Seite 4 Samstag / 21. Jänner 1931 ONKEL OTTO Ein fröhlicher Zeitroman von Albert Augustin Urbeberrechtsschutz Drei-Quellen-Verlag Königsbruck Sa. 6 . „Aber Onkel... mit dem Lenz kann man ja nicht ver kehren!" „Lieber Neffe!" entgegntte Onkel Otto mild. „Er ist mei ner Schwester Mann. Wie ihr auch miteinander steht, ich komme nicht drumherum, ihn aufzusuchen. Das dürft ihr mir nicht übelnehmen. Ich tue es nicht, um euch zu krän ken!" Die ruhigen Worte versöhnen ivieder. Onkel Otto geht
auf den neuen Gast, den er Noch nie gesehen hat. Nachdem er bedient hat, kommt er zu Onkel Otto, der an dem großen Stammtisch, mitten unter den Bauern, Platz genommen hat, und begrüßt ihn, wie jeden Gast immer, mit Handschlag. „Was darf ich Ihnen bringen?" „Ein helles Bier, Herr Lenz. . . nicht wahr?" „Jawohl... mit wem habe ich die Ehre?" „Ich bin dein Onkel Otto von drüben!" Er freut sich, als er den herzlichen Ausdruck der Freude auf Rudis offenen Zügen sieht. „Schön willkommen, Onkel! Schön willkommen
! Da muß Lch glech Vater rufen! Vater! Vater!" Peter Lenz, der gerade in der Küche ist, kommt und er kennt den Schwager gleich wieder. Er strahlt über das dicke, gutmütige Gesicht, und seit langem läuft er — die Gäste stellen es fest — wieder einmal schnell. „Aber das ist schön, Otto, daß du den Weg zu mir herüber findest! Aber das freut mich!" Einmal umS anderemal schüttelt er ihm die Hände. Die ehrliche Freude des Mannes tut dem Amerikaner wohl. Er fühlt sich sofort wie zu Hause. Im Lokal schaut
alles neugierig auf den sagenhaften On kel aus Amerika. Peter Lenz setzt sich zu Otto, und sie plaudern miteinander. Es gibt so viel zu erzählen. Zuerst spricht Peter Lenz von seinem toten Weibe und gesteht, daß sie ihm bitter fehlt, heute noch mehr als vor drei Jahren. „An was ist denn Dorothee gestorben?" fragt Onkel Otto. „Am Gallenfieber, lieber Otto. Sie hatte immer mit der Galle zu tun, und jede Aufregung mußte ihr in den letzten Lebensjahren ferngehalten werdm. Ging auch ganz gut, aber . . . vor drei
einer der 'Tä ter im Gefängnis einbekannte, daß die obgenannte in erster Instanz zu elf Jahren Kerker verurteilte Frau unschuldig Wörgler Nachrichten Die Bauern nickten ihm mit beifälligem Murmeln zu. „Siehst du, Otto, auf mich hat nun die Stadt einen wahnsinnigen Zorn. Mein alter „Blauer Ochse", der steht doch rund zehn Meter vor, und vor ihm ist noch der große Nußbaum. Der Nußbaum soll weg. Und der „Blaue Ochse" auch. Soll einrücken. Neu bauen soll ich, mich mit Schulden beladen, so einen großstädtischen Zimt