, daß jemand bei mir wohnt, nich mal mein Mann." „Gut, dann werde ich tun, was Sie, Herr Robert, für das Beste halten," sag'te Elfriede mit einem Blick, der mein Herz in stürmische Bewegung versetzte. Als ich ihr dann Gute Nacht sagte, versprach ich, in der Frühe wiederzukommen, um zu hören, wozu Sie sich end gültig entschlossen hätte. Unterwegs war mir zumute, als schwebte ich auf Wolken dahin. Ich hatte „sie" in meinen Armen gehalten, sie ge rettet und ihre Dankbarkeit in ihren Augen gelesen
! Was kümmerte mich jetzt Ulrikens und ihres Vaters Zorn! Ich lebte und webte nur in den Wonnen der Liebe und Hoffnung. Zu Hause kam ich erst nach Mitternacht an, aber meine Mutter schlief noch nicht. „Komm und sage mir Gute Nacht!" rief sie mir zu. Ich ging zu ihr hinein und küßte sie. „Nun, Robert," fragte sie, „wie steht's mit dir?" „Wieso, Mama?" „Lieber Sohn, ich weiß mehr, als du glaubst — über Papas Geldangelegenheiten." Ich schwieg. „Liebst du die Schuster, Robert?" „Wieso, Mama?" „Seit einigen Tagen
kommt mir dein Benehmen so sonderbar vor, wenn du mich besuchst. Robert, mein lieber Sohn, wenn du sie nicht liebst —" 378 — „Was denn, Mama?" „Die bitterste Armut ist nicht so schwer zu ertragen, wie eine Ehe ohne Liebe. Ich möchte lieber am Bettelstab gehen, als dich unglücklich wissen... Tust du's meinetwegen, Robert?" „Ich werde dir seinerzeit alles erzählen," erwiderte ich, „aber was ich auch immer beschließen werde, immer kannst du versichert sein, daß ich dich lieb habe." „Kannst
du deiner Mutter nicht jetzt gleich Vertrauen schenken, Robert? Ich weiß, daß wir Gefahr laufen, Dahrkehmen zu verlieren. Hast du mir weiter gar nichts zu sagen?" „Wo ist Papa?" fragte ich. „Er schläft nebenan." Ich rückte mir einen Stuhl vor ihrem Bett zurecht und erzählte ihr alles. „Was rätst du mir nun zu tun?" fragte ich zum Schluß. Sie wartete einige Sekunden mit der Antwort und sagte dann: „Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann, Robert; tue also, was du für gut und achtbar findest
." — Am nächsten Morgen ritt ich, noch ehe es dämmerte, nach Achnitz. Nikolaus, der ein Paar Ochsen von Dahrkehmen zum Schlächter bringen sollte, war früh von Hause auf gebrochen, so daß ich seine Frau ungestört sprechen konnte. Sie erwartete mich schon mit Ungeduld. „Das gnädige Fräulein kann nich mitkommen!" rief sie mir entgegen. „Warum nicht?" „Sie hat sich furchtbar erkältet, lieber Robert, und kann nich ausgehen. Aengstigen Sie sich aber nich, lieber Robert, ich werde sie schon so pflegen, daß sie morgen