. Dieser neueste Freier ist mir doch noch lieber als Mr. Bigburne.' „Du mußt ihm schreiben, bester Bater.' „Natürlich, heute noch. Bevor der nächste Strauß kommt. Er wird sich schon zu trösten wissen.' 9. „vr. Robert Leisewitz, praktischer Arzt. Sprechstunden 8—10 Uhr vormittags, 3—4 Uhr nachmittags.' Das blanke Porzellanschild neben dem Eingang in oas hohe Haus, dessen Parterreräume links der junge Äskulap innehatte, machte sich entschieden hübsch. Nur schade, in derselben Straße, die gar
nicht einmal eine übermäßige Länge hatte, gab es noch vier andere solche Schilder, darunter das eines berühmten Spe zialisten, zu dem die Kranken scharenweise kamen. Schcn mancher junge Anfänger in der Stadt hat die vier Wände seines leeren Sprechzimmers so angeseufzt und vergebens auf ein Mittel gesonnen, die Patienten heranzuziehen, wie I>r. Robert das tat. Es kam selten jemand, weder in den Sprechstunden, noch außerhalb derselben, und wenn jemand kam, so war's ge wöhnlich eine schnell erledigte Sache. Er lag
, entzückenden kleinen An zeichen erkannt, daß auch Hedwig Precht für den einstigen Jugend kameraden besonders warm fühlte. Wäre sie doch arm! Aber freilich, das war noch schlimmer. Dann hätten sie beide nichts gehabt. Aber Robert würde dann längst den Mut gefunden haben, um sie zu werben, und hätte sie vor der Welt seine Braut genannt. Mußten sie dann auch vielleicht lange warten, bis der unbekannte Arzt sich eine Stellung errungen hatte, sie war doch sein eigen und konnte ihm nicht entrissen werden. „Ach
kein Patient. „So — ein Mahl, von ihrer Hand bereitet, würde mir noch besser schmecken.' Die Geräte und Eßvorräte wanderten wieder in den Wand schrank; vr. Robert Leisewitz schloß sein Domizil ab und schlen derte die Straße entlang. Geheimer Medizinalrat Dr. Knippenberg fuhr gerade vorüber. Das kleine Coups war so blank geputzt, daß man sich darin spiegeln konnte. Darin saß der vielgesuchte Modearzt, den goldenen Kneifer auf der Nase und die Zeitung in der wohlgepflegten Hand. Auf dem Bock thronte
ein Rosselenker in prächtiger Livree und schaute auf alle Fußgänger verächtlich yerab. In Robert regte sich so etwas wie Neid. Sicherlich nahm der an einem Tage mehr ein, als er selber in einem ganzen Monat! Der verkehrte als Hausarzt in den ersten Familien, fühlte mit süßlich lächelnder Miene der gnädigen Frau den Puls, wenn diese ihre Nerven hatte und verordnete ein Seebad oder frische Ge- birgsluft, während er selbst einem schmutzigen Schusterjungen den aufgerissenen Daumen verband. Ja, die Glücksgüter