Österreichische Reichsgeschichte : Geschichte der Staatsbildung und des öffentlichen Rechts
. Aber die Ungarn erklärten, die betreffende Bestimmung des Pressburger Friedens sei ohne Rechtskraft, weil der Reichstag dazu seine Zustimmung nicht gegeben habe. Man konnte leider diese Behauptung nicht widerlegen, weil die Urkunde, durch welche die ungarischen Stände obigen Artikel genehmigt hatten, vom Kaiser Max dem Eathe von Augsburg zur Aufbewahrung übergeben worden und in Vergessenheit ge- rathen war. In Ungarn standen sich seit langem zwei Parteien feindlieh gegen über, die der Magnaten
, welche dem Hofe nahe stand, aber durch die Niederlage bei Mohäcs sehr zusammengescliwunden war, und die des niederen Adels unter Führung des Johann Zapolya, Wojwoden von Sieben bürgen, welche eine entschieden oppositionelle Stellung einnahm. Letztere hielt schon Mitte October eine Ver s ammlung in Tokaj, avo man auf den 5. November zur Vornahme der Königswahl einen Reichstag nach Stuhl weißen bürg auszuschreiben beschloss, indem man zugleich alle Nichtersch einenden mit der Strafe des Landesverrathes bedrohte
. Unter dessen wurde für Zapolya, der schon längst nach der Krone gestrebt, eifrig Propaganda gemacht. Der Reichstag, auf dem sieh eine heftige Abneigung gegen die Deutschen geltend machte, legte besonderes Gewicht auf den Reiehstagsbesehluss von 1505, dass nie mehr ein Ausländer» sondern nur ein geborener Ungar zum König gewählt werden sollte. Da der Reichstag fast nur von Anhängern Zapolya's besucht war, wurde dieser am 10.November 1526 als König ausgerufen und am folgenden Tage vom Bischöfe von Neutra gekrönt
. Ganz Ungarn bis auf einen kleinen Streifen im Westen und Siebenbürgen war in seinen Händen. Für Ferdinand von Österreich war es von großem Vorth eile, dass nicht bloß seine Schwester Maria, die Witwe Ludwigs II., nach Kräften für ihn wirkte, sondern dass sieh auch der Palatm Stephan Bathory auf seine Seite stellte, weil nach der ungarischen Verfassung nur dieser als Stellvertreter des Königs das Recht hatte, in gesetzlicher Weise einen Reichstag einzuberufen. Dieser wurde von der Königin-Witwe