¬Das¬ Passionsspiel von Vorderthiersee in Tirol : das bittere Leiden und Sterben, die glorreiche Auferstehung und Himmelfahrt unseres Herrn Jesu Christi ; in 4 Aufzügen
10 — Vierte Handlung. Das Mahl zu Bethauieu. Magdalena's Liebes werk. Saal- — Simon der Aussätzige, Jesus mit den zwölf Aposteln; später Maria Magdalena. Simon (steht auf). Welch Heil ist heute meinem Hause widerfahren, daß du, o Herr und Meister, dich gewürdigt, bei mir einzukehren. Du warst es, der vom Aussatz mich geheilt; ewig sei dein Name gepriesen. Jesus. Geheilt bist du, Simon, am Leibe. Sündige nicht mehr, daß rein auch bleibe deine Seele. (Magdalena tritt ein.) Simon. Sieh, Meister
, dieses Weib hier. Eine Sün derin ist sie, und mit Sündern wirst du keine Gemeinschaft haben. Sage, daß sie sich entferne. Jesus. Simon, ich habe dir etwas zu sagen. S i m o n. Rede, Meister, ich höre. (Magdalena nähert sich, salbt und benetzt mit Tränen die Füße Jesu und trocknet sie mit ihren Haaren. Hieraus gießt sie die kostbare Salbe über sein Haupt.) Jesus. Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm 500 Denare schuldig, der andere 50, Da sie aber nicht zahlen konnten, erließ er Beiden
die Schuld. Welcher von Beiden, glaubst du, wird ihn nun mehr lieben? Simon. Der, dem er mehr geschenkt hat. ( Jesu s. Du hast recht geurteilt. Siehst du dieses Weib hier? Ich kam in dein Haus, und du gabst mir kein Wasser, meine Füße zu waschen; diese aber benetzte meine Füße mit ihren Tränen und trock nete sie mit ihren Haaren. Du gabst mir keinen Kuß, sie aber hörte nicht aus, seit sie herein gekommen, meine Füße zu küssen. Du salbtest mein Haupt nicht mit Ol, diese aber salbte meine Füße