.- (¬Der¬ fahrende Skolast ; 1. 1956)
des Spezialistentums zu entgehen, auch wirklich die rich tigen? Was die zweite Frage anlangt, so ist es eine Binsenwahrheit, daß es nötig ist, gelegentlich wenigstens seinen Kopf über den engen Kreis seines Wissens gebietes zu erheben, wie auch der Maul wurf von Zeit zu Zeit seinen Kopf aus der Erde steckt. Man empfiehlt also die Lektüre allgemeinbildender Literatur, empfiehlt dem Studierenden insbeson dere das Anhören allgemeinbildender Vorlesungen im Sinne des Studium generale, empfiehlt Teilnahme am poli
, sondern nur das voll kommen beherrschte Wissen, echtes Wissen im Gegensatz zur bloßen Kennt nis. Solches Wissen aber ist naturgemäß beschränkt auf einen besonderen Wis sensbereich, ist also spezialistisches Wissen. Das ist unsere These: Demi Wissen als solchem, in seinen speziellen Akten, kommt bildender Wert zu. Das spezia- listisehe Denken (im wohlverstandnen, positiven Sinne, nicht als nur negatives Ignorieren alles anderen), ist nämlich stets zugleich universales Denken, wenn es bis zu Ende gedacht
werden im Sinne der einfachen Ue-bernahme, sie muß erarbei tet, im tätigen Denken erschaffen wer den. So bleibt das echte Wissen, im Gegensatz zum Wissen des schlechten Spezialistentums, nicht isoliert, sondern überwindet aus sich die Vereinzelung, wenn es nur bis zu Ende gedacht wird. Jede Einzelwissenschaft kann als Aus gangspunkt dienen. Doch man ver wechsle nicht die Erwerbung einer Fer tigkeit mit Wissen. Wissen ist auf die Erfassung von Sachverhalten gerichtet, eine Fertigkeit höchstens ein Mittel
zu solcher Erfassung, nie die Erfassung selbst! Ich sage das, um einem, verbrei teten, fast geheiligten Irrtum entgegen^ zutreten: Dem Irrtum, als sei das Spra- chenlemen schon an sich ein Bäldungs- fakto-r. Es gibt nichts Oederes und Un fruchtbareres, als die Erlernung 1 des grammatikalischen Gerüsts einer Spra che als Selbstzweck zu betreiben. Alle große Philologie — Philologie im Sinne von Männern wie Fr. A. Wolf, Schleier macher, Humboldt — war von diesem Irrtum weit entfernt. Die fremde Spra che muß