8 gungsloS am Mastbaume gelehnt, vorwärts. „Ich — ich!" riefen die Beiden wie aus Einem Munde, während sie trachteten, das Ziel zu erreichen. „Das kleinere Kind soll kommen!" riefen die Matrosen, „denn das Boot ist schon überbürdet." Als sie diese Worte vernahm, ließ die kleine Giulietta, wie vom Blitz getroffen, die Arme zu beiden Seiten herabfallen und blieb regungslos stehen, während sie mit ersterbenden Augen Mario ansah
. Der Knabe be¬ gegnete eine Sekunde lang ihrem Blick, er entsann sich, was sie für ihn gethan und ein hehrer Entschluß erwachte in seiner Seele. „Das kleinere Kind!" riefen die Matrosen ungeduldig, „wir stoßen ab, rasch!" Da rief Mario mit übernatürlicher Stimme: „Sie ist leichter, vorwärts Giulietta! Du hast noch Vater, Mutter, Geschwister, ich stehe allein, ich trete dir meinen Platz ab, geh' du an meiner Stelle!" „Wirf sie in's Meer
!" riefen die Matrosen und Mario befestigte die Kleine an dem Seil und schleuderte sie dann hinab. Das Stäbchen stieß einen Schrei aus und fiel; ein Matrose erfaßte sie am Arme und zog sie in's Schiff. Der Knabe stand regungslos und hochauf- gerichtet da; die vom Winde gepeitschten Haare umwehten seine hohe freie Stirne; er war ruhig, er war göttlich zu schauen! DaS Boot setzte sich in Bewegung, es war höchste Zeit
, denn der durch das untergehende Schiff her¬ vorgerufene Strudel hätte es sonst mit sich gerissen. Das Mädchen, welches bis jetzt kaum zur Besinnung gekommen war, schlug die Augen auf und richtete sie zu dem Knaben empor. „Leb' wohl, Mario!" rief sie schluchzend, indem sie die Arme gegen ihn ausbreitete, „leb' wohl, leb' wohl!" „Lebe wohl!" er- wiederte der Knabe, indem er die Hand zu einem letzten Gruß emporhob; das Boot glitt rasch auf der bewegten See dahin