¬Die¬ Tiroler und Vorarlberger.- (¬Die¬ Völker Österreich-Ungarns ; 4)
frommen Sinn deutlich genug an den Tag legen. Eine stattliche Kirche, ein reicher Vorrath an Kirchengeräthm und Kirchenschmuck, ein hoher Thurm und große Glocken sind der Stolz des Dorfes. Einen noch charakteristischeren Ausdruck als in den monumentalen Bauten erhält des Volkes Denkungsart und Gefühlsweise aber in den zahllosen Marterlen, Bildstöcken und Grabkreuzen. Die „Marterlen' sind kleine Tafeln von Holz, welche, an Bäumen oder eigenen Pfählen aufgehängt, an einen Unglücksfall erinnern
und zu frommem Gebete für den Verunglückten auffordern. Die sogenannten „Bildstöckeln', die ebenfalls auf Weg und Steg, in Wald und Flur, Gebirg und Thal anzutreffen sind, verdanken ihre Entstehung der Andacht Einzelner oder der Frömniigkeit einer Gemeinde. Die Errichter derselben wollen den Sinn der Vorüber gehenden vom Irdischen auf das Überirdische lenken und durch deren Gebet sich die Gunst des im Bilde gefeierten Heiligen zuwenden. Bianche davon sind schon sehr alt und nicht wenige rühren
aus den Pestzeiten her. Die schöner» sind aus Stein, die gewöhnlichen von Holz. In größerer Anzahl erscheinen sie beisammen, wenn sie, als sogenannte Stationen, das Leiden des Heilandes darstellen; dann ziehen sie sich in der Regel über einen Hügel, den „Calvarienberg', hinan, auf dessen Spitze meist eine Capelle thront. Frommen Sinn und zugleich die Anhänglichkeit an verstorbene Freunde und Verwandte bekunden auch die Grab kreuze auf den Landfriedhöfen. Selbst dem ärmsten Tobten wird ein solches gesetzt
; doch hat dieser Schmuck der Landfriedhöfe viel von seiner charakteristischen Eigenthümüchkeit verloren, fettbent man die Grabkreuze aus Städten den in den Dörfern selbst fabricierten vorzieht. Zum Schluffe dieses Capitels mögen noch ein paar Erschei nungen erwähnt sein, die nicht unwesentliche Züge im religiösen Leben des Volkes sind. Es spricht gewiß für den frommen Sinn der Tiroler und Vorarlberger und ihre Anhänglichkeit an den Katholicismus, wenn fo manche Priester, die aus ihrer Mitte hervorgicngen