Erdreich. Dabei ist der Boden vollkommen trocken, aber jedesmal, wenn der Mann den Fuß hochgehoben hat, steht er, daß die Spur, die er hinterläßt, sich mit Wasser füllt. Währenddem hat er keine Veränderung bemerkt, das breite Gestade liegt glatt und ruhig da; der Sand hat überall dasselbe Aussehen: nichts unterscheidet den Teil, wo der Boden fest ist, von der Gegend, wo er es nicht mehr ist; die Meerflöhe umschwärmen ihn so mutwillig wie vorher. Der Mann geht weiter, vor sich hin. landeinwärts
— versinkt tiefer. Der Sand reicht ihm an die Knöchel, er reiht sich lo8 und neigt sich links, der Sand reicht bis zur Mitte der Waden; er wirst sich nach rechts, der Sand reicht ihm bis an die Kniekehlen. Da erkennt er mit unbeschreiblichem Enffetzen, daß er sich in einem beweglichen Erdreich befindet, daß er in einem Terrain steckt, wo der Mensch ebenso wenig gehen, wie der Fisch schwimmen kann. Er wirst, wenn er eine Last irägt, diese sofort nieder, macht es wie ein Schiff, das sich in 'der Gefahr
seiner Ladung ent ledigt; aber ach, es ist zu spät; schon stecken seine Schenkel im Sande. Er rust, schwenkt seinen Hut oder sein Taschentuch; der Sand steigt höher, immer höher; wenn keine Menschen in der Nähe, wenn die Küste zu weit entfernt ist, das Ge stade in zu schlechtem Rufe steht, wenn kein Held bei der Hand ist, so ist der unglückliche Wanderer verloren. Er ist verurteilt, langsam, unfehlbar begraben zu werden. Er kann feinen Untergang weder verzögern, noch beschleunigen, Es dauert stundenlang
; es nimmt kein Ende; es packt ihn an den Füßen, reißt ihn bei jedem Versuch, sich in die Höhe zu raffen, bei jedem Schrei, den er ausstößt, tiefer hinab; straft ihn für feinen Widerstand, indem es seine Wut ver doppelt; es zwingt ihn langsam, in die Erde hineinzusteigen, indem es ihm reichlich Zeit läßt, sich nach dem Horizont, den Bäumen, den grünen Auen, dem Rauch der Schorn steine, den Segeln der Schiffe, den fliegenden und singenden Vöglein, der Sonne, dem Himmel umzufehen. Der Trieb sand
die Hände empor, stöhnt wütend auf, krallt seine Hände in den Boden, will sich fest- halten, stemmt die Ellbogen auf, um sich emporzuschwingen, ächzt und tobt; der Sand steigt höher, immer höher, steigt bis an die Schultern, an den Hals; nun ist nur noch das Gesicht zu sehen. Er schreit wieder, der 'Sand dringt ihm in den Mund, er schweigt. Er rollt noch die Augen; auch diese überflutet der Sand und hüllt sie in ewige Nacht. Und höher steigt es, immer höher. Die Stirn, die Haare ver schwinden