ihres Alters so schwach geworden, daß sie am 26. Februar vormittags während des Gottes dienstes einen Teil ihrer Last, nämlich die zwei Zeiger am Zifferblatt in der Kirche, abgeworfen hat. Glücklicherweise wurde hiebei niemand verletzt. Die Turmuhr, diese alte Greisin, hätte eben gerne eine Mario ihren Dank für die ihr so zahlreich erwiesenen Aufmerksamkeiten während ihrer Krankheit auszu sprechen. „Sie haben mich tief beschämt durch Ihre Freundlichkeit. Ich glaube, Sie haben Ihr Treib haus fast ganz
für mich geplündert", sagte sie leise, während ihre langen Wimpern sich wie ein Schleier über ihre Augen senkten. „Wenn ich wirklich so glücklich war, Ihnen mit meinen Blumen eine kleine Freude zu machen, so fühle ich mich überreich belohnt", antwortete Mario mit Wärme. „Auch jetzt habe ich wieder ein Myrtenstöckchen in der Knospe stehen; wenn Sie gestatten, schicke ich es Ihnen zu, damit es bei Ihnen erblühe. Ich weiß, der Anblick der Blüte erfreut uns viel mehr, wenn wir das allmähliche Wachsen und Schwellen
der Knospen beobachten konnten, als wenn wir sie plötzlich völlig entfaltet vor uns sehen." „Nein, ich ertrage das nicht länger!" rief Klothilde leidenschaftlich und sprang ungestüm auf. Das böse Bewußtsein, daß sie ihn neulich durch shre tolle Fahrt absichtlich hatte kränken wollen, überflutete plötzlich ihr Herz mit Scham und Qual. »Was ertragen Sie nicht?" fragte Mario erstaunt. »Diese unverdiente Güte von Ihnen. Sie uberhäufen mich mit zarter Aufmerksamkeit, weil keine Ahnung davon haben, wie böse
", versicherte Mario. „Ich habe Ihnen", fuhr sie stockend und errötend fort, „allen Ernstes ein Schuldbekenntnis abzulegen — aber ansehen dürfen Sie mich nicht dabei, sonst fehlt mir der Mut zu sprechen." „Gut, so will ich die Augen schließen, damit Sie recht offen gegen mich sein können", erwiderte Mario, indem er sich in den Sessel zurücklehnte und die Augen mit der Hand beschattete. „So, jetzt bin ich auf das Schlimmste gefaßt." „Sie wissen", begann Klothilde nach einem tiefen Atemzuge
, während sie sich ebenfalls auf einen Sessel niedersinken ließ, „daß Sie bisher meine An sichten häufig bekämpft haben. Das ärgerte mich; insbesondere die Aeußerung nämlich, Sie liebten es nicht, wenn Frauen die Zügel führten, es sähe un weiblich aus, und emanzipierte Frauen seien Ihnen ein Gegenstand des Abscheues. Erinnern Sie sich dessen?" „O ja, ich erinnere mich, diesen Ausspruch ge tan zu haben, und kann ihn auch nicht zurücknehmen", entgegnete Mario ruhig. „Nun wohl, ich war recht böse