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Lienzer Zeitung
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Pagina 30 di 40
Data: 23.12.1905
Descrizione fisica: 40
nicht mehr richtig, denn sie war seit einem Jahr ihrer Krankheit wegen nicht in der Schnle gewesen, aber nach einer Weile rief sie jubelnd von neuem: „Weihnachten — Weihnachten —' Marie war viel, viel ärmer als Philipp, trotz dem sie noch ihre Eltern hatte, — Aber der Vater tat nichts, verbrachte seine Tage Gott weiß wo, und kam nur uach Hause, um seinen Rausch ans- znschlasen und sein Weib, das tagsüber, bis in den späten Abend hinein mit einem Leierkastenmann nmherzog, zn prügeln. Und Marie war krank

manchmal erstickt, aber ihr schien es jetzt, als läge das alles weit hinter oder unter ihr, als sei es abgetan für immer, ihre Seele schwebte über dem häßlichen, dunklen Moor wie eine jnbelnde Lerche im Frühling. Als alles genngsam betrachtet war — das Schönste blieb doch das Bäumchen in seinem strahlenden Glanz — begann das Mahl, O, so gnt hatte es noch nie geschmeckt! Philipp aß jetzt nnd hatte keine Zeit zur Unterhaltung, aber Marie plauderte fortwährend, Sie war ganz Aufregung und Frende

, Zu- guterletzt wurden die Nüsse nnd Äpfel uud die Süßigkeiten, pro biert. Mit einmal stand Philipp auf: „So — das Bäumcheu stellen wir jetzt auf den Tisch dort neben den Schrank, da mögen die Lichter auslöschen ist Ol in eurer Lampe? — o, es reicht schon — nnd uuu sieh, jetzt gibt es noch etwas . , . etwas, nach dem du dich neulich so gesehnt — — —' Und er nahm seine Veilchen, nnd wars sie Marie ans das Bett, über das sie jetzt die schöne wollene Decke gebreitet hatte. Da ging der Jubel von neuem

an. Ein jedes einzelne nahm sie, und meinte, ein jedes habe einen besonde ren Dnft. Ihre Wangen glühten, ihre dunklen, tiefen, von Schmerz und Leid sprechenden Angen hatten einen eigenen Glanz, fieberheiß Weihnaihtsfrende. herrliche, rote waren die abgemagerten Hände, Aber glücklich war sie — über glücklich, nnd auch Philipp, der neben ihrem Bett saß, nnd nun von der Zukunft sprach. Es braucht auf Erden wahrhaftig kein großes Glück zu sein, nämlich das, was wir so nennen — ein Glück klein nnd bescheiden

zu Philipp nnd sah ihn eine Weile an, ohne etwas zn sagen. — Dann lachte sie leise: „Ich danke dir, Fips — aber jetzt — jetzt bin ich so müde. . .' „Dann ruh' dich ein bißchen,' Da raffte sie ihre Veilchen zusammen, dicht, ganz dicht an sich und legte ihren Kopf wie selbstverständlich an Phi lipps Schulter, ein Lä cheln huschte dann und wann über ihre Züge, sie mochte träumen, träumen von Weihnacht und Er denglück, von Licht und Schönheit. — Und auch Philipp träumte mit offe nen Augen goldene Träu

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Lienzer Zeitung
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Pagina 28 di 40
Data: 23.12.1905
Descrizione fisica: 40
lichen. Wie er schon znm Fortgang gerüstet jetzt dnrch die Räume seines Betriebs ging und sich der durch eine in diesem Jahr besonders reich lich ausgefallene Weihnachtsgratifikation froh ge stimmten Gemüter seiner Angestellten srente, dachte er daran: daß Heuer zum ersten Male seine Einzige als Braut und sein Altester als Student unter dem Weihnachtsbaum stehen wür den — und jnst, als er diesen Gedanken weiter spann, lies ihm der Ausgehjunge in den Weg. „Du, Philipp', sagte er — „komm mal her

. Philipp Lang wußte nicht, wie ihm geschah. Aber er fand sich doch schnell in seinen Reichtum. Denn er war nicht nur ein braver Kerl, sondern auch ein praktisches Männlein. Die Schule der Not und des Elends er zieht selten znm Guten, öfter zu einer gewissen praktischen Art, die aber dann ausartet in List nnd Trug. Aber es ist doch sonderbar: wie es Meu- scheu gibt, die aus ihren wohlgeordneten Verhält nissen Schuld und Fehl wie Magnete ziehen, so gibt es mitten im Sumpf uud Schlamm des Lebens jnnge

eine viel vornehmere Verwendung. Da wurden Nüsse und Äpfel und feine Anisbrödchen, Lichter und Flitter, ein Tannenbäumchen und eine große, weiche, warme Decke — ja ein buntes Band gekauft — uud zuallerletzt in einem prächtig erhellten Laden, der voll Dnft war, Veilchen — eine Hand voll lieber, süßer Veilchen .... weither. . . . Und dann stürmte Philipp heimwärts. Wie hüpfend ging sein Herzschlag vor Freude — und auch er hüpfte seines Wegs. Zu solcher Stimmung paßt kein Geheu. In einer alten, schmutzigen, dunklen

Mietskaserne am Schwantalereck war sein Heim, Rückge- bände, drei Treppen hoch, auf einem Flur, der gleichzeitig zu vier „Wohnungen' gehörte, um einen euphemistischen Ausdruck zu ge brauchen. Die Obstsran kam nie vor zehn Uhr nach Haus, so blieb Philipp ungestört. Nach einer halben Stunde trat er wieder aus der Stube. Das Bäumchen war ausgeputzt, alles, was er ge kauft, zwei, dreimal in Papier gehüllt — so schlich er noch eine Stille Weihnacht. Originalzeichnung von E. Koch.

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