan zeigte kein Vertrauen, er teilte sich dem Freunde nicht mit, er zeigte ihm nur ein glückliches, triumphierendes Lächeln. Das regte ihn auf, das erzürnte ihn. Die beiden wech selten einige kurze, gleichgültige Worte

und dann entfernte sich Hans. Stefan merkte es wohl, daß zwischen ihnen nicht mehr alles so war, wie vorher, aber er schrieb dies veränderte Benehmen ihrer gegenseitigen Stellung zu, die Disziplin gestattete keine freundschaftliche Annäherung zwischen einem Offizier und einem Gemeinen: er mußte sich be scheiden. Jetzt wurden die Trommeln gerührt. Die Zug führer kamen heran, alles formierte sich. Der Hauptmann trat vor die Front pnd hielt eine kurze Ansprache und ermahnte zur Ausdauer. Proviant sei leider

steil in die Höhe, die Sonne brannte heiß und immer heißer; mit Sang und Klang hatte man den Marsch angetreten, jetzt wurde es immer stiller, keiner sprach mehr ein Wort, man hörte nichts als den gleichmäßigen Takt der Schritte und den keu chenden Atem. Unaufhaltsam ging es vorwärts. Franz blieb einige Male stehen, nur einen kur zen Augenblick; er wandte sich dann mit einem trü ben Lächeln nach Stefan um, der hinter ihm ging, und sagte in einem halb scherzenden Ton: „Es will nimmer vorwärts, Steffel

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 05.06.1912
Descrizione fisica: 8
offenbaren, welche Dimensionen er annehmen, welche Wirkungen er auslösen und Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautskh. Sie kamen an Stefan vorüber, ohne ihn zu bemerken. Das junge Weib dagegen, das jetzt aus der Kirche trat, hatte bessere Äugen. Es war die schöne Vroni und sie verdiente den Namen. Es war ein stattliches, üppiges Weib, kaum dreißig Jahre alt. Sie war prächtig heraus geputzt. Sie trug die übliche Goldhaube, die zu ihrem blühenden Gesicht und ihren: kastanienbrau- nen Haar

sprühten auf, ihre Brust hob sich wie unter einem stürmischen Atemholen und ihre Schritte wurden schneller. Sie hatte den erkannt, nach dem ihr Herz verlangte. Ihre bauschigen Röcke hin- und herschwingend, kam sie direkt auf Stefan zu. Dieser hatte sie jetzt gleichfalls bemerkt. Er hatte es vollständig ver gessen, daß diese Frau ihn hierher zu einem Stell dichein geladen hatte; jetzt kam ihm in den Sinn, daß sein Erscheinen als eine Zustimmung zu ihren Absichten gelten konnte, daß er ihretwegen gekom

', war Vroni bereits bis zu ihm gekommen. Sie blieb vor ihn: stehen und streckte die Hand nach ihm aus. „Grüß' Gott, Stefan Grillhofer, mich freut's, dich hier zu sehen!" Und dann ihn aus der Reihe zu sich heranziehend, fragte sie scherzhaft: „Was hast denn mit den Buben? Sie gönnen dir's wohl nicht, daß du als Wirtschafter zu mir nach Buch berg kommst? Glaub's wohl, 's wär' mancher lüstern nach der Stell'. Aber was bleibst denn stehen? Komm, begleit' mich ein Stück Wegs, siehst, da drunten

unter den Bäunren, da halt' schon mein Wagerl, oder besser noch, fahr' gleich mit mir bis nach Buchberg übri, wir können dann alles ordentlich besprechen und alles gleich ins Reine bringen zwischen uns." Stefan war mit ihr gegangen, trotz seines Un- inutes, er konnte nicht anders. Sie waren der Menge entgangen und halten sich seitwärts gewen det, wo die Wagen standen. Jetzt hielt Stefan an und mit halblauter, absichtlich gedämpfter Stimme antwortete er der schönen Witwe: „Ich dank' Euch für Euer Anerbieten

, Frau Gruber, aber ich kann'Z nicht annehmen." „Wie, du kannst nicht?" rief sie einigermaßen betroffen; dann aber lächelte sie und, ihm noch näher rückend, sagte sie leise und vertraulich: „Du fürcht'st dich wegen der Rekrutierung, nicht wahr? Aber laß dich das nicht bekümmern, Stefan, dein Älter hat dir's wohl schon gesagt, ich kauf' dich los." „Das ist's nicht, aber ich pasfe nicht für die Stelle, die Ihr mir zugedacht habt." „Weil du immer mehr in der Schul' als auf dem Feld g'wesen bist, glaubst

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 7
Data: 04.07.1912
Descrizione fisica: 7
in den Rücken fielen und anl Regierungs karren zogen, die Rebellen gegen die Partei zu spie- leu. Deil Abgeordneten, die mit Eisenbahnern und Arbeitern zu rechnen haben, wurde einfach kom mandiert, gegen den Parteibeschluß aufzutreten, damit sie, wenn sie vor den Wählern stehen, stolz auf die Brust klopfen und sagen können: ich habe euch nicht verraten, ich bin treu zu euch Eisenbah nern gestanden und habe, als meine Partei nicht nach meinem Willen handelte, meine Konsequenzen Feuilleton. 7° Stefan

vom Grillenhof. Roman von Minna Kautskh. Stefan und Valerie waren bisher keines Wortes mächtig gewesen. Nandls Erscheinen war so über- rascheild, so gänzlich unerwartet gekommen. Sie hatte lähmend auf sie gewirkt, und diesem Aus bruch wilder, erschreckender Leidenschaft gegenüber wußten sie nicht, wie sie sich zu verhalten hätten. Vielleicht klagte sich jeder im stillen ail. Stefan mindestens sagte gepreßt und wie zu sich selbst: „Sie hat alles gehört, sie weiß alles — die Arme!" Dann trat

, Nandl!" Sie legte ihre Hände über der Brust zusammen und schüttelte den Kopf. „Komm!" sagte Stefan zu Valerie. Ueber die halbgeöffneten, im Schmerz zuckenden Lippen der Kleinen brach ein kurzes, höhnisches Lachen. „Du glaubst, sie wird mit dir gehen? Haha! Jetzt, wo auf allen Wegen Leute sind, die nach der Stadt gehen, glaubst vielleicht, sie wird sich an deiner Seite zeigen wollen?" Valerie schmiegte sich an Stefan. „Wir müssen hier Abschied nehmen," flüsterte sie, „du gehst dann voraus, ich folge

nicht, was ein Mädchen, das sich achtet und von allen geachtet werden will, be obachten muß, wenn es einem Jüngling ihr Herz geschenkt, der nicht sofort vor ihre Eltern treten und um sie werben kann; daß ich, allem trotzend, hierher gekommen, daß ich mich ihm verlobt habe, ist ein Reichen größeren Mutes, als du jemals ihm gegenüber bedurft — und nun küsse mich, Stefan, und geh'!" „Nicht hier, nicht vor mir!" schrie Nandl. „Ich mag es nicht mehr sehen; nimm sie mit dir, nimm sie fort, lasse sie nicht bei mir zurück

— nicht allein bei mir — denn ich glaube, ich erwürgte sie!" Valerie entfuhr ein Ausruf des Entsetzens. Nandls Gesicht war bis zur Uukenntlichkeit ver zerrt, ihre Augen sprühten Flammen, die andere fürchtete sich vor ihr. Stefan umschlang schützend die Geliebte. Er selbst bangte um sie, und wenn er ging, war sie nicht diesem tollen Geschöpf preis- gegeben, war sie nicht in Zukunft noch gefährliche ren Angriffen ausgesetzt? Aber schon im nächsten Augenblick verwarf er diese Annahme als eine grausame

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 16
Data: 25.05.1912
Descrizione fisica: 16
aller bürgerlichen Politiker. Die Toren! Sie bekämpfen eine Bewegung, die notwendig ist, n i ch t n u r d e r Arbeiter w e g e n , son dern um der Menschheit selbst willen. Denn ohne den Kampf der Arbeiter, der ein Kampf der Mehrheit der Menschen um ihre Existenz ist, würde alles, was besteht, an der Profitsucht ver enden und uutergehen müssen, in den Sumpf von Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautsky. An ihrer Haustür augelangt, blieb Valerie ste hen, wie um Atem zu schöpfen. Indes war Stefan

ihr nachgekommen; er zog den Hut. „Gute Nacht!" sagte er kurz. Sie sah ihn an, und er, der schon vorüber wollte, blieb stehen. „Herr Stefan!" flüsterte sie jetzt. Er wußte nicht, wie ihm geschah, und sie wußten es wohl beide nicht, wie es gekommen, daß sie nicht mehr aus der Straße, sondern in dem einsamen dunklen Flur sich befanden. „Ich habe Sie heute beleidigt," sagte Va lerie in demselben leisen und sanften Ton. „Es ist meine Gewohnheit von Kindheit aus, daß ich vor dem Schlafengehen die Personen

, gegen die ich ein Unrecht begangen, um Verzeihung bitte. Ich könnte sonst nicht ruhig schlafen." Stefan sah, wie sich bei diesen Worten eine kleine, weiße Hand ihm entgegenstreckte. Ein Gefühl un endlicher Wonne überkam ihn, es drängte ihn zur Versöhnung, und doch kämpfte sein verletzter Stolz und die ihm indes gewordene Ueberzuguug, daß es vernünftig sei, sich fern zu halten von diesem Mäd chen, mächtig dagegen. Er rührte sich nicht. „Sie wollen mir also nicht verzeihen!" ries jetzt Valerie mit einem Ausdruck

wahrhaftiger Reue, fast des Schmerzes. Da fühlte sie ihre Hand er griffen, Stefan preßte sie in die seinige, heftig, aber nur einen Augenblick lang, so schien es ihr, daun war er sortgestürmt. Sie stieg langsam uitb beklommen die Stufen hinan. 8. Kapitel. Franz Brunner wohnte mit seiner Mutter in einem ebenerdigen Häuschen, das, da es etwas seit wärts von der Straße und vorn Platze lag, „weit draußen", wie die Seekirchner sagten, nicht mehr als zur Stadt gehörig, sondern mit einigen ande ren Hütten

und ganz nahe an > das Fenster gerückt war. Er war vor einer Stunde ! etwa aus der Werkstatt nach Hause gekommen und hatte sich sogleich über seine literarischen Arbeiten j hergemacht. Es war dies seine einzige, seine liebste j Erholung. Er gab im Verein mit Stefan eine Wochenschrift heraus, natürlich nur geschrieben, und die in nur zwei Exemplaren an Freunde und Gesinnungsgenossen heimlicherweise verteilt wurde. Franz schrieb dafür kleine Erzählungen, Gedichte usw., er besorgte den belletristischen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 24.05.1912
Descrizione fisica: 8
die sozialdemokratische Partei eine Proklamation, in welcher die Arbeiter schaft aufgefordert wurde, den für einen Tag pro klamierten Generalstreik zu beenden und weitere Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Roman vor: Minna Kautskh. „Aber Sie mögen ruhig sein," fuhr Stefan fort, „der arme Bursche ist viel zu stolz, um dort anzu beten, wo er verachtet wird, und Ihr Name soll in Zukunft weder von mir geschrieben, noch von mir ausgesprochen werden." Mit überwallender Hef tigkeit hatte er sich des Zettels bemächtigt

. Das tat ihr wohl und wehe zugleich. In dem Augenblicke hörte man die Stimme des Professors in dem anstoßenden Zimmer; er redete mit der Nandl, die zugleich mit ihm das Haus be treten hatte. Valerie sank in den Stuhl zurück und hielt das aufgeschlagene Buch dicht vor ihr glühen des Antlitz. Stefan hatte sich der Bibliothek zuge wendet, er hatte den einen Kasten geöffnet und suchte darin herum. Der Professor trat ein. Ver wundert blickte er auf die beiden. Er hatte schon durch die Kathrein gehört

, daß Valerie hier sei, und er wunderte sich, daß die beiden so ruhig geblieben. „Seid Ihr so blöde? Habt Ihr noch gar nickt miteinander gesprochen?" fragte er. Valerie und Stefan antworteten fast gleichzeitig, aber so undeutlich, daß der Professor erst durch die Intervention der Nandl, die jetzt auch hereingetre ten war, erfuhr, daß die beiden sich schon recht gut kannten. Der Professor ging dann auf Valerie zu und küßte sie auf die Stirn, indem er sie ver sicherte, daß es ihn sehr freue, sie hier zu sehen

. Valerie erklärte ihm jetzt, daß sie nicht länger bei ihm verweilen dürfe, um so mehr, da sie ohne Wissen ihrer Eltern hieher gekommen sei. „Aber ich hatte so eine Sehnsucht nach dir, Onkel," fügte sie schmeichelnd hinzu. Der Professor lächelte sehr befriedigt. „Das ist hübsch von dir, aber ich will dir keine Unannehm lichkeiten machen, und wenn du fort mußt, so soll dich der Stefan auf meinem Boote nach Hause bringen." Stefan, der bisher abgewandt gestanden und seine Nase in die Bücher gesteckt

meine kleine Valerie mit hin über." „Das Fräulein wird sich nicht einem Unbekann ten, einem Burschen, wie ich bin, anvertrauen wol- men, und es ist dies auch ganz natürlich." „Warum nicht gar. Sie kennt dich :< on, du bist der Stefan, und ich sage dir" — er wendete sich jetzt an Valerie — „einem Bessern kannst du dich nimmer anvertrauen, als ihm." Valerie legte jetzt selbst ins Mittel. Sie faßte die Hand ihres Onkels, und sie sagte ihm nun in ihrer liebenswürdigen, zutraulichen Weise

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 13.06.1912
Descrizione fisica: 8
, als entschiedene Gegner des Militarismus, werden selbstverständlich gegen die Wehrreform stimmen, und wenn man die Sozialdemokraten und die son stigen prinzipiellen Gegner des Militarismus, die in einzelnen Parteien versprengt sind, in Abschlag bringt, dann muß die Regierung so ziemlich alle bürgerlichen Abgeordneten hinter sich haben, um die Zweidrittelmehrheit aufzutreiben; die Natio- nalverbändler, Christlichsozialen, Polen und Süd slawen, die geschlossen hinter der Regierung stehen, Femlletsn. Stefan

änderliches betrachtet wird, als etwas Natürliches." Seine Rede war in ein unverständliches Gebrumme übergegangen, er hatte sich auf das schwarze Leder sofa tiefer hineingesetzt und die Arme verschränkt. Jetzt ging die Tür des Bibliothekzimmers auf und Stefan trat heraus. Er trug dieselben Kleider wie am vorigen Sonntag. Sein Gesicht war etwas blässer und seine AuHen ernst. „Guten Morgen, Professor," grüßte er, und die Nandl erblickend, ging er auf sie zu und reichte ihr die Hand. „So zeitig schon

. „Du darfst nicht, und ich will es nicht!" Stefan sah überrascht auf das kleine Ding. „Was .fällt dir ein, Nandl? Ich muß!" „Du mußt?! Wenn du aber nicht willst — wer kann dich zwingen? Das möchte ich doch sehen! Was geht dich der Krieg an, was gehen dich die Preußen an? Was haben sie dir getan? Was hast du ihnen getan? Du sollst dich nicht totschießen lassen von ihnen!" „Ich bin nickt der einzige, den es trifft, wir müs sen alle." „Was gehen mich die andern an, aber du sollst nicht." Ihre Stimme wurde

weich. „Stefan, ich bitte dick, gehe nicht." Sie umschlang den kräftigen Jüng ling mit ihren kleinen Armen und sah ihn an, so flehentlich, in banger Angst und unendlicher Liebe. Stefan löste sich sanft aus ihren Armen und zog sie dann schmeichelnd und beruhigend an sich. „Mein armes Kind, sei doch vernünftig, ich muß mich stel len, aber es ist noch lange nicht sicher, daß sie mich auch nehmen — nicht wahr, Professor?" „Freilich, Nandl, es ist noch lange nicht sicher." Herren als notwendig

, der Professor hat es gesagt." Der Professor mußte lachen. „Aber was soll er denn ansangen, dein schöner Stefan? Weißt du, wenn er nicht freiwillig kommt, so werden sie ihn holen." „Er soll davonlaufen." . Dann werden sie ihm nachlaufen." ' - O-O „Er muß sich verstecken." „Sie werden ihn suchen." _ „ „Aber sie werden ihn nicht finden. Höre Stefan/ sie drängte sich an ihn, ihre Stimme kam ins Flü stern, während ihre Augen einen unendlich klugen und pfiffigen Ausdruck airnahmen, „höre, im Ge- birg' gibt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 8
Data: 14.08.1912
Descrizione fisica: 8
zuzuwenden, der Arbeiter, der eine günstige Konjunktur ausnützen und günstigere Arbeitsbedin- Feuilleton. Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautsky. Es ist sein letztes Anrecht, er will es haben, voll und ganz. — Sie must kommen, sie wird kommen! Sie darf ihn nicht zurückstosten, wie die anderen! Ihretwegen hat er \a alles geopfert, soviel gelitten. Sie weist setzt alles, er hat ihr in seinem Briese nichts verhehlt, sie kennt seine Lage und sein Elend, und doch bedachte sie sich keinen Augenblick

sich an diesen Gedanken, wie der Mensch gierig nach dem Letzten greift, das ihn noch an das Leben fesselt, das einzig ibn bewahren kann vor Verzweiflung. Stefan lauscht aufs neue — still — ein leises Rascheln — er täuscht sich diesmal nicht — es ist das Rauschen eines Franenkleides. Er beugt sich vor — eine dunkle Gestalt erscheint in der Tür. Sie bleibt stehen, sie must sich erst an die Dunkelheit gewöhnen — sie tut einige Schritte gegen das Fenster — es ist Valerie. Er will rufen, er kann es nicht, aber er streckt

ihr die Hand ent gegen, und schon hat sie ihn bemerkt. In einer Anwandlung von Schreck und mädchen hafter Scheu weicht sie vor ihm zurück, nur einen Augenblick — dann, alles vergessend, fliegt sie ihm an den Hals, voll Mitleid in rasch auflodernder Empfindung: „Stefan, da bin ich!" Er zieht sie an sich, er schliestt die Augen; Wonne schauer stürmen auf ihn ein, ein Schwindel erfastt ihn, er drückt sie nur noch fester an die klopfende Brust. Sie ist es, die sich endlich seinem Arm entwindet und ihn sanft

, verzehrend fast, und Heist und glühend ist auch sein Atem, der ihr entgegenweht. Sie bemerkt setzt erst die fahle Blässe, die eingefallenen Wangen und das minder dichte Haar an seinen Schläfen, und sie seufzt. „Armer Stefan, du hast viel leiden müssen." „St, still!" sagt er. „Ich will in diesem Augen blick nichts davon hören, ich weist nichts mehr da von. Valerie, sag' mir, nur einmal noch, dast du mich liebst — ich will's aus deinem Munde ver nehmen." Sie blickte scheu zu ihm auf. „Gewist, Stefan

, in meiner Gesinnung hat sich nichts geändert, aber — dein Aussehen macht mir bange. Nun, du wirst wieder gesund werden, hier, bei uns. Du bleibst doch in Lindau, — nicht wahr? O, du wirst wieder gesund werden, ganz gesund." Sie vermochte es jetzt, ihm sanft, mit ermunternder Zärtlichkeit in die Augen zu sehen. Stefan hatte die seinen nicht von ihr abgewendet. „Ich glaube Wohl — ich werde wieder gesund werden," stammelte er, noch immer wie in einem Taumel befangen; „ich möchte es — ach, das Leben ist so schön

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Tiroler Grenzbote
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Pagina 5 di 8
Data: 12.04.1919
Descrizione fisica: 8
Bus dem Geriet) tslaale. (Ein bäuerliches Draina zwischen Bru der und Schwester.) Gekränkt durch die Herzens roheit seines Vaters und durch die Geldgier seiner Schwester ist der ledige Bauernssohn Stefan Hoermann in Blindau, einem Gebirgsdörflein bei Reit im Winkel unweit Köffen, ein Sonderling geworden. Als nun gar sein Vater das Anwesen anstatt ihm, dem Sohne, seiner Schwester Maria Übergab, wurde Stefan H. fast trübsinnig, weil sein sehnlichster Wunsch, als Eigen tümer aus dem schönen

, schuldenfreien Bauernhöfe sitzen zu können, nicht in Erfüllung gegangen war. Ver gebens drang er in seine Schwester, das Anwesen ihm zu überlasten, er fand nur höhnische Zurückweisung. In der Nacht zum 6. August 1918, als seine Schwester schon zu Bette lag, holte sich Stefan H. einen Ham mer, ging in die Schlafstube seiner Schwester und drang aufs neue in sie. ihm den Hof gegen entsprechende Abfindung zu überlasten. Wieder ein starres Nein. Da packte ihn die Wut, er schlug öfters mit dem Ham mer

auf sie ein und verletzte sie am Kopfe. Es ge lang jedoch der Angegriffenen, sich seiner zu wehren. Nur notdürftig bekleidet, flüchtete Stefan H. in den bewaldeten Glaserberg und versteckte sich in einem Heu stadel. Von Reue und Hunger getrieben, verließ er seinen Versteck, um in der Kirche sein Gewissen zu er leichtern und dem Gericht sich zu stellen. Der Schluß des Dramas aus dem Bauernleben spielte sich im Münchner Schwurgerichtssaale ab, die Anklage gegen Stefan H. lautete auf Todschlagversuchs. Die Ge schworenen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 2 di 12
Data: 17.08.1912
Descrizione fisica: 12
, aber sie kann ihn nicht verlassen, sie kann nicht . . . Schon spürt sie, daß ihre Muskeln er lahmen: die Füße fühlen den Boden nicht mehr unter sich, die Arme werden steif, und doch glaubt sie noch zu spüren, wie fein Körper ihr unter den Händen dahinrutscht, sie muß ihn noch fester halten, noch fester, es muß sein; sie will es, will es mit der Energie der Verzweiflung, und doch vermindert sich von Minute zu Minute die Möglichkeit hiezu; ihre Kräfte versagen, sie wird ihn loslassen im nächsten Augenblick. „Stefan!" ruft

sie in Todesangst. „Stefan, komm zu dir, ich bitte dich — hilf dir, ich kann es nicht — Stefan, Stefan!" Jetzt ertönt ein Gebell vom Walde her. „Ajax!" schreit sie auf in hoffnungsvollem Entzücken, und ein Jodler antwortet ihr. Sepp, Anton, sie kom men, Stefan wird gerettet werden. Schon hat sie ihn losgelassen und sie versucht es nur mehr, sich selber an dem Gezweige festzuhalten, aber ihre Kraft ist zu Ende; er wird gerettet, sie selbst ist ver loren. „Hilfe! Hilfe!" Sie vermag sich nicht län ger zu erhalten

an die Bettkante ge legt hatte und vor Erschöpfung eingefchlafen war. Kathrein ging geschäftig hin und her, sie suchte Ver bandzeug zusammen. Die Füße des armen Stefan waren ja in einem entsetzlichen Zustande. Der blonde Anton sah indes, mit einem großen Butter brot in der Hand, zum Fenster hinaus, er glaubte, nach der gehabten Anstrengung sich damit regalie- ren zu dürfen. Von Zeit zu Zeit legte er es weg, wischte die fetten Finger an seiner Lederhose ab, trat dann an ein Becken mit Wasser, und, einen nassen

mit der sonstigen Politik der Jungtürken. In gleicher Weise wurde die Stellung der Bü rokratie und des Militärs gestärkt. Innerhalb selben auf die heiße Stirn seines ehemaligen Kriegskameraden; dann kehrte er zum Fenster und zu seinem Butterbrote zurück. Er sah die Straße hinunter, er erwartete den Doktor. Sepp war nach Seekirchen gelaufen, ihn zu holen, er sollte hernach zu Hans Wachtler, um diesen eben falls von dem Unfall, der Stefan betroffen, in Kenntnis zu setzen — so hatte es Nandl nämlich an befohlen

. Es war fünf Uhr morgens, als die drei Män-, ner fast gleichzeitig das Häuschen betraten und von Kathrein sogleich in das Krankenzimmer geführt wurden. Im Dorfe wußte noch niemand etwas davon, was in dieser Nacht vorgegangen war, und die Leute sollten es auch nicht erfahren. Nandl wollte Stefan vor dem Verdachte des Selbstmordes bewahren, sie und ihre Genossen hatten sich daher das Wort gegeben, außer Hans niemandem den wahren Sachverhalt mitzuteilen. Dem Arzt wurde nun erzählt, Sepp hätte Stefan im Walde

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 1 di 12
Data: 01.06.1912
Descrizione fisica: 12
als Mitglieder aufnehmen. Die moderni stische Richtung hingegen sucht das Zentrum durch, eine Realpolitik zu stärken und will aus der Partei den Sammelpunkt aller staatserhaltenden Ele mente machen; sie legt deshalb weniger Gewicht darauf, eine konfessionelle Partei zu sein; ihr Ziel ist, die politische Macht in ihren Händen zu kon zentrieren, sie sucht Anschluß an die protestanti- Fruilletün. « ' Stefan vom Grillenhof. Roman von Minna Kautskh. Stefan erblaßte sichtlich, aber er blieb unbeweg lich und er sah

!" Er peitschte grimmig auf das Pferd los, das sich ans bäumte und dann in scharfem Trab mit dem leich ten Wägelchen der Landstraße zusagte. Lorenz trat in dem Augenblick mit einer heraus fordernden Miene ganz nahe an Stefan heran. „Ich denke, wie der Vater denkt," sagte er kalt und schroff; „du gehörst nicht mehr zu uns, und darum wird's Wohl das beste sein, du bleibst ganz und gar bei deinem Quacksalber; das Haus wird ohne dies zu eng, und — wir vertragen uns nicht länger miteinander!" fügte

er mit einer plötzlich auswal lenden Heftigkeit hinzu, „Lorenz!" ermahnte Annamirl. „Was?" schrie er dieser zu. „Hast Angst, daß ich mit deinem Prachtburschen einmal unsanft verfah ren könnt'? Ich weiß ja, daß du voll Zärtlichkeit für ihn bist, aber die. Sach' muß ein End' nehmen, und wenn er Ebr' im Leib' hat, so geht er frei willig." ^ „Heute noch!" rief Stefan in stolzer Entrüstung. „Mir recht!" sagte der andere. Und er stieg auf, und ebenfalls ans die Gäule einhauend, fuhr er mit seinem Weibe, das rot

und verlegen im Wagen saß und das große Gebetbuch vor ihr Gesicht hielt, zum Hoftore hinaus. Stefan blieb noch einen Augenblick, wie versun ken in Bitterkeit und Empörung, dann atmete er tief auf, gleichsam, als wollte er all das, was ihm wie ein Alp die Brust beschwerte, von sich stoßen. Hierauf ging er mit raschem Schritt zum Hoftor hinaus. Es drängte ihn fort und es schien ihm, als könne er nicht schnell genug das Hans verlassen, das ihm niemals, niemals eine Heimat gewesen. Aber er fühlte

und prächtig, daß sich unsereins schier nicht traut, dich anzurüh ren." Stefan schien diese Anrede nicht zu gefallen. „Kommst mir so?" sagte er, wie enttäuscht. „Da geh' ich wieder." Nandl lachte. „Glaubst du, wenn ich dich einmal habe, daß du mir so schnell wieder auskommst?" Sie ergriff seine Hand und hielt sie fest. „Jetzt bleibst du." „Das will ich, Nandl." „So -?" „Ich bin zu dir gekommen." „Zu mir?" „Ja freilich." „Was willst du denn von mir?" Stefan sah fast verblüfft aus. „Was ich will? Eigentlich

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Pagina 3 di 8
Data: 04.09.1912
Descrizione fisica: 8
aus Stefans Kehle. „Nun, es ist selten, daß sich diejenigen heiraten, die sich als Kinder schon gekannt haben, so frühe Eindrücke können nie so tief sein, daß sie nicht durch spätere, wo die Sinne entwickelter sind, verwischt und übertroffen würden, es kam bei d i r so und —" „Es müsse auch bei ihr so kommen — glaubst du?" Hans fand den Ton seines Freundes eigentüm lich bitter und gepreßt, er sah ihm aufmerksam ins Gesicht, aber die Dunkelheit ließ nichts unterschei den. „Stefan," sagte er ernst

, „ich glaube noch gar nichts, ich bin hierher gekommen, um sie zu fra gen, ob sie mich will; ich fühle, daß ich sehr befrie digt sein würde, wenn sie ja sagte, und ich glaube — ja, ich glaube auch, daß ich sie glücklich machen würde, glücklicher vielleicht als mancher andere." Stefan neigte das Haupt, seine Brust hob sich, es wogte in seinem Innern, aber er unterdrückte jede Äeußerung gewaltsam und der heiße Atem drang nur allmählich und stoßweise über die fest übereinander gepreßten Lippen. Hans fuhr

gelassener fort: „Die Schmachtezeit ist bei mir vorüber, ich muß einen raschen Bescheid baben, ich will es noch heute erfahren, ob Nandl mir gut ist, und wenn sie einwilligt, meine Frau zu werden, so soll in acht Tagen die Hochzeit sein: was sagst du dazu?" Stefan antwortete nichts — er preßte die Nägel der geballten Faust tief ins Fleisch: er büßte es in diesem Augenblick, daß er seiner Jugendliebe, sei ner Nandl, jemals untreu geworden war. Hans war aufgestanden, er schien es gar nicht zu bemerken

, daß Stefan ihm die Antwort noch schuldig geblieben, er tat einige Schritte gegen das Haus — und kam wieder zurück. „Weißt du," sagte er etwas kleinmütig, „weißt du, daß ich Bangen habe? Es ist keine Kleinigkeit, ein Mädchen, das gar keine Ahnung hat, so urplötzlich mit einem Hei ratsantrag zu überfallen — nein, es ist das sehr schwer — und ich weiß gar nicht, wie ich mich dabei benehmen soll." Und wieder tat er einige Schritte und kam dann, sich wendend, rasch auf Stefan zu, als ob ihm jetzt erst

. „Dank dir, mein Freund," rief er mit Wärme. „Deine Zustimmung tut mir unendlich wohl, aber wenn du mit allem einverstanden bist, dann — dann könntest du die Sache einleiten. Ich bin schüchtern Mädchen gegenüber, Valerie nannte mich ungeschickt, und hier weiß ich nun wirklich nicht, was ich sagen, wie ich's anfassen soll — komm mit, du sollst ihr sagen, weshalb ich komme." „Ich?" ries Stefan auffahrend, „nein, das kannst du nicht verlangen." ' „Hilf mir nur über das Schwerste hinweg, kennt

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