Mittwoch, den SS. Juli 191t. „Der Tiroler.' Seite 3 Ariedensbemühungen. Auf die Haltung Rußlands kommt cs an, ob der Krieg Oesterreichs mit Serbien schließlich auch auf ganz Europa übergreift. Die bisherige Haltung Rußlands läßt dies sehr befürchten, denn wie aus Petersburg berichtet wird, hat ein neuerlich statlge- sundener russischer Ministerrat beschlossen, Serbien mit allen Machtmitteln beizustehen und saßtc weit gehende Beschlüsse. Es wurden auch schon Vorbe reitungen fiir eine allgemeine
Mobilisierung getrof fen. In Petersburg und Moskau ist der außer ordentliche Ausnahmsznstand erklärt worden. Ein Großteil der russischen Presse hetzt mit aller Macht zum Krieg gegen Oesterreich. Inzwischen bemüht sich England, auf die Petersburger Diplomatie beruhigend einzu wirken; auch Fra n kr ei ch schließt sich die sen Bemühungen an, weil man dort ja auch allen Grund hat, einen Krieg zu scheuen, und weil schließ lich Frankreich im ganzen und großen nicht umhin kann, zu sageir, daß Serbien
einen Weltkrieg durch aus nicht wert sei. Insbesondere legt sich Teutsch land warm ins Zeug, Nußland zu überzeugen, daß es unverantwortlich wäre, einen Weltkrieg entbren nen zu lassen, nachdem doch die Forderungen Oester reichs a» Serbien vollkommen berechtigt sind. Nach einem Telegramm aus Petersburg soll Kaiser Wilhelm au den Zaren eine Depesche ge richtet haben, welchem Umstände man allgemein eine große Bedeutung beimißt. Ter russische Aeußeriiministcr Ssasonow hatte gestern, 27. Juli, eine Unterredung
aus und erklärte, daß die französische Regierung unverzüglich polizeiliche Maßnahmen getroffen habe, um einer Wiederholung ähnlicher Kundgebungen gegen Oesterreich vorzubeugen. Die jungen Leute begaben sich von der österreichischen Botschaft zu der russischen Botschaft, um vor derselben Sympathie kundgebungen zu veranstalten. Sie wurden aber auch hier von der Polizei verjagt. Mehrere Per sonen wurden verhaftet. Drohende Unruhen in Nußland. Berlin, 27. Juli. Die Blätter melden aus Petersburg: Nach einwandfreien
reichische Armee erhält voraussichtlich E r z h e r z o g Friedrich, in Serbien steht der Kronprinz Alexander an der Spitze der Truppen. Nußland für das serbische Mörderkunigreich? Petersburg, 27. Juli. Zu ihrem Leitartikel schreibe die „Nowoje Wremja': Oesterreich-Ungarn allein sagr, daß im österreichischen Ultimatum keiue offene Verletzung des internationalen Rechtes vor liege. Ein Wort des deutschen Kaisers genügt, daß Oesterreich seine Verbalnote zurücknimmt. Miser Wilhelm weiß, daß Rußland