14.748 risultati
Ordina per:
Rilevanza
Rilevanza
Anno di pubblicazione ascendente
Anno di pubblicazione discendente
Titolo A - Z
Titolo Z - A
Giornali e riviste
Sterne und Blumen
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/STEBLU/1915/11_07_1915/STEBLU_1915_07_11_5_object_8328949.png
Pagina 5 di 12
Data: 11.07.1915
Descrizione fisica: 12
41 221 fr italienische Straßenbilösr. Das feilschen de! den StoffhZndlern. reiche Kriegsbeute den nachstürmeitden Siegern zurück. Robert, dein es iu seiner Trauer um den verlorenen Bruder eine Ge nugtuung war, dem Leinde zu zusetzen, ist von einem Granat splitter am Bein getroffen, so daß er im schwerverletzten Zu stande vom Kampffeld getragen wird. Wochen sind danach ver gangen. Iu einem rheinischen Kloster, welches iu ein Lazarett eingerichtet wurde, liegt auch Robert. Die schlimmste Zeit

man in ein Bett, in der Nahe von Robert. Dem Bedauernswerten ist eine feindliche Kugel durch die Lunge gedrungen. Lr schläft. Aber aus einmal be ginnt er iin Liebertraume zu sprechen: „Mutter. . . bald komme ich doch.. . . Du hattest recht. . . . Wer auf Gott vertraut..." Robert horcht auf. Wie selt sam die Stimme klingt. Last wie die seines Bruders. . . . Aber stille. Der Kranke spricht wieder: „Ls war hart. . . . Aber es ge lang . . . die Rothosen. . . Wo er »uu wobl i|t. . . . ©b er noch lebt. Immer

angestrengter lausclst Robert zu dem iu abgerissenen bätzen sprechenden Lieberkranken hinüber. Ls ist doch nicht möglich.. .. >lber die Stimme! Da beginnt der Fiebernde wieder zu erzählen: „Ja... ich komme... Mutter. ... Ganz sicher. . . . Und ich bringe Der berühmte Oemülemarkt Piazza deii-Lrbe in Dcrona. - . italienische frauen in ihren Volkstrachten bei einer Unterhandlung auf der Strafte. » ihn mit, den Robert. ... Ja . . ." Da springt Robert auf. Wie auch sein Bein schmerzt. Lr achtete

es nicht. Ls ist kein Irrtum möglich. Am Bette des Fiebernden sinkt er nieder. Der redet weiter: „Robert. . . . Geh' mit. . . zur Mutter. . ." Lin langgezogener - Schrei aus Roberts Mund hallt durch das weite Kloster, daß die Wärter hastig ins Zimmer stürzen. Ester bietet sich ein eigen artiges Bild. Robert liegt lang hingestreckt vor dem Lager des ^Kranken. Lr ist in einer wohltuenden ©hnmacht. Die Rechte umfaßt krampfhaft die des Schwerver wundeten. Man trägt ihn behutsam auf sein Lager. Was mag vorge fallen

sein. •— — — — — — Am anderen Morgen, ist der seltsame Dorfall aufgeklärt. Robert hatte in dem Schwerverwundeten, den man am Abend in seiire Nähe legte, seinen Bruder Paul erkannt, der längst für ihn als tot galt. Wie war dieses sonderbare Zusammentreffelt möglich gewesen? Bei dent verhängnisvollen Ge fecht, iit welchem Paul vom Regi- meitt verschwand, war er als Der- wundeter in französische Gefangen schaft geraten. Als er wieder her- gestellt war, unternahm er einen Fluchtversuch. Dabei wurde er verfolgt, uitd er hatte schon

1
Giornali e riviste
Sterne und Blumen
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/STEBLU/1915/30_05_1915/STEBLU_1915_05_30_6_object_8328878.png
Pagina 6 di 12
Data: 30.05.1915
Descrizione fisica: 12
manchesMal zu statten gekom men. Der Verwundete hob den Kopf und horchte: „Hilfe, endlich — Hilfe." Er wendete den Kopf und — ver suchte aufzustehen. „Ich bin schon da, Kamerad, strengen Sie sich nicht un nötig an." „Mar!" „Robert!" Die feindlichen Drüber standen sich Aug' in Auge gegen über^ nur einen kurzen Augenblick standen sie' stille so. „Nobert," jubelte der Jüngere, „wie wird sich die Mutter freuen, wenn ich gerade dir helfen kann." „Max!" Und Robert öffnete seine Arme, weit öffnete

er sie, denn die waren noch stark und gesund, und er umfaßte den Bruder, der ihn stützte. So standen sie da, zwei Brüder, innig vereint. „Robert, ich bin aber ein schlechter Helfer. Aus Freude, den Bruder zu finden, vergeh'' ich den Kranken. Nun setz' dich und laß dir den Fuß verbinden." Und Robert ließ sich helfen von seinem Bruder: „Max, du bist gut zu mir. Denkst du nicht daran, daß ich dich oft so arg ge kränkt habe?" „Sprechen wir nicht davon, Robert, du wirst's nicht so bös gemeint haben." „Mer weiß? Ich war stolz

Sie auch an die eigene Ruhe, inorgen marschieren wir weiter." Der Haupt mann ging grü ßend vorbei, Ro bert sah den Bru der sckxrrf an: „Marst du den an dern voran?" „Das mag schon sein. Ich habe nicht darauf ge achtet, die höhe mußte genommen werden." „Und — du hast dich nicht ge fürchtet?" „Gefürchtet? Aber Robert, ich Cin ttnave als franzöfifdjer Unteroffizier. tyroler lunglchutzen. bin doch ein deutscher Soldat." — „Ich glaube, Max," sagte Robert nach einer Meile, „ich habe heute viel von dir gelernt

." „Und ein andermal lern' ich von dir. So, nun bist du an Ort und Stelle." „Ich danke dir, Max. Menn ich in Ruhe bin, will ick an die Mutter schreiben." „An unsere Mutter. Ach, Robert, sie wird so glück lich sein." Und Robert schrieb. Frau von Voring saß einsam am Feilster und strickte. Sie dachte an ihre Söhne und an die anderen Soldaten im Felde. Da klopfte es. Der Briefträger brachte einen Brief, einen Feldpostbrief — von Robert — aus dem Lazarett: „Du, mein Gott, nimm ihn nicht von der Erde

, bis er sich mit seinem Bruder ver söhnt hat." Und sie öffnete den Brief und las. Und, sie las ihn wieder und Freuden tränen traten ihr ins Auge: „Mutter, Mutter", schrieb Robert. „Tod und Todesnot rings umher, die Kamera den waren weiter ge zogen, ich — hilflos, verwundet — konnte mich gerade zur Seite schleppen. Da war tete ich — einsam — wartete vielleicht — auf den Tod. So tra fen wir uns, Alar und ich, nach der Schlacht. Mir sanken uns in die Arme, wir konnten nicht anders, wir fühlten, daß wir zueinander gehörten

2
Giornali e riviste
Sterne und Blumen
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/STEBLU/1915/30_05_1915/STEBLU_1915_05_30_4_object_8328876.png
Pagina 4 di 12
Data: 30.05.1915
Descrizione fisica: 12
, so na menlos trauriger Stimmung zurück. Sie horchte auf seine ver hallenden Schritte. Als die bfaustür sich hinter ihm geschlossen hatte, ging sie hinauf ins Gberzimmer, ihr Jüng ster wartete dort. Li.- hatte sich als Freiwilliger gemeldet und war nach bsause gekommen, seine Mutter uni den Abschiedssegen zu bitten. „War," bat die unglückliche Frau, „möch test du nicht Robert ein gutes Wort geben? 3n so einen Krieg sollte man nicht unversöhnt ziehen." „Nein, das sollte man nicht. Ich möchte

auch, aber ich wag's nicht recht. Robert sieht mich immer so eisig an, daß mir jedes freund liche Wort im lhahe stecken bleibt. Ich hab's schon ' manches Wal versucht, ihn umzu stimmen." „Versuchs noch einmal, heute, vor dem Abschied", bat sie. „Ihr wißt nicht, wie ich unter euerer Zwietracht leide." „Ach, Mütterchen, was kannst du denn da für, daß wir zwei so nichtsnutzige Bengels sind?" „Wer weist, ob ich nicht ein Teil schuld daran habe? Wohl hatte ich euch beide gleich lieb, nur war Robert schon als Kind

ihr sie beide verloren, nun schlummert sie unter der Lrde. Liebe kleine Ruth." «Ich zürne Robert nicht darum, Mutter, ich will ihm gerne die bfand bieten, bevor er geht." „Wenn du das tun wolltest, mein Sohn." „Ja, Mutter, ich tu's." Und er wartete bis zum Nachmittag, und als er Roberts Schritte hörte, ging er hinunter und traf ihn wie zufällig im Vorflur und bet ihm die Hand: „Robert," bat er, „du ziehst zuerst hinaus von uns beiden, darf ich dir nicht auch einen guten Wunsch mitgeben auf den Weg?" „Guten

Wunsch?" spöttelte der andere in seiner überlegenen Art. „Hab' nie viel auf Wünsche gehalten schaff' mir mein Leben lieber selbst. Wünsche verwehen wie ein Hauch und ob gerade ein guter Wunsch von dir so etwas besonderes ist — ?" „Robert, wir ziehen in den Krieg!" „Allerdings." „Robert, wollen wir uns nicht die Hände reichen, be vor wir gehen?" — „Wenn dir viel daran liegt —." Da drehte sich Klar um, das war zu arg. Nein. dem Bruder wollte er die Vaud nicht reichen, der begegnete jedem guten Wort

mit Haß und Hohn. Aber es tat ihm weh — schon um der Mutter willen — und er hatte den Kopf gesenkt, als er ging. „Ha, ha, Schwäch ling", spöttelte Robert, während er hinaus schritt auf die Gasse, einem unsicheren, krie gerischen Leben ent gegen. Max zuckte zusam men. Lr wollte dem Bruder folgen, das sollte er zurücknehmen, er durfte ihn nicht einen „Schwächling" nennen. feindliche Stellungen und Unterlldnde, erobert bei dem deutlchen vorttoh gegen Vpern.

3
Giornali e riviste
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1912/14_12_1912/UIBO_1912_12_14_17_object_8322141.png
Pagina 17 di 34
Data: 14.12.1912
Descrizione fisica: 34
es hat sich wohl irgendein Unfall unten zu getragen und man ruft mich herab?" Der Wirt nickte. „Wer ist's, Vater oder Mutter?" „Ich glaube, der Herr Vater ist plötzlich erkrankt, wenn ich recht gehört habe, stürzte er beim Wasserfall und hat sich verletzt." Robert erbleichte. Was tun? Lange Stun den mühsamen Weges trennten ihn von dem Verunglückten. Engelbert winkte dem Wirt, der ein wärmendes Getränk brachte, und bat Robert, sich zu stärken. Robert goß hastig den heißen Kaffee hinab

. „Wenn ich Ihnen raten darf, Herr Wolfs," sagte der Wirt, „so nehmen Sie einen kräf tigen Imbiß und ruhen hinterher aus. Um vier Uhr morgens dann wecke ich Sie, da beginnt der Tag zu grauen. Sie gehen dann frisch gestärkt hinab." Robert hörte nur halb die Worte des Wirtes. Plötzlich fiel ihm das Nächstliegende ein. Er trat ans Telephon. Er mußte lange warten, bis er mit seiner Mutter sprechen konnte. Sie bat ihn, er möge so rasch wie möglich zurückkommen, Vater sei am Wasserfall gestürzt und habe sich üne schwere

, bekümmert vor sich nieder. Die Leute unterhielten sich mit halblauten Stimmen über den Vorfall. Da trat Robert zum Wirt, erbat sich ein kräftiges Essen und, bis alles bereit wäre, ein Zimmer, in dem er sich hinlegen könnte. „Aber," wandte der Wirt ein, „essen Sie doch zuerst und ruhen Sie sich dann aus. Weshalb wollen Sie Ihren Schlaf unter brechen?" Robert machte eine ungeduldige Handbe wegung. „Kann ich bekommen, um was ich ersucht habe?" Der hat einen harten Schädel, dachte der Pächter, und führte

ihn in eine Stube. * • * * Eine knappe Stunde später, als Robert (der natürlich keinen Augenblick geschlafen hatte) und Engelbert nach der eingenommenen Mahlzeit ins Freie traten, schwamm ein blei farbenes Licht über den Bergen. „Wie ist das möglich in der kurzen Zeit? Woher sind diese bräunlichen Wolken gekom men? Das gibt ein böses Gewitter. Gleichviel. Sieh, nun ist fast Dämmerung geworden, und eigentlich müßte die Sonne goldig auf allen Gipfeln schimmern." „Robert, was hast du vor?" Engelbert miß- .fiel

. Ich habe meiner Mutter versprochen, den kürzesten Weg einzu schlagen —" „Was weiß die Frau, was sie in ihrer Aufregung von dir verlangt hat." „Und wenn er durch die Luft führte, ich schlüge ihn ein, im Vertrauen, daß mir Stu fen durch sie gebaut würden." „Dann geh' also, aber ich gehe mit." „Du bist toll geworden!" „Ich gehe mit." Aus Engelberts Gesicht sprach feste Entschlossenheit. Robert betrachtete ihn mit heimlicher Ver wunderung. „Du, ungeübt, nicht schwindel frei, es ist der Helle Wahnsinn. Dir widmen

4
Giornali e riviste
Tiroler Wastl
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIWAS/1911/19_11_1911/TIWAS_1911_11_19_8_object_7947578.png
Pagina 8 di 16
Data: 19.11.1911
Descrizione fisica: 16
bestärkt werden. Dr. Zimmer: Gott erhalte unserem guten katho lischen Volke seinen Glauben. * Dr. Bellinger: Amen I Nun hat man wieder eine Erklärung für die Ab neigung der sozialdemokratischen Parteileitung, das Volk von Rom zu befreien. Robert Blum-Gedenkfeier. Die Robert Blum - Gedenkfeier des Verbandes „Adolf Pichler" des Iungdeutschen Bundes, welche Montag, den 13. ds. in Baumanns Kaffeehause stattfand, hat bei zahlreicher Beteiligung einen er hebenden Verlauf genommen. Die akademische Bur

schenschaft „Germania" war fast vollzählig erschie nen, der „Deutschnationale tzandlungsgehilfenver- band", der Deutschnat. Arbeiterbund „Germania", der Deutsche Turnverein sowie der Turnverein „Ei selen" hatten Abordnungen entsendet. In markanten Zügen entrollte Schriftsteller M. I o k s ch in seiner Gedenkrede ein Bild über die politischen Verhält nisse vom Beginn bis zur Mitte des 19. Jahr hunderts in Oesterreich und Deutschland und kenn zeichnete Robert Blums Lebenslauf und Volksauf klärerisches

Wirken, bis demselben durch die Ränke einer verschlagenen Iesuitenpolitik ein jähes Ende bereitet worden ist. Wie heute nachgewiesen worden sei, waren es die Jesuiten gewesen, die durch ihr Hochgrad Mitglied, dem Grafen Hübner in Ver bindung mit dem senilen Fürsten Felix Schwar zenberg, welche damals bei Hofe die Politik lei teten, an Robert Blum Rache übten, wegen dessen aufklärender Tätigkeit über das verbrecherische Trei ben des Ordens Jesu in der Politik. Kurz vorher war eben

G i o b e r t i s aufsehenerregende Schrift „Die Geheimen Pläne der Jesuiten der Neuzeit" (1910, neu verlegt von M. Joksch, Innsbruck, Preis K 2.40) in deutscher Sprache mit einem Vorwort von Robert Blum erschienen, und diese Schrift war den Jesuiten derart unangenehm, daß sie dieselbe aufkauften und deren Hauptförderer in Deutschland, Robert Blum, der ja auch sonst eine hervorragende Rolle im Frankfurter Vorparla mente spielte, zu vernichten suchten. Das völker rechtswidrige Vorgehen wider Robert Blum ließ die jesuitische Hand

direkt vermuten. Als Abgeordneter des Frankfurter Parlamentes war Robert Blum auch in Oesterreich unverletzlich und konnte weder gerichtlich belangt, umsoweniger jedoch standrecht lich behandelt werden, ausgenommen den Fall, er wäre mit den Waffen in der Hand ergriffen worden. Letzteres war entschieden nicht der Fall, folglich war die Hinrichtung Robert Blums ein ge meiner Mord. Hans Blum, der Sohn des großen deutschen Freiheitskämpfers, gelangt in sei nem Werke „Die Deutsche Revolution

5
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1913/27_04_1913/ZDB-3077611-9_1913_04_27_7_object_8425453.png
Pagina 7 di 16
Data: 27.04.1913
Descrizione fisica: 16
detektiv gewiß der unfähigste, den er finden konnte, und er hatte die größte Torheit begangen, als er diesem Rate des Direktors Weselly gefolgt war. Vor dem Portal der Villa selbst blickte Heinz Marriman nochmals zurück. Aber da war Markus Drontheim nicht mehr zu sehen. Heinz Marriman schellte, und als ihm von einem Diener geöffnet wurde, meldete er seinen Besuch für Robert Fernau an. ^Jn einem kleinen, sehr elegant ausgestatteten Salon mußte er die Rückkehr des Dieners abwarten, der dann die Meldung

brachte: „Herr Fernau ist in seinem Arbeits zimmer. Ich werde Sie hinführen." „Das ist die Entscheidung!" dachte Heinz Marriman, als er daraufhin dem voranschreitenden Diener folgte. Robert Fernau saß an dem Schreibtische,-als der Diener eintrat und die Karte von Heinz Marriman überreichte. Einige Depeschen und Briefe lagen vor ihm. Kaum aber hatte Robert Fernau den Namen gelesen, als er seinen Stuhl mit einem Ruck zurückstieß. Heinz Marriman. Dieser Name schien in ihm Erinnerungen wachzurufen

, die seine Erregung zur Folge hatten; er griff nach den Briefen, von denen er einen aussuchte, mit dem er rasch an den Ofen hintrat, den er öffnete und in dem er den Brief in Flammen aufgehen ließ; dort blieb er stehen, bis der Brief vollständig von den Flammen verzehrt war. Dann erst wandte er sich nach dem Diener um: „Führen Sie den Besuch in mein Zimmer!" Als Heinz Marriman durch die ihm vom Diener ge öffnete Türe trat, saß Robert Fernau bereits wieder an seinem Schreibtische. Bei dem Gruße Marrimans stand

er auf; er warf noch einen Blick auf die Karte in seiner Hand, als müßte er sich den Namen erst wieder in Erinnerung bringen, und er klärte: „Herr Marriman? Es ist dies ein seltener Name, anscheinend englischen Ursprungs. Ich wundere mich, die sen in Deutschland zu hören." „Es ist dies der Name meines Pflegevaters, der von England nach Deutschland ausgewandert war." „O! Deshalb! Wollen Sie sich nicht setzen?" Damit wies Robert Fernau auf einen Stuhl. Heinz Marriman setzte sich. „Sie sind Ingenieur

finden ließ. Robert Fernau strich sich unterdessen den Bart, ohne seinen etwas lauernden Blick von Heinz Marriman zu wenden. „Ich werde Ihnen als Ingenieur kaum bekannt sein, aber ich habe doch eine vollständig neue Motorenkonstruktion erfunden, die eine ganz neue Vollendung der Motore be deutet, eine nie versagende Tätigkeit, vollständig explosions sicher und um die Hälfte sparsamer wie die bisherigen; der neue Motor würde auch um ein Drittel weniger Raum be anspruchen, dabei kann er bis zu 160

6
Giornali e riviste
Lienzer Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3091117-5/1913/19_12_1913/ZDB-3091117-5_1913_12_19_18_object_8496406.png
Pagina 18 di 28
Data: 19.12.1913
Descrizione fisica: 28
geöffnet und wartete nun. „Meiner Treu," sagte Robert bei sich, „man verspottet mich vielleicht; aber ich sehe keinen anderen Weg Und schließlich wird doch noch etwas zum Essen für ihn da sein und eine Stelle, wo er schlafen kann. Morgen will ich dann weiter sehen." Dann nahm er das kleine, ganz erstarrte Wesen in die Arme, legte es aus die Polster im Innern des Wagens und rief dem Kutscher den Namen der Straße zu, in der die Villa seines Freundes stand. Der Kutscher murmelte eine Verwiinschung

in den Bart, weil' er über den weiten Weg wütend und auch obendrein in den neuen Stadtteilen sehr wenig bekannt war. Robert, der im Grunde genommen nicht sehr von dem neuen Reisekameraden und der Aussicht, von den Freunden verspottet zu werden, erbaut war, .freute sich doch, die Stimme seines Gewissens beruhigt und sich-selbst nicht um das Mahl gebracht zu haben. Und außerdem war doch das Kind, dessen Augen voller Dankbarkeit strahlten, mit seinen langen, blonden Haaren von einer so seltenen Schönheit

, das bis Km weillnacHlsabenä. dahin von seiner Mutter auf Händen getragen war, monate lang gequält und, nachdem auch der Vater gestorben, wie ein Hund aus dem Hause gejagt. Das war alles Robert, der mit dem soeben gehörten seine eigene, ungetrübte Jugendzeit verglich, war tief erschüttert. Gewissensbisse er griffen ihn, wenn er an die tolle Nacht dachte, die durch- znmachen er im Begriff stand. Traurig und nachdenklich schwieg er. Das Kind, welches zu schlafen schien, öffnete plötzlich die klaren Augen und fragte

: „Wir gehen jetzt zur Christmette, nicht wahr? Ich weiß wohl, daß heute Weihnachten ist, und ich habe das Jesus kind so sehr gebeten, mir zu helfen. Sie sind doch sicher durch das Christkind geschickt. Und ganz dicht an die Krippe wollen wir Herangehen, ja? Dort werde ich nicht, mehr frieren und so zufrieden sein, so zufrieden. Nicht wahr, mein lieber Herr?" „Ja, ja", versetzte Robert ein wenig verwirrt. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Weihnachts abende seiner Kindheit, jene Tage, die stets

voller Freude und Erwartung für ihn gewesen Und nun dieses Kind; wenn es von Jesus sprach, tat es dies so eindringlich, so liebevoll und voller Wärme; in seinen großen Augen leuchtete es so wunderbar und geheimnisvoll, daß sich Robert seltsam ergriffen fühlte. Eine große Unruhe bemächtigte sich seiner; mit Schrecken wurde er inne, daß sein jetziger Lebenswandel sehr zu tadeln sei! ... Einen Augenblick lang raffte er sich wieder auf; oder war das vielleicht der böse Geist

7
Giornali e riviste
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1912/14_12_1912/UIBO_1912_12_14_16_object_8322140.png
Pagina 16 di 34
Data: 14.12.1912
Descrizione fisica: 34
. „Du irrst, Mutter." Ein schlanker, junger Mensch im blühenden Jünglingsalter war ein getreten und zog die Hand der Mutter an die Lippen. „Bereits um sechs Uhr war ich wach, aus lauter Sorge, zu verschlafen —" „Und bist richtig darüber wieder eingedäm- urert — genau so wie ich sagte, mein Junge." Robert trat an den Vater heran und bot ihm die Hand. „Wie ist's, Papa, darf ich dich heute auf irgend eine Zinne entführen?" Und er wies dabei in die Runde, aus der die kühnen Bergzacken aufstiegen. „Du träumst

wohl noch?" Der Regie- rungsrat blickte ihn fast ärgerlich an. „Mein Weg führt höchstens zum Wasserfall hinüber. Eine Viertelstunde weit auf ebener Straße, dann in den kühlen Wald hinein, das reicht gerade für mein e Bedürfnisse." Robert zerrte an seiner Uhrkette. Ich möchte ins Gewänd hinauf." „Heute wirst du doch daheim bleiben," warf Frau Wolfs hin, „du hast ja erst gestern l Der erste Bismarckturm am Bodensee. Erbaut vom Geh. Baurat Prof. Wickop in Darmstadt aus Stampfbeton mit Vorsatz

. Schade, daß er sich auf seiner Studien reise befindet." In diesem Augenblick ertönte ein heller Morgengruß herein. Engelbert Specht, Ro berts Studiengenosse, der ebenfalls seine Ferien hier zubrachte, stand unter der Tür. „Wie geht's, Robert? Hast du schon aus gedacht, wohin wir heute wandern?" Robert trank seine Kaffeetasse leer und er hob sich. „Wenn du magst, rücken wir dem wilden Törl, wie der Zackige dort links im Volksmunde heißt, auf den Leib." Engelbert sah verblüfft den Freund

an. „Ist das nicht schon ein bißchen spät für eine solche Tour?" Robert zog seine Uhr heraus. „Wir über nachten oben und treten mit Tagesanbruch den Abstieg an." „Ist denn eine Hütte dort?" fragte die Mutter besorgt. „Ein großes Haus, beinahe ein Hotel, Mama. Selbst ein Telephon gibt's, durch das ich dir gute Nacht sagen kann." Wolfs nickte den jungen Leuten ver abschiedend zu; die empfahlen sich, rüsteten sich rasch für ihren Ausflug und waren bald auf dem Wege. Aber während Engelberts Miene Fröhlichkeit ausdrückte

, sah Robert im- nrer finsterer vor sich hin, so daß, beim Kreuz angelangt, wo der Weg in den Wald ein mündet, auch Engelbert schier alle Lust ver lor: „Keinen Schritt gehe ich weiter, so lange du in der Stimmung bist. Was ist dir? Hat dich jemand verletzt? Wärest du lieber allein gegangen? Ich verstehe solche Be dürfnisse und kehre gern um." Robert sagte barsch: „Unsinn!" — und sie schritten wieder nebeneinander hin. Engel bert schüttelte den Kopf: „Mir erschienst du wahrhaftig immer

8
Giornali e riviste
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1913/20_12_1913/UIBO_1913_12_20_11_object_8322975.png
Pagina 11 di 18
Data: 20.12.1913
Descrizione fisica: 18
Wütend, halb steif vor Frost, setzte Robert, jedoch ver geblich, die Suche nach einem Wagen fort, grobe Schimpf wörter unter seinem dicken Halstuch halb verschluckend. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich-, ein reicher Freund, der weit draußen in einer reizenden Villa wohnte, hatte ihn nämlich zu einem vorzüglichen Essen in lustiger Gesellschaft eingeladen. Da sollte gegessen, getrunken und gespielt wer den bis zum frühen Morgen. Ein solches Vergnügen durfte man sich doch auf keinen Fall

entgehen lassen. Auf diese Weise also wollte Robert die wunderbare Nacht verbringen, in der Je sus auf die Erde her abstieg und für uns zu leiden begann. Früher war diese Nacht ganz anders für ihn ver laufen. An der Seite seiner Mutter hatte er da dem Gottesdienst beigewohnt und mit Ehrfurcht den Worten des Geistlichen ge lauscht. Aber ach! die geliebte Mutter, der Schutzengel seiner Kindheit, war schon vor Jahren gestorben, gerade zu der Zeit, als die verschiedensten Leidenschaften in des frommen

Stimme, so schwach fast, wie das leise Piepen eines verwundeten Vögleins. Robert wandte den Kopf zur Seite. Da stand, an'die Mauer gelehnt, ein Kind, dessen schmächtiger Körper nur mit diinnen Lumpen bedeckt war. In seinen großen Augen glänzte ein eigentümlicher Schimmer, der das ganz Zur Chriftmettc. vor Külte blaue und abgemagerte Antlitz verklärte. Bei dem flackernden Lichte einer Gaslaterne hatte Robert dies alles auf einen Blick bemerkt, und, trotz des noch immer fallenden Schnees, trotz

zu leiden haben? Robert begriff, daß sich ihm plötzlich eine große Pflicht auferlegt hatte, daß eine schwere Verantwortlichkeit in sein Leben eingetreten war, der es unmöglich war, sich zu entziehen; er mußte es verhin dern, daß dieses Kind dem Tode zum Opfer fiel! Er fühlte, daß er .sich stets als Mörder ansehen würde, ließe er diesen kleinen, halb nackten Körper hier zurück, um dem Ver gnügen nachzugehen. Aber was tun? Man erwartete ihn draußen! Er wollte nicht auf das Mahl verzichten. Warum

. „Kennst du denn niemand hier?" „Nein!" Während einiger Sekunden, in denen der angerufcne Fiaker vor dem Bürgersteig vorfuhr, hatte Robert einen schweren Kampf mit seinem Gewissen zu bestehen. Sollte er diesem schwer leidenden Kinde Geld geben? Welch' grausame Ironie! Es würde es nicht einmal mit seinen steifen Fingern ergreifen können! Es zum Kranken hause bringen? Aber wo war das Krankenhaus ltnb wie sollte man dort mitten in der Nacht Einlaß finden? Noch nie in seinem Leben hatte Robert

9
Giornali e riviste
Kitzbüheler Bezirks-Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3077611-9/1912/01_12_1912/ZDB-3077611-9_1912_12_01_6_object_8425116.png
Pagina 6 di 16
Data: 01.12.1912
Descrizione fisica: 16
, daß jemand bei mir wohnt, nich mal mein Mann." „Gut, dann werde ich tun, was Sie, Herr Robert, für das Beste halten," sag'te Elfriede mit einem Blick, der mein Herz in stürmische Bewegung versetzte. Als ich ihr dann Gute Nacht sagte, versprach ich, in der Frühe wiederzukommen, um zu hören, wozu Sie sich end gültig entschlossen hätte. Unterwegs war mir zumute, als schwebte ich auf Wolken dahin. Ich hatte „sie" in meinen Armen gehalten, sie ge rettet und ihre Dankbarkeit in ihren Augen gelesen

! Was kümmerte mich jetzt Ulrikens und ihres Vaters Zorn! Ich lebte und webte nur in den Wonnen der Liebe und Hoffnung. Zu Hause kam ich erst nach Mitternacht an, aber meine Mutter schlief noch nicht. „Komm und sage mir Gute Nacht!" rief sie mir zu. Ich ging zu ihr hinein und küßte sie. „Nun, Robert," fragte sie, „wie steht's mit dir?" „Wieso, Mama?" „Lieber Sohn, ich weiß mehr, als du glaubst — über Papas Geldangelegenheiten." Ich schwieg. „Liebst du die Schuster, Robert?" „Wieso, Mama?" „Seit einigen Tagen

kommt mir dein Benehmen so sonderbar vor, wenn du mich besuchst. Robert, mein lieber Sohn, wenn du sie nicht liebst —" 378 — „Was denn, Mama?" „Die bitterste Armut ist nicht so schwer zu ertragen, wie eine Ehe ohne Liebe. Ich möchte lieber am Bettelstab gehen, als dich unglücklich wissen... Tust du's meinetwegen, Robert?" „Ich werde dir seinerzeit alles erzählen," erwiderte ich, „aber was ich auch immer beschließen werde, immer kannst du versichert sein, daß ich dich lieb habe." „Kannst

du deiner Mutter nicht jetzt gleich Vertrauen schenken, Robert? Ich weiß, daß wir Gefahr laufen, Dahrkehmen zu verlieren. Hast du mir weiter gar nichts zu sagen?" „Wo ist Papa?" fragte ich. „Er schläft nebenan." Ich rückte mir einen Stuhl vor ihrem Bett zurecht und erzählte ihr alles. „Was rätst du mir nun zu tun?" fragte ich zum Schluß. Sie wartete einige Sekunden mit der Antwort und sagte dann: „Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann, Robert; tue also, was du für gut und achtbar findest

." — Am nächsten Morgen ritt ich, noch ehe es dämmerte, nach Achnitz. Nikolaus, der ein Paar Ochsen von Dahrkehmen zum Schlächter bringen sollte, war früh von Hause auf gebrochen, so daß ich seine Frau ungestört sprechen konnte. Sie erwartete mich schon mit Ungeduld. „Das gnädige Fräulein kann nich mitkommen!" rief sie mir entgegen. „Warum nicht?" „Sie hat sich furchtbar erkältet, lieber Robert, und kann nich ausgehen. Aengstigen Sie sich aber nich, lieber Robert, ich werde sie schon so pflegen, daß sie morgen

10
Giornali e riviste
Außferner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062711-4/1913/13_12_1913/ZDB-3062711-4_1913_12_13_21_object_8229717.png
Pagina 21 di 24
Data: 13.12.1913
Descrizione fisica: 24
405 Wütend, halb steif vor Frost, setzte Robert, jedoch ver geblich, die Suche nach einem Wagen fort, grobe Schimpf wörter unter seinen! dicken Halstuch halb verschluckend. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich; ein reicher Freund, der weit draußen in einer reizenden Villa wohnte, hatte ihn nämlich zu einem vorzüglichen Essen in lustiger Gesellschaft eingeladen. Da sollte gegessen, getrunken und gespielt wer den bis zum frühen Morgen. Ein solches Vergnügen durfte man sich doch auf keinen Fall

entgehen lassen. Ans diese Weise also wollte Robert die wunderbare Nacht verbringen, in der Je sus auf die Erde her abstieg und für uns zu leiden begann. Früher war diese Nacht ganz anders für ihn ver lausen. An der Seite seiner Mutter hatte er da dem Gottesdienst beigewohnt und mit Ehrfurcht den Worten des Geistlichen ge lauscht. Aber ach! die geliebte Mutter, der Schutzengel seiner Kindheit, war schon vor Jahren gestorben, gerade zu der Zeit, als die verschiedensten Leidenschaften in des frommen

Stimme, so schwach fast, wie das leise Piepen eines verwundeten Vögleins. Robert wandte den Kopf zur Seite. Da stand, an die Mauer gelehnt, ein Kind, dessen schmächtiger Körper nur mit dünnen Lumpen bedeckt war. In seinen großen Augen glänzte ein eigentümlicher Schimmer, der das ganz vor Kälte blaue und abgemagerte Antlitz verklärte. Bei dem flackernden Lichte einer Gaslaterne hatte Robert dies alles auf einen Blick bemerkt, und, trotz des noch immer fallenden Schnees, trotz der Külte

, die nicht von ihm weichen wollte, trotz seines kaum verrauchten Zornes, war er über die seltene Schönheit erstaunt, die, ungeachtet der großen Schmerzen, auf der Stirne des armen Kindes thronte. Das Herz des jungen Mannes zog sich krampfhaft zusammen, als er sah, wie die eisigen Schneeflocken durch die zerfetzten Kleider auf die zarte Haut des Knaben drangen, denn sogar er selbst klapperte vor H Frost mit den Zähnen, trotz seines dicken, war men Mantels; was mußte da nicht erst das Kind zu leiden haben? Robert begriff

einiger Sekunden, in denen der angerufene Fiaker vor dem Bürgersteig vorfuhr, hatte Robert einen schweren Kampf mit seinem Gewissen zu bestehen. Sollte er diesem schwer leidenden Kinde Geld geben? Welch' grausame Ironie! Es würde es nicht einmal mit seinen steifen Fingern ergreifen können! Es zum Kranken hause bringen? Aber wo war das Krankenhaus ilnd wie sollte man dort mitten in der Nacht Einlaß finden? Noch nie in seinem Leben hatte Robert über solche Fragen nach gedacht. Und dann das Fest im Freundeskreise

11
Giornali e riviste
Der Arbeiter
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ARBEI/1913/28_12_1913/ARBEI_1913_12_28_14_object_7968435.png
Pagina 14 di 18
Data: 28.12.1913
Descrizione fisica: 18
nun. „Meiner Treu," sagte Robert bei sich, „man verspottet mich vielleicht; aber ich sehe keinen anderen Weg Und schließlich wird doch noch etwas zum Essen für ihn da sein und eine Stelle, wo er schlafen kann. Morgen will ich dann weiter sehen." Dann nahm er das kleine, ganz erstarrte Wesen in die Arme, legte es auf die Polster im Innern des Wagens und rief dem Kutscher den Namen der Straße zu, in der die Villa seines Freundes stand. Der Kutscher murmelte eine Verwünschung in den Bart, weil er über den weiten

Weg wütend und auch obendrein in den neuen Stadtteilen sehr wenig bekannt war. Robert, der im Grunde genommen nicht sehr von dem neuen Reisekameraden und der Aussicht, von den Freunden verspottet zu werden, erbaut war, freute sich doch, die Stimme seines Gewissens beruhigt und sich selbst nicht um das Mahl gebracht zu haben. Und außerdem war doch das Kind, dessen Augen voller Dankbarkeit strahlten, mit seinen' langen, blonden Haaren von einer so seltenen Schönheit! Der arme Kleine mußte

getragen war, monate lang gequält und, nachdem auch der Vater gestorben, wie ein Hund aus dem Hause gejagt. Das war alles Robert, der mit dem soeben gehörten seine eigene, ungetrübte Jugendzeit verglich, war tief erschüttert. Gewissensbisse er griffen ihn, wenn er an die tolle Nacht dachte, die durch zumachen er im Begriff stand. Traurig und nachdenklich schwieg er. Das Kind, welches zu schlafen schien, öffnete plötzlich die klaren Augen und fragte: „Wir gehen jetzt zur Christmette, nicht wahr

? Ich weiß wohl, daß heute Weihnachten ist, und ich habe das Jesus kind so sehr gebeten, mir zu helfen. Sie sind doch sicher durch das Christkind geschickt. Und ganz dicht an die Krippe wollen wir Herangehen, ja? Dort werde ich nicht mehr frieren und so zufrieden sein, so zufrieden. Nicht wahr, mein lieber Herr?" „Ja, ja", versetzte Robert ein wenig verwirrt. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Weihnachts abende .seiner Kindheit, jene Tage, die stets voller Freude und Erwartung

für ihn gewesen Und nun dieses Kind; wenn es von Jesus sprach, tat es dies so eindringlich, so liebevoll und voller Wärme; in seinen großen Augen leuchtete es so wunderbar und geheimnisvoll, daß sich Robert seltsam ergriffen fühlte. Eine große Unruhe bemächtigte sich seiner; mit Schrecken wurde er inne, daß sein jetziger \ Lebenswandel sehr zu tadeln sei! ... Einen Augenblick lang raffte er sich wieder auf; oder war das vielleicht der böse Geist, der ihn nicht aus seinen Krallen fahren lassen wollte? Er schüttelte die heiligen

12
Giornali e riviste
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1913/05_12_1913/TIPOS_1913_12_05_30_object_8207335.png
Pagina 30 di 40
Data: 05.12.1913
Descrizione fisica: 40
Seite 8. Gr* gegenüb« Kohlnc Spreng Beste un r zereiwaren al Schuhwaren, Branntwein, Preise. MW Ol 1 Postkistel sit! Inhalt zwischen nähme. Ir' 408 - ginn Minute um Minute näher rückte! Was tun? Er wollte das Kind nicht verlassen; doch was für Ungelegen heiten bereitete ihm diese unerwartete Begegnung! Der Kutscher, der inzwischen vom Bock gestiegen war, hatte den Wagenschlag geöffnet und wartete nun. „Meiner Treu," sagte Robert bei sich, „man verspottet mich vielleicht; aber ich sehe

keinen anderen Weg Und schließlich wird doch noch etwas zum Essen für ihn da sem und eine Stelle, wo er schlafen kann. Morgen will ich dann weiter sehen. Dann nahm er das kleine, ganz erstarrte Wesen m die Arme, legte es auf die Polster im Innern des Wagens und rief dem Kutscher den Namen der Straße zu, m der die Villa seines Freundes stand. Der Kutscher murmelte eine Verwünschung in den Bart, weil er über den weiten Weg wütend und auch obendrein in den neuen Stadtteilen sehr wenig bekannt war. . r ' r r . Robert, der im Grunde

gejagt. Das war alles . . ... Robert, der mit dem soeben gehörten seine eigene, ungetrübte Jugendzeit verglich, war tief erschüttert. Gewissensbisse er- griffen ihn, wenn er an die tolle Nacht dachte, die durch zumachen er im Begriff stand. Traurig und nachdenklich ^Das Kind, welches zu schlafen schien, öffnete plötzlich die klaren Augen und fragte: ^ 9 ^ ... „Wir gehen jetzt zur Christmette, nicht wahr? ^werß wohl, daß heute Weihnachten ist, und ich habp das ^esus- kind so sehr gebeten

, mir zu helfen. Sie sind doch sicher durch das Christkind geschickt. Und ganz dicht an dre Krippe wollen wir Herangehen, ja? Dort werde ^ urcht?nehr frieren und so zufrieden sein, so zufrieden. Nicht wahr, mein lieber Herr?" . . . , „Ja, ja", versetzte Robert em wenig verwrrrll , Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Wechnachts- abende seiner Kindheit, jene Tage, die stets voller Freude und Erwartung für ihn gewesen ^ud nun dieses Kind; wenn es von Jesus sprach, tat es dies so eindringlich

, fo liebevoll und voller Wärme; in seinen grosten Augen leuchtete es so wunderbar und geheimnisvoll, daß sich Robert seltsam ergriffen fühlte. Eine große Unruhe bemächtigte sich seiner; mit Schrecken wurde er inne, daß sein jetziger Lebenswandel sehr zu tadeln sei! ... Einen Augenblick lang raffte er sich wieder auf; oder war das vielleicht der böse Geist, der ihn nicht aus feinen Krallen fahren lassen wollte? Er schüttelte die heiligen Gedanken von Gnade und Barm- Herzigkeit von sich ab; er dachte

13
Giornali e riviste
Außferner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062711-4/1913/13_12_1913/ZDB-3062711-4_1913_12_13_22_object_8229718.png
Pagina 22 di 24
Data: 13.12.1913
Descrizione fisica: 24
bereitete ihm diese unerwartete Begegnung! Der Kutscher, der inzwischen vom Bock gestiegen war, hatte den Wagenschlag geöffnet und wartete nun. „Meiner Treu," sagte Robert bei sich, „man verspottet mich vielleicht; aber ich sehe keinen anderen Weg Und schließlich wird doch noch etwas zum Essen für ihn da sein und eine Stelle, wo er schlafen kann. Morgen will ich dann weiter sehen." Dann nahm er das kleine, ganz, erstarrte Wesen in die. Arme, legte es auf die Polster im Innern des Wagens und rief

dem Kutscher den Namen der Straße zu, in der die Villa seines Freundes stand. Der Kutscher murmelte eine Verwünschung in den Bart, weil er über den weiten Weg wütend und auch obendrein in den neuen Stadtteilen sehr wenig bekannt war. Robert, der im Grunde genommen nicht sehr von dem neuen Reisekameraden und der Aussicht, von den Freunden verspottet zu werden, erbaut war, freute sich doch, die Stimme seines Gewissens beruhigt und. sich selbst nicht um das Mahl gebracht zu haben. Und außerdem

ergebener und schwachsinniger Mann, heiratete nach dem Tode seiner ersten Frau eine wahre Me gäre. Nun wurde das Kind, das bis dahin von seiner Mutter auf Händen getragen war, monate lang gequält und, nachdem auch der Vater gestorben, wie ein Hund aus dem Hause gejagt. Das war alles . . . . . Robert, der mit dem soeben gehörten seine eigene, ungetrübte Jugendzeit verglich, war tief erschüttert. Gewissensbisse er griffen ihn, wenn er an die tolle Nacht dachte, die durch- zumachen er im Begriff stand

Robert ein wenig verwirrt. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Weihnachts abende seiner Kindheit, jene Tage, die stets voller Freude und Erwartung für ihn gewesen Und nun dieses Kind; wenn es von Jesus sprach, tat es dies so eindringlich, so liebevoll und voller Wärme; in seinen großen Augen leuchtete es so wunderbar und geheimnisvoll, daß sich Robert seltsam ergriffen fühlte. Eine große Unruhe bemächtigte sich seiner; mit Schrecken wurde er inne, daß sein jetziger Lebenswandel sehr zu tadeln

Lieder von unaussprechlicher Schönheit sangen." „Ich war auch mit meiner guten Mutter in der Ehrist- mette", entgegnete Robert gerührt, ohne über die gewählte Redeweise des Kindes zu erstaunen. „Ach, meine allerliebste Mutter," fuhr das Kind fort, und Tränen traten ihm in die Augen, „als sie starb, sagte sie noch zu mir: „Mein guter Junge, habe immer den lieben Gott recht lieb!" „Wie? Was?" rief der junge Mann erstaunt aus. Denn gerade diese selbe Mahnung hatte seine Mutter an ihn gerichtet

14
Giornali e riviste
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1913/20_12_1913/UIBO_1913_12_20_12_object_8322976.png
Pagina 12 di 18
Data: 20.12.1913
Descrizione fisica: 18
Seit lud): 1. c auch Best erfr Nr. Zr Kau am kauf Auz uich siud "I. mal: behc verk 1 Die Die De- Es Gi Bit K« Lao KilU Gal, schul gefü Gef ihr s \ \ c ginn Minute um Minute näher rückte! Was tun? Er wollte das Kind nicht verlassen; doch was für Ungelegen- Heiken bereitere ihm diese unerwartete Begegnung! Der Kutscher, der inzwischen vom Bock gestiegen war, hatte den Wagenschlag geöffnet und wartete nun. „Meiner Treu," sagte Robert bei sich, „man verspottet mich vielleicht; aber ich sehe kernen

anderen Weg Und schließlich wird doch noch etwas zum Essen für ihn da sein und eine Stelle, wo er schlafen kann. Morgen will ich dann weiter sehen." Dann nahm er das kleine, ganz erstarrte Wesen in die Arme, legte es auf die Polster im Innern des Wagens und rief dem Kutscher den Namen der Straße zu, in der die Villa seines Freundes stand. Der Kutscher murmelte eine Verwünschung in den Bart, weil er über den weiten Weg wütend und auch obendrein in den neuen Stadtteilen sehr wenig bekannt war. Robert, der im Grunde

aus dem Hause gejagt. Das war alles Robert, der mit dem soeben gehörten seine eigene, ungetrübte Jugendzeit verglich, war tief erschüttert. Gewissensbisse er griffen ihn, wenn er an die tolle Nacht dachte, die durch zumachen er im Begriff stand. Traurig und nachdenklich schwieg er. Das Kind, welches zu schlafen schien, öffnete plötzlich die klaren Augen und fragte: „Wir gehen jetzt zur Christmette, nicht wahr? Ich weiß wohl, daß heute Weihnachten ist, und ich habe das Jesus kind so sehr gebeten

, mir zu helfen. Sie sind doch sicher durch das Christkind geschickt. Und ganz dicht an die Krippe wollen wir Herangehen, ja? Dort werde ich nicht mehr frieren und so zufrieden sein, so zufrieden. Nickst wahr, mein lieber Herr?" „Ja, ja", versetzte Robert ein wenig verwirrt. Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Weihnachts abende seiner Kindheit, jene Tage, die stets voller Freude und Erwartung für ihn gewesen Und nun dieses Kind; wenn es von Jesus sprach, tat es dies so eindringlich, so liebevoll

und voller Wärme; in seinen großen Augen leuchtete es so wunderbar und geheimnisvoll daß sich Robert seltsam ergriffen fühlte. Eine große Unruhe bemächtigte sich seiner: mit Schrecken wurde er inne, daß sein jetziger Lebenswandel sehr zu tadeln sei! ... Einen Augenblick lang raffte er sich wieder auf; oder war das vielleicht der böse Geist, der ihn nicht aus seinen Krallen fahren lassen wollte? Er schüttelte die heiligen Gedanken von Gnade und Barm herzigkeit von sich ab; er dachte an die Freuöen

15
Giornali e riviste
Außferner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062711-4/1913/01_03_1913/ZDB-3062711-4_1913_03_01_23_object_8228895.png
Pagina 23 di 28
Data: 01.03.1913
Descrizione fisica: 28
75 4 = die schlafende Mädchengestalt. Leonorel... Mit Entzücken bleiben seine Augen an ihr hängen. Wo war er nur? Narrte ihn auch nicht ein Traum! Wie kam er hierher, zu Leonore? Er fand keine Antwort auf seine Fragen... Leonore begann sich zu regen, und mit einem leisen Schrei fuhr sie in die Höhe. „Robert", rief sie. „Du lebst! Du bist gerettet... Laß mich dir gleich sagen, Hans hat sein Vergehen gestanden, deine Ehre ist ohne einen Makel." Als sie zu Ende war, wollte der Mann reden, fragen

, doch er kann es nicht. Liebevoll hält ihm Leonore die Hand auf den Mund und ermattet schloß er die Augen. Bald darauf war er wieder fest eingeschlafen. Wochen waren vergangen. Robert Rutland ist genesen, doch weilt er noch immer in dem kleinen Heidedorf. Leonore hatte er seit seinem Genesungsschlaf nicht wieder gesehen. Heute ließ ihn Doktor Gordon zu sich in sein Sprech zimmer bitten. Der gute, alte Herr wollte versuchen, die beiden Liebenden wieder einander näher zu bringen. Er sah, daß Leonore das Zimmer

, in dem sich Robert befand, geflissentlich mied. Robert Rutland trat in das Sprechzimmer des Arztes. „Sie haben mich rufen lassen, Herr Doktor, Sie sehen, ich bin pünktlich zur Stelle." „Ich möchte Ihren Rat haben, lieber Robert, in einer Sache." Es war fast ein leichter Hauch von Schalkhaftigkeit in dem Ton des alten Herrn. „Hier, wollen Sie sich nicht setzen?" Arglos nahm Rutland Platz. Doch als der Arzt anfing zu sprechen, durchzuckte es ihn. War das nicht seine Ge schichte? Was hatte das zu bedeuten

?" t „Nun, so sehen Sie doch einmal nach." Mit wenigen Schritten war Robert an der Tür, stieß sie auf und blieb wie angewurzelt stehen — „Leonore!" In seiner tiefen Ergriffenheit härterer gar nicht, wie hinter '.hm die Tür zugezogen wurde. -sein Auge hing wre gebannt an der schlanken Gestalt vor ihm. Da trat ihm Leonore auch schon entgegen. „Robert", leise und zagend begann sie. „Ich war grau sam gegen dich und trieb dich in das Elend. Kannst du mir nicht vergeben und vergessen?" Jetzt erst sah er sie recht

und Qual, die sie durchzukümpfen hatte. Dann hob sie aber plötzlich das Haupt zu ihm auf und sah ihn strah lend an. „Du hast Recht, mein Robert, wir wollen neu beginnen. Habe ich doch gelernt, daß der Liebe Höchstes Vertrauen ist, und auf diesem wollen wir unser Leben aufbauen." Zur fchmerzhaften Mutter Gottes. (Nachdruck verbalen.) ich möchte Tränen weinen, wenn ich schaue Deinen Schmerz, wenn vor meinem blick erscheinen Jene Leiden, die Dein herz Einst so tief und hart empfunden, Süße, liebe Mutter

16
Giornali e riviste
Tiroler Post
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIPOS/1913/05_12_1913/TIPOS_1913_12_05_29_object_8207334.png
Pagina 29 di 40
Data: 05.12.1913
Descrizione fisica: 40
-Wütend/Halst steif vor Frost, setzte Robert, jedoch ver geblich, die Suche nach einem Wagen fort, grobe Schimpf wörter unter seinem dicken Halstuch halb verschluckend. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich; ein reicher Freund, der weit draußen in einer reizenden Villa wohnte, hatte ihn nämlich zu einem vorzüglichen Essen in lustiger Gesellschaft eingeladen. Da sollte gegessen, getrunken und gespielt wer den bis zum frühen Morgen. Ein solches Vergnügen durfte man sich doch aus keinen Fall

entgehen lassen. . Auf diese Weise also wollte Robert die wunderbare Nacht verbringen, in der Je sus auf die Erde her- absticg und für uns zu leiden begann. Früher war diese Nacht ganz anders für ihn ver laufen. An der Seite seiner Mutter hatte er da dem Gottesdienst beigewohnt und mit Ehrfurcht den Worten .des Geistlichen ge lauscht. Aber ach! die 'geliebte Mutter, der ' Schutzengel seiner -Kindheit, war schon vor Jahren gestorben, gerade zu der, Zeit, als die verschiedensten. Leidenschaften

eine zitternde, ' beinast ersterbende Stimme, so schwäch fast, wie bas- leise. Piepen eistest verwundeten Vögleins. Robert wandte den Kopf zur Seite. - Da stand, an die Mauer gelehnt, ein Kind, dessen schmächtiger Körper nur mit dünnen Lumpen bedeckt war. In seinen großen Angen glänzte ein eigentümlicher Schimmer, der das ganz Zur Chriftmctte. vor Kälte blaue und abgemagerte Antlitz verklärte. Bei dem flackernden Lichte einer Gaslaterne hatte Robert dies alles auf eineu Blick bemerkt, und, trotz

; was mußte da nicht erst das Kind zu leiden habest? Robert begriff, daß sich ihm plötzlich eine große Pflicht auferlegt hatte, daß eine schwere Verantwortlichkeit in sein Leben eingetreten war, der es unmöglich war, sich zu entziehen; er mußte es verhin dern, daß dieses Kind dem Tode zum Opfer fiel! Er fühlte, daß er sich stets als' Mörder ansehen würde, ließe er diesen kleinen, halb nackten Körper hier zurück, um dem Ver gnügen nachzugehen. Aber was tun? Man erwartete ihn draußen

der Gefragte mit schwacher Stimme. „Kennst du denn niemand hier?" „Nein!"-. Während einiger Sekunden, in denen der angerufene Fiaker vor dem Bürgersteig vörfuhr, hatte Robert einen schweren Kamps mit seinem Gewissen zu bestehen. - . . , Sollte er diesem schwer leidenden Kinde Geld geben? Welch' grausame Ironie! Es würde es nicht einmal mit seinen steifen Fingern ergreifen können! Es zum Kranken hause bringen? Aber wo war das Krankenhaus und wie sollte man. dort mitten in der Nacht Einlaß finden? Noch nie

17
Giornali e riviste
Lienzer Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3091117-5/1913/19_12_1913/ZDB-3091117-5_1913_12_19_17_object_8496405.png
Pagina 17 di 28
Data: 19.12.1913
Descrizione fisica: 28
tim „Sterne und Blumen“ Nr. 52, OtitMIItt* (nitltftt+tlfti Wütend, halb steif vor Frost, setzte Robert, jedoch ver geblich, die Suche nach einem Wagen fort, grobe Schimpf wörter unter seinem dicken Halstuch halb verschluckend. Er hatte noch einen weiten Weg vor sich; ein reicher Freund, der weit draußen in einer reizenden Villa wohnte, hatte ihn nämlich zu einem vorzüglichen Essen in lustiger Gesellschaft eingeladen. Da sollte gegessen, getrunken und gespielt wer den bis zum frühen Morgen

. Ein solches Vergnügen durfte man sich doch aus keinen Fall entgehen lassen. Auf diese Weise also wollte Robert die wunderbare Nacht verbringen, in der Je sus auf die Erde her abstieg und für uns zu leiden begann. Früher war diese Nacht ganz anders für ihn ver laufen. An der Seite seiner Mutter hatte er da dem Gottesdienst veigewohnt und init Ehrfurcht den Worten des Geistlichen ge lauscht. Aber ach! die geliebte Mutter, der Schutzengel seiner Kindheit, war schon vor Jahren gestorben, gerade zu der Zeit

dem Zungen Manne eine zitternde, beinah ersterbende Stimme, so schwach fast, wie das leise Piepen eines verwundeten Vögleins. Robert wandte den Kopf zur Seite. Da stand, an die Mauer gelehnt, ein Kind, dessen schmächtiger Körper nur mit dünnen Lumpen bedeckt war. In seinen großen Augen glänzte ein eigentümlicher Schimmer, der das ganz vor Kälte blaue und abgemagerte Antlitz verklärte. Bei dem flackernden Lichte einer Gaslaterne hatte Robert dies alles auf einen Blick bemerkt, und, trotz des noch inmrer

da nicht erst das Kind zu leiden haben? Robert begriff, daß sich ihm plötzlich eine große Pflicht auferlegt hatte, daß eine schwere Verantwortlichkeit in sein Leben eingetreten war, der es unmöglich war, sich zu entziehen; er mußte es verhin dern, daß dieses Kind dem Tode zum Opfer fiel! Er fühlte, daß er sich stets als Mörder ansehen würde, ließe er diesen kleinen, halb nackten Körper hier zurück, um dem Ver gnügen nachzugehen. Aber was tun? Man erwartete ihn draußen! Er wollte nicht auf das Mahl

mit schwacher Stimme. „Kennst dir denn niemand hier?" „Nein!" Während einiger Sekunden, in denen der angerufene Fiaker vor dem Bürgersteig vorfuhr, hatte Robert einen schweren Kampf mit seinem Gewissen zu bestehen. Sollte er diesem schwer leidenden Kinde Geld geben? Welch' grausame Ironie! Es würde es nicht einmal mit seinen steifen Fingern ergreifen können! Es zum Kranken hause bringen? Aber wo war das Krankenhaus und wie sollte man dort mitten in der Nacht Einlaß finden? Noch nie in seinen: Leben

18
Giornali e riviste
Sterne und Blumen
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/STEBLU/1915/11_04_1915/STEBLU_1915_04_11_4_object_8328796.png
Pagina 4 di 8
Data: 11.04.1915
Descrizione fisica: 8
meinen Gatten und mich im Erker ge sehen — wir hatten ihn jedoch nicht bemerkt —, wußte er. daß wir nicht abwesend waren und meinte nun, sein Besuch' sei uns lästig und wir hätten ihn absichtlich nicht eingelassen. Es gehörte viel dazu, ibrn den Gedanken auszureden und ihm klar zu machen, daß wir einen andern draußen vernmtet und daß unser guter, alter Doktor uns nach wie vor willkommen sei. An allen diesen Unannehmlichkeiten und Verwicklungen trug nur er, der nichtsnutzige Rauf-Robert die Schuld. Albert

. Bei den Kämpfen in Belgien hyben sich auch zahlreiche Landsturmleute hervorragende Verdienste erworben. Wir sehen hier, wie eine Abteilung des Landsturms angetretcn ist, um der Auszeichnung von sechs ihrer Mitglieder mit dem Eisernen Kreuz beiznwohnen. Ein Satz und sie hatte ihn am Rockzipfel. Ehe Raus-Robert weiß wie es geschieht, sind ihm von Tina einige sehr nach drückliche Ohrfeigen verabreicht worden. „So, Bub', infamigter, da hast du deinen Teil! Und nun mach, daß du fortkommst, sonst kannst

du noch mehr haben .. .1“ Unterdessen war dem Ueberlisteten doch die Erkenntnis des Vorganges gekommen. — Er — der Ranf-Robert — hatte sich erwischen lassen, mußte sich das einstecken! Und noch dazu von einem Frauenzimmer. Noch nicht einmal von einem Ebenbürtigen, einem recht schaffenen Buben! Nein, die Schmach, die Schande! vor so einer hatte er sich nicht gewehrt! — Kampflustig sah er Tina an. Aber die stand in iinponieren- der Größe vor ihm und hatte drohend die Hand erhoben. Da hielt er es für geraten

, ihrer Weisung zu folgen. Schmerz und Zorn im Herzen machte er sich aus dem Staube. vorderhand war nun Tinas Rachedurst gestillt; doch die Folgen ihrer rächenden Tat trafen auch unsere unschuldigen Häupter. Die zugefügte Schmach vergaß Rauf-Robert ihr nicht. Er wurde ihr und unseres Hauses erbitterter Feind, der keinen Anlaß vorüber gehen ließ, uns einen Scha bernack zu spielen. Wochen, ja wonate mußten wir da runter leiden. So viel auch aufgepaßt wurde, erwischen konnte man ihn dabei nie

; der eine lleberfall hatte ihn klug gemacht. lieber unser Haus schien der Belagerungszustand ver hängt, denn Rauf-Robert hatte als der erste in der Gilde der Dasbacher Stra ßenjungen, alle xmf seine Seite gebracht und zur Be teiligung an den Streichen herangezogen. Heddi mußte ihr Plätz- chen vor der Tür anfgeben. Seine Bundesgenossen lie ßen ihr dort keine Ruhe. Einige Wale war es vorgekommen, daß über die Gartenmauer oder gar durch das Fenster Wurfge schosse, von unsichtbarer Hand geschleudert, den Die tägliche

19
Giornali e riviste
Sterne und Blumen
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/STEBLU/1915/25_04_1915/STEBLU_1915_04_25_2_object_8328818.png
Pagina 2 di 8
Data: 25.04.1915
Descrizione fisica: 8
. Ohne in ihrer Beschäftigung inne zu halten, nüchterte sie mich mit teilnams- loser Neugier. Nichts regte sich in dem mürrischen ver grämten Gesicht, das ehemals schön gewesen sein mochte. Ohne sonderlichen Dank schlossen sich ihre arbeitsharten Finger um die Geldstücke, welche ich gab — eine, die das Leben gemeistert, die ihm ihren Tribut gezahlt. Nur als ich sagte, daß Robert manchmal zu mir kommen möge, sah sie mich mit ungläubigem Staunen an. „Der?" frug sie mit einer Stimme, aus welcher man ohne viele Morte

heraushörte, wie sie über ihren Jungen dachte. „Meine andern Kinder, Frau Doktern, sein tausendmal besser als der, — der schlechte Lump!" Dabei sah sie Robert drohend an und schob einen andern ihrer Sxrößlinge in den Vordergrund, jedenfalls um mich zu bewegen, diesem mein Wohlwollen zuzuwenden. Jener l>atte auch sofort begriffen, um was es sich handelte. „Ja, er hat unserer Alutier das Geld aus der Lade ge holt", fühlte sich der jüngere Bruder verpflichtet zu bemerken. Bisher hatte Robert ganz still

Reklame getan. Auf dein weg nach meiner Wohnung blieb Robert auf ein mal stehen uttd stieß zwischen den Zähnen hervor: „Und ich hab's doch nicht genonunen — ganz ge wiß nicht." „Ich glaube es dir", war. meine kurze Antwort. Daheim machte Gina große Augen und brummte allerlei nicht gerade Schmeichelhaftes vor sich hin, als wir beide anlangten Das störte tnich diesmal nicht. Nach gründlicher Säuberung nahm ich meinen Gast ins Zimmer und holte von Heddis prächtigem Spielzeug herbei. Es dauerte geraume

waren seit Heddis Heimgang hier nicht gehört worden. Als Robert fortging, war ihr Gesicht viel freundlicher wie beim Empfang. Eilt ansehnliches Butterbrot bekam er von ihr in die Tasche gescho ben. Ohne Murren entfernte sic die Spuren, die seine nicht ganz einwandfreien Stiefel auf unseren Teppichen hinterlafsen. Seit diesem >Tage begann ich mich wieder mehr der Mirklichkeit mit ihren Pflichten zuzuwenden, sorgte wieder selbst für meinen Gatten und das Haus. Zuerst freilich ohne jede innere Freudigkeit

. Noch oft gab es Stunden gänzlicher Trostlosigkeit in meinein Leben. Doch jene, in welchen ick nrich mit denr gemiedeiten Gassenbuben beschäftigte, zählten iricht dazu. Dann vergaß ich nteüren Verlust über der Auf gabe, die sich mir bot. Zuerst sah ich Robert nur sdlten. Den Mut, von selbst zu komnten, hatte er nicht. Ich aber mußte erst die Scheu vor dem Urteil der Leute überwinden, ehe ich wieder Ge legenheit suchte, ihn iit meiire Nähe zu ziehen. Der Ehrgeiz in mir regte sich und reizte

20
Giornali e riviste
Außferner Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3062711-4/1913/01_03_1913/ZDB-3062711-4_1913_03_01_22_object_8228894.png
Pagina 22 di 28
Data: 01.03.1913
Descrizione fisica: 28
, o warum hatte sie gezweifelt an Robert, Wal um vertraute sie ihm nicht? Dann wäre er nicht von ihr gegangen, und sie so todeseinsam. Daran mußte sie immer wieder denken. Unwillkürlich preßte sie die Hände auf die Brust, und ihre Augen starren in banger Sehnsucht und Reue in die Ferne. Sonderbar, der todkranke Mann hatte das Verlangen nach dem verlorenen Geliebten fieberhaft angefacht. Der Wind schlug an die Scheiben, es klang wie ein Schluchzen zu ihr hin und störte

alles aus, selbst das, was am tiefsten lag — die Reue. Leonore zuckte schaudernd zusammen und ihr Mund bebte wie im Weinen. , Und weiter denkt und sinnt das einsame Mädchen... Wie recht hatte Robert, als er sagte, ihre Liebe zu ihm sei nicht die rechte. Erst mußte er ihr genommen werden, ehe ihre Liebe tiefer, inniger wurde, ehe sie seinen Wert er kannte. Wie kam sie auch nur dazu, richten zu wollen, wo sie doch gar keine Beweise hatte? Wie klein war sie, an einem Verdacht scheiterte schon ihre Liebe und ihr Vertrauen

. Jetzt, da es zu spät war, sah sie ihre Fehler ein. Aufstöhnend verbarg das unglückliche Mädchen ihr Ge sicht in den Händen. Aber ihre Reue und Qualen sollten noch stärker werden. Kam doch, vor einem Jahre etwa, ein Brief von Roberts Vater. Roberts Unschuld war klar zu tage getreten, sein Bruder Hans, der Spielschulden hatte, war der Dieb. Dabei wurde er von Robert überrascht. Auf den Knien flehte er den Bruder an, zu schweigen: er habe eine Ehrenschuld zu bezahlen. Von der Garnison aus wollte er dem Vater

den Diebstahl eingestehen und um seine Ver zeihung bitten. Robert glaubte dem Bruder und schwieg. Durch sein Vertrauen, das er Hans schenkte, ward er ge ächtet, als Dieb gebrandmarkt, und aus der Heimat ver trieben ... Um des Bruders Schuld verlor er alles, was ihm lieb und teuer war. Erst vor einem Jahre gestand Harts, von Gewissensbissen getrieben, seine Schuld ein. Wieder las Leonore die trost losen Zeilen des Vaters, die beschwörende Bitte der Mut ter, — sich an dem Suchen nach dem Verschwundenen

kürlich beugte sie sich vor... Das Gesicht — das Gesicht! Es dünkte ihr so bekannt, so vertraut, so, sie weiß selbst nicht wie. Es störte sie aus, unstet lies sie in dem Zimmer umher. Da begann der Kranke sich zu regen und schlug die Augen auf. Ruhelos und staunend zugleich eilen sie über BKjjWMWgMl -Up die Umgebung hin... Das junge Mädchen schaute in schöne, dunkle, aber fiebrig glänzende Augen, die sie wunderbar er greifen ... Dunkle Äugen, genau solche, wie Robert hatte. Doch der Mann sah

21