10 h. — Deutschland Monat K 2.—, viertelj. K 6.—. halbj. K12.—. — Schweiz u. übt. Ausland: m. K 2.50, vj. K 7.50, hj. K _, Skr. 229 Innsbruck, Donnerstag, 3. Oktober 1912 20. Iahrg. NM" Erscheint an allen Wochentagen um 5 Ahr abends. “IRS v4 ) Cme Partei der Vergangenheit. Innsbruck. 3. Oktober. Seit vorgestern hat das deutsche Volk in Oester reich eine neue politische Partei: die „Jungdeutsche Vereinigung". Was sie anstrebt, nämlich, was sie alles anstrebt und will, ist nicht ohneweiters zu sagen
zu denken und alle poli tischen Erscheinungen auf bestimmte Ursachen zu- rückzusühren. Eine Partei, die mehr sein will, als die Heimstätte notorischen Bierschwefels, muß sich aus bestimmten politischen, ökonomischen, sozialen, nationalen oder kulturellen Tatsachen heraus ent wickeln; sie kann der Niederschlag eines Fortschrit tes, kann die Folgeerscheinung einer Reaktion sein. Aber unerläßlich ist, daß sie bei ihrer Schöpfung be kennt, welche Veränderungen sie im wirtschaftlichen, staatlichen, sozialen
oder kulturellen Leben anstrebt, welche politische, soziale, ökonomische und kulturelle Ziele sie verfolgt. Von alldem ist in der dürftigen Mitteilung über die jungdeutsche Geburt nicht die Rede. Die Partei sagt nicht, was sie ist und was sie will. Und wir müssen, um einen sicheren Schluß auf die neue Partei ziehen zu können, entgegen un serer sonstigen Gepflogenheit, die Bildung dieser Partei vom persönlichen Standpunkte aus betrachten. Die Sache offenbart hier nichts, die Person
aus. Der Gefängnisinspektor Semcntowsky, der zur Revision eingetroffen war, suchte den Direktor dadurch zu unterstützen, daß er die Gefangenen roh behandelte und sie duzte. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem Wortwechsel zwischen ihm und dem politischen Gefangenen Bril lion, der damit endete, daß der Befehl erteilt wurde, Brillion durchzupeitschen! Der Befehl wurde voll- mehrerer mit ihrem Denkvermögen in einer glück licherweise vergangenen Periode haftenden Politi ker. Die Partei wurde — und das sagt wohl
alles — vom Abgeordneten des ersten Innsbrucker Wahl kreises, Dr. Erler, in Gemeinschaft mit dem Ver treter der Städte Bozen und Meran, Abg. Kraft, und dem Herrn Einspinner, einem Abgeordneten aus der grünen Steiermark, gegründet. Erler und die Abgeordneten, die nun seine Partei vereint, leben mit ihrem politischen Empfinden, mit ihrer Gedankenrichtung noch in den schönen Zeiten des Privilegienparlaments, wo als der richtige Abgeordnete, als der wahre Volksvertreter galt, wer im nationalen Krakeel und Skandal