Tageszeitung Sa/So 31.571.6.2003 Nr. Jit ViHSCHGAU 3 Erste Erwachsenenfirmung in Natums Am Pfingstsonntag werden in Natums unter Dekan Georg Peer erstmals in Südtirol zwölf junge Erwachsene gefirmt. Peer ist gegen die „Kinderfirmung “ und hat seine Schützlinge fünf Jahre lang auf diesen Tag vorbereitet. Von Christine Losso A nfangs waren alle skep tisch, als der Dekan, der immer schon mit „revolu tionären“ Ideen aufhorchen ließ, sich im Jahr 1999 plötzlich wei gerte, weiterhin Kinder
für die Firmung vorzubereiten. „Ich habe damals nach jahrelangen Überlegungen der Dorfgemein schaft mitgeteüt, dass ich es nicht mehr für sinnvoll halte, weiterhin Kinder firmen zu lassen, weil es um eine Lebenseinstellung geht, die jeder verantwortlich und per sönlich wahmehmen sollte“, so Peer gegenüber der Tageszei tung. Die jungen Menschen soll ten diese Entscheidung in seiner Gemeinde selbst in die Hand neh men können. Es hagelte Proteste und der „Firmtourismus“, wie ihn Peer scherzhaft bezeichnet
, begann. Eltern wichen mit ihren Spröss lingen in andere Gemeinden aus, weil sie die Ansichten ihres De kans nicht teilen konnten. Der Vorwurf, dass ein Kind sich auch nicht eigenständig für oder gegen seine Taufe entscheiden könne, mag Peer nicht gelten lassen. „Es ist ein Recht des Kindes, mit der Taufe an etwas teilzunehmen, was für die Eltern objektive Wer te darstellt, insofern erfüllt die Thufe ihren Sinn, weü sie für die Eltern wichtig war.“ Auch glaubt Peer, dass in dieser Gesellschafts form
wie der unseren, die Taufe vorteilhaft sei, weil sie allein schon einen sozialen Zweck erfül le. Mit der Firmung indes sei es etwas anderes. D«kan Gtorg PtiR Es gibt keinen einzigen Grund, Kinder zu firmen Dem Bischof, der nicht derselben Überzeugung ist wie Peer, er klärt Herr Dekan, „dass es kei nen einzigen sachlichen Grund für eine Kinderfirmung“ gebe. Um das zu verstehen, müsse man ein bisschen in die Geschichte zurückgreifen. Die Firmung ist im 4. Jahrhundert durch das konstantinische Edikt entstan
- man wollte ihnen das ewige Schmoren in der Hölle ersparen. „Heute denkt kein Mensch mehr so. Jeder weiß, dass ein gütiger Gott keinen Menschen fallen lässt, auch wenn er nicht getauft sein sollte“, klärt Dekan Peer auf. Deshalb sei auch diese Überle gung mit ein Grund, warum sich Jugendliche heute Zeit lassen und sich auf die Firmung gut vor bereiten können, die sie dann aus freier Entscheidung und mit ei genem Willen vollziehen sollen. So werden in Naturns am 8. Juni dieses insgesamt zwölf Jungend liche, vier Mädchen